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HB ohne Filter vom 26. März 2010

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Datum:
26.03.2010

6 Kommentare

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Heute zu den Themen: Vertriebsnetzwandlungen, Start ins Auto-Frühjahr, Zum Tode von Jürgen Plaschka, Das Olympia-Projekt und Blick auf den Alltag.



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21. März – Montag



Vertriebsnetzwandlungen. Tag um Tag treffen in der AUTOHAUS-Redaktion neue Hammermeldungen ein. Dabei handelt es sich vorrangig um Insolvenzen bzw. Betriebsübernahmen. Wer hat hier nicht Namen wie MAHAG, Auto König, Niedermaier & Reich, Kroymans, in Memmingen oder die MAG Metz im Blickfeld? Wir oder auch andere Branchenmagazine kommen gar nicht nach, die jeweiligen Hintergründe auszuleuchten. An diversen "Untergängen" ist aber der Hersteller mindestens so stark beteiligt wie der Händler selbst. Wer beispielsweise die Insolvenz von Kroymans oder der Autohausgruppe MAG Metz mit ihren 1.200 Mitarbeitern an 24 Standorten analysiert, staunt, wie die Netzpolitik von Opel eine derartige Ausrichtung möglich macht. Man setzt auf Großbetriebe und träumt von Wachstum ohne Investment. Selbst am Standort von Georg von Opel in Frankfurt, an dem Opel selbst beteiligt ist, wird das deutlich. Jetzt wird eine neue Gruppe gesucht. Die zeigt aber an den "abgewetzten" Immobilien wenig Neigung.



Metz wie Kroymans zeigen, wie fatal es ist, wenn die Hersteller auf falsche Pferde setzen. Die Politik bei Metz war klar: Wachstum um jeden Preis! Aber ja nichts investieren. Man kochte auf vertriebspolitischem Minimalismus und agierte lieber preisaggressiv am Markt. Außerdem bauen die Händler, die gerne eine schnelle Wachstumsnummer drehen, oftmals dafür nicht die nötige Organisation auf. Auch einschlägige Handelsketten sind vielfach auf eine einzige Person zentriert. Wehe, die kommt unter die Räder.



Umgekehrt halten auch die Autohändler Ausschau nach möglichen neuen Marken fürs eigene Sortiment. Wer derzeit Opel-Händler ist, muss sich strategisch im Mehrmarkenkanal umsehen. Was beispielsweise Ford als Begehrlichkeit der eigenen Marke proklamiert, ist für den Opel-Händler eine realistische Zukunftsoption. Natürlich haben nahezu alle Marken echte Händlerprobleme in Ballungszentren. In München gibt es beispielsweise einen angestammten Fiat-Händler, den "Fiat-Keidler". Zusammen mit Halmburger & Höflich hatte diese Gruppe mal den Münchener Markt im Griff. Fiat sucht seit zehn Jahren im Münchener Norden einen Händler. Das Fiat-Engagement von Kroymans in München kann man nun auch abhaken.



Jetzt hat Fiat in Opel-Häusler oder auch umgekehrt einen geneigten neuen Partner gefunden. Der Norden in München bleibt dennoch unbesetzt. Häussler wird für Fiat aber auch in Freising aktiv. In Erding sitzt aber schon ein B-Händler von Keidler. Das juckt Fiat nicht. Interessant ist dann, wie der jeweilige Außendienstmitarbeiter sich verhält. Man staune wie in dem Münchener Beispiel um Fiat. Der Außendienst ist hier angeblich nicht einmal in die neuen Pläne involviert. Die Netzstrategen wollen immer noch nicht wahrhaben, dass hier bei Märkten wie beispielsweise München, eine geschlossene, gemeinsame Vorgehensweise erforderlich ist. Die alten und neuen Händler sollten hier strategisch auf eine neue, gemeinsame Ebene geführt werden. Das ist aber den Netzstrategen zu aufwändig. In Wahrheit sind das dann alles sehr kurzatmige Lösungen. Man spürt, da fehlt die mittelfristige oder gar langfristige strategische Ausrichtung. Fazit: Sie springen zu kurz und wundern sich, wenn es hinterher viel mehr kostet. Das Motto: Nach mir die Sintflut!



