HB ohne Filter: Hybride Umweltbreiten +++ Teslas Zauberwelt +++ Professur Benedikt Maier +++ Werbliche Auffälligkeiten
Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der aktuelle Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!
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Datum:
09.10.2020Hybride Umweltbreiten +++ Teslas Zauberwelt +++ Benedikt Maier - Berufung zum Professor für Automobilwirtschaft +++ Werbliche Auffälligkeiten der Woche
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Hybride Umweltbreiten
Es ist erstaunlich, welche Themenvielfalt unter dem Aspekt Klimawandel einzuordnen ist. Je nachdem, wie sich Corona "fortpflanzt", werden die politischen Prioritäten für die nächste Bundestagswahl im September oder Oktober 2021 gesetzt werden. Trotz Coronaprioritäten ist aktuell zu spüren, dass das Thema Umweltpolitik wieder beherztere Formen annimmt. Das EU-Klimaziel wird neu tariert. Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen (Treibhausgasemissionen) ehrgeizig von aktuell geplanten 40 Prozent um 55 Prozent reduziert werden. VDA-Präsidentin Hildegard Müller sprach in diesem Zusammenhang von einer Deindustrialisierung Europas, die mit massiven Jobverlusten verbunden sei.
Ministerpräsident Markus Söder fordert das Ende des Verbrennungsmotors ab 2035. Söder fordert gleichzeitig Prämien für Verbrennungsmotoren. Offensichtlich will er in den bayerischen Großstädten grüne Stimmen sammeln. Sein "grüner" Kollege, Ministerpräsident Kretschmann, meint dagegen, dass es nicht klug sei auf einem Bein zu stehen, solange man bei den Batterien von Asien abhänge. Man wundert sich, dass hier die Vorzüge für E-Fuels nicht viel stärker in den Fokus rücken. Und das öffentlich bewusster zu machen sollte eben Aufgabe unserer Branche sein. Die VDA-Präsidentin meint weiter zu recht: "Wenn wir Klimaschutz ernst nehmen, müssen wir auch im Fahrzeugbestand ansetzen. (47 Mio. Pkw-Bestand). Die wirksamste Maßnahme für die Bestandsflotte sind regenerative Kraftstoffe wie E-Fuels.“ Das Bundesumweltministerium blockiert, weil der direkte Einsatz von Strom dagegen im Vorteil sei. Man sollte aber sehr wohl auf die Erkenntnis drängen, dass man die Klimaprobleme nicht allein durch die E-Mobilität lösen sollte.
Am Wochenende forderten die Grünen, Parteichefin Annalena Baerbock und der wohl künftige Verkehrsminister Anton Hofreiter, Pläne für neue Autobahn- und Bundesstraßen auf Eis zu legen und den umstrittenen Weiterbau der A 49 in Hessen sofort zu stoppen. Auch hier muss deutlich gesagt werden, dass Umweltpolitik eine wirklich zentrale Aufgabe ist, aber ebenso Industrie- und Arbeitsplatz-, sprich Wohlstandspolitik. Es geht dabei um eine Balance. Oder wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte: "Wir brauchen grüne Innovationen, aber mit schwarzen Zahlen!"
Teslas Zauberwelt
Da baut ein Autohändler seinen Verkaufsraum zur Straße hin um und möchte zwei Bäume entfernen. Bis zum finalen Ja - und die Entscheidung dauerte über alle Ämter drei Monate - wird ein Baustopp verhängt. So in Freiburg. Gegen den Neubau von Tesla in Berlin-Grünheide auf 90 Hektar Grundstücksfläche liegen aktuell 414 Einwände vor, und dennoch wird zügig weitergebaut. Wie geht das? Mit Ausnahmegenehmigungen. Diese können erteilt werden, wenn die betroffenen Behörden davon ausgehen, dass die endgültige Baugenehmigung final positiv beschieden wird. Deutsche Betriebe warten erst, bis alle Genehmigungen vorliegen und fangen dann mit Bauen an. Elon Musk geht das Risiko, dass möglicherweise alles wieder abgebaut werden muss, ein. Über sieben Tage dauerte jetzt die Anhörung aller mehr oder weniger gewichtigen Einwände in der Stadthalle Erkner. Das Landesamt für Umwelt und weitere Fachbehörden haben nun die Antworten zu geben.
