HB ohne Filter vom 10. Juli 2009
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Datum:
10.07.2009Heute zu den Themen: Kfz-Innung Schwaben, AUTOHAUS Bankenmonitor, Feser-Graf Best Practice und Schulfach "Wirtschaft".
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6. Juli – Montag
75 Jahre Kfz-Innung Schwaben. In diesem Jahr feiern zahlreiche Kfz-Innungen ihr 75-jähriges Bestehen. Das geht ursächlich darauf zurück, dass 1934 die damalige Reichsregierung das Kfz-Handwerk als selbständiges Handwerk anordnete. Es gab da zuvor personelle Grabenkämpfe, ob das Kfz-Handwerk den Feinmechanikern, dem Nähmaschinengewerbe, dem Schmiedehandwerk u.a. zuzuordnen sei. Ab 1934 war dann im Rahmen der Gleichschaltung Klarheit geschaffen. Führerprinzip!
Die zweitgrößte Kfz-Innung Deutschlands, die Innung Schwaben (Augsburg) mit rund 1.000 Betrieben, feierte das Jubiläum in besonders origineller Form. Neben einem Festakt in den eigenen Räumlichkeiten an der Robert-Bosch-Straße zu Augsburg, während dem neben Obermeister Günther Haller der Landesverbandspräsident Klaus-Dieter Breitschwert sprach, gestaltete man den Jubiläumstag quasi als Tag der offenen Tür. Für die Mitglieder und deren Mitarbeiter waren die verschiedenen Werkstätten, die Hörsäle und das Wohnheim geöffnet. Dort wurden an verschiedenen Ständen Automobiltechnik, Prüfstände, Umrüstungen gezeigt. Auch Oldtimer gehörten zur Präsentation. Glückwunsch und Gratulation zur originellen Idee, die die Geschäftsführerin Petra Brandl mit ihrem Team zu realisieren hatte.
7. Juli – Dienstag
AUTOHAUS-Bankenmonitor. Zur Verleihung des vierten AUTOHAUS-Bankenmonitors trafen sich Vertreter aller Herstellerbanken und freien Spezialbanken in Landshut/Neufahrn. Welche Erkenntnisse sind zu treffen? Insgesamt hat sich die Händlerzufriedenheit seit 2007 Jahr um Jahr sowohl bei den unabhängigen Autobanken wie bei den Herstellerbanken verschlechtert. Wir sprechen jetzt von einer Schulnote von 2,46 bei den unabhängigen Autobanken und 2,63 bei den Herstellerbanken. Mit Premium oder Prädikat hat das wenig zu tun.
Ob Einkaufsfinanzierung, Absatzfinanzierung, Leasing, allgemeine Betreuung, Außendienst oder Innendienst, jede dieser Disziplinen weist sowohl bei den Hersteller-, als auch bei den Spezialbanken für 2009 schlechtere Werte aus. Am Auffälligsten sind die Thematik Einkaufsfinanzierung sowie der Bereich Leasing. Nachdem die Hausbanken vielfach die Händlerlinien gekürzt haben und die Hersteller-, bzw. Spezialbanken – je nach Marke – ebenso die Linien aufgrund des höheren Finanzierungsrisikos (siehe Opel) gekürzt haben und mancher Händler im Leasinggeschäft aufgrund des Restwertverfalls das Nachsehen hat, braucht einen diese Abwärtsentwicklung nicht zu wundern. Deswegen kann die allgemeine Betreuung, der Außen- wie Innendienst dennoch einen guten Job machen.
Das Gebrauchtwagengeschäft wird grundsätzlich in allen Disziplinen, also Einkaufs- wie Absatzfinanzierung zweitrangig bedacht. Und das vielfach mit fragwürdigen Konditionen und unbefriedigenden Provisionssystemen. Die Toyota-Bank fuhr jetzt mit einem Notenwert von 2,06 die Bestnote ein. Die Finanzierungspenetration konnte 2008 nicht weiter ausgebaut werden und steht bei der Finanzierung bei 45 Prozent (NW) bzw. 52 Prozent (GW). Bei den Leasinggeschäften bei 24 Prozent (NW), drei Prozent (GW). Durch die Abwrackprämie nahmen die Barkäufe zu. Die Experten waren sich einig, dass die Abwrackprämienkunden in der Tendenz auf eine sehr gute Bonität verweisen können. Strategisch sollte der Bereich Financial Services im Autohaus weiter ausgebaut werden!
8. Juli – Mittwoch
Feser-Graf Best Practice. Es gibt sie noch, die Ausnahmehändler, die selbst in schwierigem Fahrwasser 550 Millionen. Euro Umsatz erwirtschaften und mit 32.000 verkauften Einheiten und 900 Mitarbeitern 2008 noch zwei Prozent Rendite schreiben. Zum Beispiel das Duo Feser-Graf, mit Stammsitz in Nürnberg – Fürth. Beim AUTOHAUS-Bankenmonitor traten sie als VIP-Redner auf. "Es war 1999 keine Liebesheirat, als wir unseren Firmenverbund schlossen und wir haben den geschlossen Vertrag", so Willi Graf, "bis heute nie anschauen müssen." Warum? Graf: "Wir ticken beide in dieselbe Richtung. Wir arbeiten beide aktiv im Unternehmen mit. Erwirtschaftete Gewinne bleiben stehen und werden reinvestiert. Die billigsten Zinsen sind schließlich die, die wir nicht bezahlen müssen. Wir fahren Vollkostenrechnung und machen nur das, was sich rechnet. Dazu gehören beispielsweise schlanke Strukturen. Unsere ganze Holding besteht aus vier Personen."