22. März – Dienstag



Start ins Auto-Frühjahr. Ob es der Branche gelingen wird, den März zum Top-Verkaufsmonat 2010 zu machen? Die neuen Modelle der einzelnen Marken werden kräftig beworben. Hyundai ist mit seinem Geländewagen ix-35 und einem sensationellen Einführungspreis von 20.990 Euro unterwegs. Citroen fällt mit dem neuen DS3 auf, Ford mit Transit-Werbung. Klar, BMW punktet mit dem neuen 5er, der seit 20. März am Start ist und von den Händlern mit Begeisterung aufgenommen wird. Opel feierte am 13. März seinen 111. Geburtstag. Toyota und Nissan greifen mit dem Auris und Qashqai ins Marktgeschehen ein. Fiat trumpft mit dem Punto Evo und dem Doblo Cargo auf.



Natürlich fallen immer wieder die werblichen Stilblüten ins Gewicht. Da wird der Fahrzeugwechsel erleichtert. 2.500 Euro Trennungsprämie! Andere sind im Tausch-Rausch und tauschen ihren Dienstwagenbestand. Der Team-Golf wird nach wie vor mit dem "All-Inclusive-Paket" verkauft. Werblich fällt Opels Geburtstag aus dem Rahmen, gleichermaßen die Opel Corsa Edition Eisenach. Ein Spezialgruß via Osten! Andere werben: Konfigurieren sie bei uns vor Ort online ihr Wunschfahrzeug zu Hammerpreisen. Andere lassen ihre Kunden von ihren günstigen Tageszulassungen profitieren. Ford glaubt immer noch an das Wunder von Köln: Null Kostenrisiko mit der Ford Flatrate, Full-Service! Außerdem wird der Gewerbemonat ausgerufen! Bitte: Nun kann der Frühling kommen!



24. März – Mittwoch



Zum Tode von Jürgen Plaschka. Meine geschätzte Kollegin, Anita Friedel-Beitz, ließ mir die traurige Nachricht vom Tode von Jürgen Plaschka zukommen. Ich lernte ihn vor über 25 Jahren an der BFC in Calw kennen und weiß heute noch um seine auffällige KUF-Arbeit: "Die Kalkulatorischen Kosten im Autohaus." Jürgen hat sich darin eingehend mit dem Kalkulatorischen Unternehmerlohn auseinandergesetzt. Das war von derartiger Klasse, dass ich wusste, das Kaliber Jürgen wird seinen Weg machen. Es war so.



Er kam aus dem hohen Norden nach Calw. Aus Amelinghausen. Inzwischen hatte er in Lüneburg und Winsen weitere Betriebe aufgebaut. Volkswagen und Skoda waren seine Herstellermarken. Er hatte zwei weitere: Financial Services. Wann immer ich ihn traf –er kam alljährlich zu den AUTOHAUS-Perspektiven -, erzählte er mir von Plaschkas Zinshammer. Er wusste auf diesem Klavier professionell zu spielen. Ebenso auf dem Gebrauchtwagen-Klavier. In seinem Outfit erinnerte er mich aufgrund seines fülligen Bartes immer an Denkernaturen, russische Schachspieler.



Ja, Jürgen hatte Tiefgang und ein großes Menschenherz. Er hatte mir auch seine schwere Krankheit anvertraut. Sie zeigt, wie wir als Betroffene auf Ärzte, Schwestern und Pfleger angewiesen sind. Ja, Jürgen hing am Leben. Er hat es geliebt, so steht es auch in der Trauerbotschaft seiner Familie. Jürgen Plaschka gehört für mich ferner zu den eigentümergeführten Familienbetrieben, die man als mittelständische Bilderbuchunternehmen bezeichnen darf. Und so wird er mir in lebendiger Erinnerung bleiben. Die BFC in der Hesse-Stadt Calw war unsere gemeinsame Wurzel. Es sollte ein gemeinsamer Weg bis zu seinem viel zu frühen Abschied mit 53 Jahren werden. Meine Gedanken sind heute am Tag seiner Beisetzung bei ihm und seiner Familie. Herzlichen Dank für all die Begegnungen, die Impulse, die ich durch ihn erfahren durfte.