Tesla macht in Berlin vor, wie man nachhaltiges Wirtschaften und atemberaubendes Tempo zusammenbringt. Im Sommer 2021 sollen in Grünheide 12.000 Mitarbeiter pro Jahr 500.000 Fahrzeuge produzieren. Tesla auf dem Weg zum Massenproduzenten! Tesla unterwegs mit der Mission emissionsfreie Mobilität. Nachstehende Abbildung zeigt deutsche Baurealitäten. Die Genehmigungsverfahren haben sich in den letzten zehn Jahren zeitlich verdoppelt. Ausgerechnet liegt Grünheide in Brandenburg, wo der Flughafen BER zum Symbol für ewige Baustelle geworden ist! Grünheide nun als Hoffnungsträger, dass Tesla zu einer deutschen Marke wird.
Deutschland und die Planung
Benedikt Maier - Berufung zum Professor für Automobilwirtschaft
Ein neuer professoraler Stern ist geboren: Benedikt Maier. Der 33-Jährige erhielt zum Wintersemester 2020/2021 die Berufung zum Professor für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Automobilwirtschaft in Geislingen. Im Juli letzten Jahres publizierten wir seine 300-seitige mit "summa cum laude" prämierte Doktorarbeit zum Thema: "Akteurskonstellation und Funktionsverteilung im Automobilvertrieb 2030". Darin zeigte er die große Bandbreite möglicher Zukunftsszenarien für den Handel auf. Ein Multikanalsystem wird kommen. Maier vermisst darin den Vorstoß des Kfz-Gewerbes. Alle sprechen vom Direktvertrieb. Auch Händler selber sind berechtigt, Neuwagen online zu vermarkten. Also nicht warten, selber machen!
Maier ist seit 2013 am IfA wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie Lehrbeauftragter und Projetleiter an der Geislinger Hochschule. Er steuert als IfA-COO die "ifa automotive business school" und ist Geschäftsführer der Zukunftswerkstatt 4.0. Mit seiner Berufung wird er Vize-Direktor und Stellvertreter der Studiengangleitung.
Ich darf meinem hochgeschätzten Kollegen von Herzen zu dieser besonderen Berufung gratulieren. Ich hatte ihn ja auch als Studenten einst auf der Studierbank sitzend erlebt. Und es ist immer wieder eine besondere Freude, einen automobilen Studienabsolventen mit einer derartig großartigen Entwicklung erfahren zu dürfen. Ich darf ihm an dieser Stelle auch einen besonderen Dank für die stets sehr wirkungsvolle und kollegiale Unterstützung über all die gemeinsamen Jahre sagen. Auch Dank für all seine Top-Beiträge, die er in AUTOHAUS geleistet hat, ebenso für seine Vortragstätigkeit bei der AUTOHAUS-Akademie. Man wird von ihm in Zukunft noch viel lesen, hören und ihn sehen. Nicht nur im Fernsehen!
Prof. Dr. Benedikt Maier bei seinem Vortrag bei der AUTOHAUS-Sommerakademie 2019 auf Sylt
Werbliche Auffälligkeiten der Woche
ATU schlägt im Reifen-Monat weiter mit Power zu: 50 Prozent Rabatt auf Reifen-Montage, MwSt. geschenkt auf alle Alufelgen, Autopflegeprodukte u.a. Und siehe da, Paypal macht sich im Reifengeschäft breit, über Reifen-Finanzierung.
Und Sixt ist nicht nur mit "Sixt share" unterwegs und behauptet da preislich bei Stiftung Warentest Platz 1. Auch das Thema Mobilität wird im Hause Sixt fortentwickelt. Hier im Verbund mit der Hotel-Kette Marriott wird ein Roadtrip ausgeschrieben und mit bis zu 25 Prozent Rabatt auf den Hotelaufenthalt und die Autovermietung inklusive Frühstück und einem zusätzlichen Fahrer angeboten. Und das für die Städte Hamburg, Berlin, München, Frankfurt.
Diverse Werbeofferten
Spruch der Woche:
"Dumme und Gescheite unterscheiden sich dadurch, dass der Dumme immer dieselben Fehler macht und der Gescheite immer neue." (Kurt Tucholsky)
Mit meinen besten Herbstgrüßen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de
Der nächste HB ohne Filter erscheint am 16. Oktober 2020!
Klaus Küspert