HB ohne Filter vom 24. Oktober 2008
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24.10.2008Heute mit den Themen: AutoBild Qualitätsreport 2008, Kapitalmarktkrise und die Autobanken, Kraftstoffverbrauch und Kundenärger, Fabrikatshändlerkongress in Frankfurt sowie Dudenhöffers neueste Weissagungen.
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20. Oktober – Montag
Kundenzufriedenheit und AutoBild Qualitätsreport 2008. "AutoBild" legt seit 2001 jährlich seinen Auto-Qualitätsreport vor. Gewinner für 2008 sind die Marken BMW und Toyota. Aber! Die Damen oder Herren, die bei den einzelnen Marken für das Thema Kundenzufriedenheit verantwortlich sind und immer noch meinen, dessen Resultat müsse Margenbestandteil im Händlernetz sein, mögen die Darstellung im aktuellen Heft "AutoBild" Nr. 42 eingängig studieren. Dort heißt es u.a.: "Wie die Autohersteller Konsumenten verprellen..." Weiter: "Interessanterweise liegt das meist weniger an den fehlerhaften Produkten selbst, sondern an der undurchsichtigen Art und Weise, wie die Autohersteller mit ihren Fehlern umgehen. Kurz gesagt: Wir wissen nicht, was sie tun."
Weiter: "Es drängt sich der Verdacht auf – und das nicht nur für VW –, dass Autobesitzer bewusst möglichst lange im Unklaren gelassen werden, ob ein Mangel ab Werk vorliegt. So ist sichergestellt, dass viele Betroffene ihre berechtigten Ansprüche mangels Unkenntnis erst gar nicht vorbringen und dem Hersteller die teuere Nachbesserung erspart bleibt." Dann wird ein Werkstattmeister eines Premiumherstellers zitiert, der meint: "Es sei ihm bei 'Todesstrafe verboten', Kunden auf berechtigte Kulanzansprüche hinzuweisen." Eigentlich, so wird weiter reklamiert, müsste das entwürdigende Feilschen um Kulanz in der Vertragswerkstatt der Vergangenheit angehören. Fazit: "Die Hersteller verabschieden sich von dem (ohnehin unerfüllbaren) Anspruch, ein perfektes, fehlerfreies, endgültiges Produkt abzuliefern." So schafft man Vertrauen! Kulanz wird nach Lust und Laune gewährt. Das schafft messbare Kundenzufriedenheit! Das Ergebnis: Alles andere als objektiv.
21. Oktober – Dienstag
Kapitalmarktkrise und die Autobanken. Ob die Kapitalmarktkrise die wahre Ursache für die Krise bei den Banktöchtern von GM (GMAC) und Ford ist? Sie sind doch schon einige Zeit lang Betroffene der Mutterkonzern-Malaise, die jeden übrigen Cent virtuell über den Teich schieben müssen. Außerdem darf für die deutsche Automobilkonjunktur festgestellt werden, dass wir es grundsätzlich schon länger mit einer schwachen Autokonjunktur zu tun haben. Nach außen ist beispielsweise Ford in Deutschland nichts anzumerken. Aktuell wird der neue Fiesta mit dem Slogan "Mitten im Jetzt" mit vier Jahren Garantie, vier Jahren Null Wartungskosten sowie mit 1,99 Prozent effektivem Jahreszins angeboten. Mancher Händler setzt als Einführungsangebot noch vier Winter-Kompletträder drauf. Der Unterschied – die Ursache nach Innen – liegt im Zinssatz für die Einkaufsfinanzierung von Neu- und Gebrauchtwagen. Zinsen jenseits der Zehn-Prozent-Hürde haben für die Händler damit quasi Strafcharakter.
Wenn nun Mazda Deutschland sich von der unmittelbaren Bindung von Ford Credit Europe freimacht und zum 1. Januar 2009 den Verbund zur Santander Consumer Bank sucht, dann sollte man hier genauer hinschauen. Der Automobilhersteller Ford ist am Automobilhersteller Mazda mit gut 33 Prozent beteiligt. Bitte, nun folgt die erste Loslösung von einer Captive-Bank zu einem freien Wettbewerber. Das ist Sprache! Offensichtlich kann die "Herstellerbank" nicht mehr jene Leistungen bringen, die im freien Wettbewerb notwendig sind. Der neue Verbund zwischen Mazda und der Santander ist europäisch ausgelegt. Da stehen Dimensionen an Financial-Services-Leistungen dahinter! Schließlich gibt die Santander Bank zu verstehen, in der Sparte Gewinn für 2008 zuzulegen! Auch solche Banken gibt es derzeit noch. Sicher wird sich manche Bank- bzw. Leasingkondition aufgrund höherer Sicherheitsvorgaben und schlechterer Ratingeinstufungen verteuern. Insider munkeln in einer Bandbreite zwischen zehn und 15 Prozent. Und über die hohen Restwertverzerrungen bei den Leasingrückläufern werden wir in nächster Zeit verstärkt zu berichten haben.