25. März – Donnerstag



Das Olympia-Projekt. Heinrich Kobert gehörte in der DDR zu den Menschen, die das System 1989 am Ende sahen und dazu den Mund aufmachten. Alle Bürger aus den Neuen Bundesländern schöpften mit der Wende neue Hoffnung. Damals hieß es: "Such dir eine deutsche Automarke, das ist sicher, das hat Zukunft. Die bauen die besten Autos." Kollegen aus den alten Ländern, so Kobert, die beim Aufbau halfen, warnten: "Seid nicht so blauäugig, haltet euch bei den Investitionen zurück. Die Hersteller bestellen, ihr bezahlt." Das sollte sich für ihn als bittere Wahrheit erweisen.



Kobert schildert in seinem Buch "Das Olympia-Projekt" (ISBN: 978-3-8391-5536-3) seine Unternehmensgeschichte mit Opel, von der Grenzöffnung bis zum bitteren Finale 2002. Das Buch hat mir als "Wessi" sehr deutlich die Sicht jener Menschen nahegebracht, die sich aus dem "Nichts" auf die "Soziale Marktwirtschaft" einzustellen hatten. An Koberts Beispiel wird deutlich, dass es dem Mittelstand strukturell vielfach an Eigenkapital und Rendite mangelt. Es ist ein verdammt weiter Weg, wenn man von Null anfangen muss und trotz größter Anstrengungen einfach nicht vorne ankommt. Ja, da ist mancher unverschuldet auf der Strecke geblieben. Kobert hat hier ein wichtigen wirtschaftsgeschichtlichen Beitrag für die automobile Handelsgeschichte nach der Wende vorgelegt.



26. März – Freitag



Blick auf den Alltag. Ostern steht wie der Frühling vor der Tür. Das ist für viele mit einer Atempause verbunden. Die nachstehende Auflistung soll einige Fakten aufzeigen und den Blick auf das Ganze lenken:



-40,8 Millionen Deutsche sind erwerbstätig.


-Im Durchschnitt wird jährlich an 213 Tagen gearbeitet.


-Männer leisten im Durchschnitt 23,2 Überstunden pro Monat, Frauen 15,2 Stunden.


-In Deutschland gibt es 40 Millionen Privathaushalte.


-In Deutschland gehören 25,7 Millionen Personen der römisch-katholischen Kirche an, 25,1 Millionen sind evangelisch und 26,5 Millionen konfessionslos.


-Jeder zehnte Bundesbürger muss am Sonntag arbeiten.


-9,02 Millionen Schüler und 664.300 Lehrer brechen morgens bundesweit zur Schule auf.


-Rund neun Prozent der Schüler sind Ausländer.


-Der Staat investiert pro Jahr durchschnittlich 4.900 Euro in die Ausbildung eines Schülers.


-137 Minuten schauen Jugendliche am Tag fern – drei Minuten länger als sie im Internet surfen.


-Die Durchschnittsgröße der Deutschen beträgt 178 cm (Männer) und 166 cm (Frauen).


-Die Sexfrequenz liegt in Deutschland zwischen 122 Mal pro Jahr (Mecklenburg-Vorpommern) und 97 Mal (Rheinland-Pfalz)


-Die Scheidungsquote lag 2008 bei 51 Prozent.


-Die durchschnittliche Mindestschlafdauer liegt bei acht Stunden.


-Der Pro-Kopf-Verbrauch an Kaffee liegt pro Tag bei 0,41 Liter, an Bier bei 0,31 und von Wein an 0,06 Liter.


-35 Minuten braucht der Berufstätige im Schnitt für das Mittagessen.


-36 Prozent der Männer und 28 Prozent der Frauen sind Zigarettenraucher.


-41,9 Quadratmeter Wohnfläche bewohnt ein Deutscher im Durchschnitt


-41 Millionen Pkw werden in Deutschland auf 231.000 Kilometer Straße bewegt.


-71 Prozent der Deutschen kommen mit dem Auto und Motorrad, zwölf Prozent mit Bus und Stadtbahn und 0,4 Prozent mit Bahn, Schiff oder Flugzeug zur Arbeit.


-Dabei ist die durchschnittliche Weglänge 14,5 Kilometer. Dem entsprechen 23,8 Minuten für eine Strecke.


-Auto, Bus und Bahn machen rund 13 Prozent der privaten Konsumausgaben aus.



Spruch der Woche:


"Geduld hat ihre Grenzen. Geht man zu weit, wird sie zu Feigheit." (Georg Jackson)



Mit meinen besten Ostergrüßen



Prof. Hannes Brachat


Herausgeber AUTOHAUS




N.B.: Der nächste "HB ohne Filter"-Blog erscheint am 16. April 2010.