Uwe Feser (49) führt den operativen Teil des Unternehmens, Willi Graf (56) den Controlling-, Finanzbereich. Feser, seit 30 Jahren im Geschäft tätig, schon immer preisaggressiv und stark vertriebsorientiert: "Wir sind mit den Marken Volkswagen, Audi, Lamborghini, Seat, Skoda an 15 Standorten ausschließlich konzernorientiert tätig. Darin liegen die größten Synergien. Nachdem im Neuwagenbereich kein Geld zu verdienen ist, machen wir 65 Prozent unserer gesamten Fahrzeugeinheiten im Gebrauchtwagenbereich. Dort verdienen wir Geld. Dazu gehören beispielsweise 5.000 Audi-Werkswagen. Wir legen großen Wert auf stimmige Kernprozesse und haben auch kräftig in den After-Sales-Bereich investiert. Die Feser-Graf-Gruppe hat eine separate Mannschaft für das Großkundengeschäft und ist erster Ansprechpartner beim Thema Fuhrparkmanagement. Das Leasinggeschäft haben wir drastisch zurückgeführt, zumal wir von der Restwertentwicklung auch getroffen wurden. So sich das Großkundengeschäft im jeweiligen Fall nicht rechnet, ziehen wir uns auch davon zurück.
Standorte mit rund 80 Mitarbeitern bei 3.000 bis 4.000 verkaufter Einheiten sind mir in ihrer Betriebsgrößenstruktur am liebsten. Das sind steuerbare, flexible Größen. In unserem größten Betrieb mit 280 Mitarbeitern ist das viel komplexer. Unser Marketingkonzept basiert auf unserem Kleeblatt, ist stets untermauert mit guten Angeboten, hinter die wir mit starkem Kundennutzen ausstatten. Mitarbeiter können wir auch über die vorzüglichen Programme der Hersteller individuell fördern. Wir haben so gut wie keine Fluktuation, weil wir die zwischenmenschliche Beziehung sehr ernst nehmen. Acht Geschäftsführer sind eigene Gewächse. Es gibt bei uns Aufstiegschancen. Wir haben kleine Grundgehälter mit hohem Leistungsbezug. Und so gelingt es uns, den sechs größten Zulassungsbereich in Deutschland in und um Nürnberg ganz erfolgreich zu gestalten.“
Fragt man Uwe Feser nach, wie er an diesem Standort mit den Niederlassungen von MB und BMW zurechtkommt: "MB hat hier beispielsweise 3,8 Prozent Marktanteil, Audi 12,8 Prozent." Feser ist allerdings der Meinung, dass in der nun anstehenden Zeit die Hersteller sich einiges einfallen lassen müssen, sollte sich die Zahl der weißen Flecken nicht mehren. Immerhin hat Volkswagen inzwischen 54 und Audi 18 Niederlassungen. Sie nennen sie artig "Retail-Betriebe". Das ist die Betriebsform, die den Werkszentralen wahre Ergebnisfreude bereitet.
10. Juli – Freitag
Schulfach "Wirtschaft“. Der Bundesverband deutscher Banken stellte in einer Befragung Jugendlicher zwischen 14 bis 24 Jahre alt erhebliche Lücken im Wirtschaftswissen fest. Vier von zehn Befragten verbinden mit dem Begriff der sozialen Marktwirtschaft nichts Konkretes. Nicht einmal jeder Zweite wusste, was die Inflationsrate ist. Nur jeder Zweite konnte das Prinzip von Angebot und Nachfrage richtig erklären. Wann wird endlich Wirtschaft als eigenes Fach an allen Schulen angeboten? Nicht als Querschnittsdisziplin von Sozialkunde, Recht oder so? Das setzt allerdings auch voraus, dass die entsprechenden Lehrer ein Fachstudium vorzuweisen haben. Wenn zukünftig jeder für sein Alter selber vorsorgen muss, so sollte er wenigstens wissen, was und wie er es zu tun hat. Lassen Sie mal Auszubildende ihre erste Lohnabrechnung lesen! Man hat immer den Eindruck, die (jungen) Bürger sollen ja nicht richtig aufgeklärt werden, weil sie sich diese Abzugsdimension ansonsten gar nicht gefallen lassen würden.
Spruch der Woche:
"Würden die Automobilhersteller endlich Abschied vom Build-to-Stock-System (Lagerwagenproduktion) nehmen und Build-to-Order, sprich kundenauftragsbezogenes Produzieren leben, gäbe es weder Überproduktion, noch Grauimporte,noch Verkäufe abseits geordneter Vertriebskanäle. Der Markenhandel würde im Neufahrzeugbereich wieder dringlich notwendiges Geld verdienen.“
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Max Müller
J.F.(K.)
Automobilist
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