22. Oktober – Mittwoch
Kraftstoffverbrauch und Kundenärger. Wer die Verbrauchsangaben für Benzin oder Diesel in den Neuwagenprospekten registriert und mit der Realität vergleicht, stellt fest, dass die Ist-Verbrauchswerte um etwa 20 Prozent über dem Normwert liegen. Das schafft Kundenzufriedenheit! Diesmal sind aber nicht die Automobilhersteller ursächlich dafür verantwortlich, sondern die längst überholte Brüsseler Messnorm 80/1268/EWG. Sie entstammt dem Jahre 1980 und wurde seither einmal sachte angepasst.
Beim geltenden Messverfahren wird ein Drittel braver Überlandverkehr, zwei Drittel als simulierter Stadtverkehr zurückgelegt. Nur einmal wird das Fahrzeug für wenige Sekunden auf Tempo 120 km/h beschleunigt. Es wäre Brüssel als politischem Klimaschutzvertreter wie der Automobilindustrie dringlich geraten, sich im Interesse der Kundenzufriedenheit und wahrer Umweltwerte für ein neues Prüfungsverfahren – weltweit – einzusetzen. Gut Ding will Weile haben: Fünf Jahre würde das bis zur Umsetzung schon dauern!
23. Oktober – Donnerstag
1. Fabrikatshändlerkongress in Frankfurt. Ulrich Fromme, ZDK-Vizepräsident und Sprecher der deutschen Automobilhändler ist der eigentliche Initiator der Großveranstaltung in Frankfurt, zu der sich über 650 Händlerinnen und Händler heute Abend und morgen treffen. Ulrich Fromme: "Es geht in Anbetracht der GVO-Weichenstellung 2010 um die Standortbestimmung für die Branche sowie um die Erarbeitung von Zukunftsperspektiven, um Wünsche, Erwartungen und Forderungen, sowohl an die Politik wie an die Automobilhersteller/-importeure."
Heute Abend lud die Bank Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe zur Kongresseröffnung ein. Im Rahmen dessen verlieh der ZDK erstmals einen "Branchen-Oscar". Erster Preisträger ist der langjährige Sprecher des Verbandes der Fiat Konzern-Händler und –Servicebtriebe Deutschlands: Friedrich-Karl Bonten. Ich darf mich von dieser Stelle aus bei Fromme und Frau Antje Woltermann als deutsche Handelsverantwortliche im ZDK bedanken, dass ich die Laudatio halten durfte. Auf den ersten Oscar-Preisträger der Branche dürfen wir alle sehr stolz sein! Gratulation an einen Granden der Branche: Sir Friedrich-Karl Bonten!
24. Oktober – Freitag
Dudenhöffers neueste Weissagungen – 20 Prozent! Am 14. Oktober 2008 weissagte der meist zitierte Branchenguru Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer in "Bild", dass der Verbraucher gegenwärtig 16 Prozent beim Autokauf einsparen könne. Bis zum Jahresende würden diese bis zu zwei Prozent steigen. Am 23. Oktober ist abermals in "Bild" von Dudenhöffer zu lesen: "Bald 20 Prozent Auto-Rabatt!" Gut eine Woche später korrigiert er also seine Prognose im Spitzenwert bereits um vier Prozentpunkte! Diese Aussage traf er allerdings in der "Westdeutsche Allgemeine Zeitung". Jetzt zitiert "Bild" am 23. Oktober auf dem Titelblatt (!) den 20-Prozent-Wert aus dem Konkurrenzblatt.
Wer bringt dem Herrn Dudenhöffer einmal die Kunst der Differenzierung bei? Wer zeigt ihm, dass Freiheit, gerade für einen beamteten Wirtschaftsprofessor, der keinerlei Risiko trägt, auch Verantwortung für das Ganze bedeutet? Für alle Marken, für Klein- wie für Großbetriebe, für Familienbetriebe wie Niederlassungen. Und dann laden ihn diverse Hersteller, Importeure und auch Händlerorganisationen noch zum Vortrag ein, um sich mit ihm gut zu stellen. Man möge ihm einmal das Thema geben: "Erfolgreicher Preisverkauf im Automobilhandelsgeschäft", Theorie und Praxis für ein ertragreiches Autohandelsgeschäft. Wir berichten dann gerne darüber! Von einem Automobilexperten sollte man dazu praktikable Lösungen erwarten dürfen.
Spruch der Woche:
"Beobachte die Schildkröte! Sie kommt nur vorwärts, wenn sie ihren Hals risikiert." (James Bryant Conant)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Mike Mueller
Rick Marlowe Investigations
Th. Hoppstädter
Erwin Wagner
auto-preisfinder