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KOMMENTARE


Dieter M. Hölzel

26.03.2010 - 11:33 Uhr

Zum Spruch der Woche: Der Klügere gibt solange nach, bis er der Dumme ist !


E.Kühlwetter (wallibelli)

26.03.2010 - 13:07 Uhr

RE: Start ins Autofrühjahr. Guten Tag Herr Prof. Brachat, der März wird zeigen, wohin die Reise bei den Neuzulassungen 2010 geht. Mit 23 Werktagen hat er dieses Jahr die meisten monatlichen Verkaufstage, das Wetter war autokaufgerecht und er war vorigers Jahr der erste Monat mit voller Abwrackprämienauswirkung. Die Zahlen werden unmittelbar vor der AMI vorliegen. Sie dürften das Hauptgesprächsthema am Pressetag sein. Für einen Autofrühling ist die allgemeine Stimmung beim Konsumenten viel wichtiger, als eine wieder auflebende Aktionitis der Anbieter. Wir müssen das "Sensibelchen" Autokunde auf Händen tragen, für gute Konsumentenstimmung sorgen und dürfen ihn auf keinen Fall mit öffentlich kontrovers geführten Diskussionen verschrecken. Hier sind die Lobbyisten und Verbandsfunktiäre gefordert. Jede Diskussion über Spritpreiserhöhungen, Maut, E- Mobilkaufunterstütznug, Tempo 30 in Ortschaften, Stickoxydkonsequenzen etc. ist kontraproduktiv. Weil die Kunden wieder anfangen, abzuwägen, aufzuschieben, zu zweifeln. Die Verantwortlichen in Politik, Medien und Branche sollten sich unbedingt eine inzwischen wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis aus der neurologischen Forschung hinter die Ohren schreiben: "Ein verwirrtes Gehirn kauft nicht! ". Gruß E. Kühlwetter


Dieter M. Hölzel

26.03.2010 - 19:53 Uhr

Sehr geehrter Herr Kühlwetter ! Ihrem Kommentar kann man nur in vollem Umfang zustimmen, schlimm daran ist nur, dass es eines solchen qualifizierten Kommentars überhaupt bedarf. Die von Ihnen zitierte Diskussion zeigt aber auch, welch´ unqualifizierte Leute in der so wichtigen Autobranche Unsinn von sich geben und sich dabei auch noch recht schlau vorkommen, aber eigentlich keine Ahnung haben was im Markt los ist. Allseits ein schönes Wochenende


J.Ackermann

27.03.2010 - 00:02 Uhr

AW:Vertriebsnetzwandlungen Endlich wird mal "deutsch" gesprochen! DANKE!


Karl-Heinz Scherer

27.03.2010 - 11:30 Uhr

Das Olympia-Projekt Zwischen 1992 und 1994 war ich öfter branchenaktiv in den Neuen Bundesländern. Bereits zu dem Zeitpunkt - also nicht so lange nach der Wende - zeigten sich die gravierenden Auswirkungen einer übereilten, auf Eroberung des Automobilmarktes ausgerichteten Händlernetz-, Bau- und Verkaufspolitik. Stetig nahm auch die Bereitschaft der Banken zu Ünterstüzung ab. Die ersten Träume platzten schmerzhaft. Das wurde mir von Händlern an unterschiedlichen Orten bestätigt.


aggiepack

27.03.2010 - 18:48 Uhr

Sicherlich sind manche Hersteller an den Insolvenzen diverser Autohäuser und Handelsgruppen der letzten beiden Jahre nicht ganz schuldlos. Allerdings nun ausgerechnet Kroymans hier als Paradebeispiel anzuführen, irritiert doch reichlich. Bei nüchterner Betrachtung dürfte Kroymans in Deutschland wohl eher am eigenen Größenwahn und an den Visionen seines Geschäftsführer Cürten gescheitert sein, der ja nicht das erste Mal in seiner beruflichen Laufbahn einen Dämpfer hinnehmen mußte. Da hält sich mein Mitleid in sehr engen Grenzen. Wenn man die Insolvenzen der großen Handelsgruppen näher betrachtet, so sind es doch zumeist schnell gewachsene, teilweise durch Übernahme von moridbunden Konkurrenten entstandene Kunstgebilde mit teilweise doch recht erstaunlichen Defiziten bei der Integration einzelner Betriebe in ein schlüssiges Gesamtkonzept.


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