Die Corona-Pandemie hat auch beim TÜV Rheinland Bremsspuren hinterlassen. Im vergangenen Jahr sank der Gesamtumsatz des Prüfdienstleisters um 6,3 Prozent auf 1,95 Milliarden Euro. Das lag an den Folgen der Virus-Krise, wie Vorstandschef Michael Fübi am Mittwoch in Köln erklärte. "In vielen Bereichen der Welt konnten wir Projekte nicht realisieren, Projekte wurden storniert von Kunden."
Zudem verwies Fübi auf Führerscheinprüfungen, die zeitweise nicht wie geplant abgehalten werden durften, und Einschränkungen bei Hauptuntersuchungen (HU). Auch in anderen Bereichen war das Geschäft limitiert, etwa bei Aus- und Weiterbildungen. Wo möglich, sei die Dienstleistung auf digitale Kanäle umgestellt worden. Fübi: "Die viel zitierte Beschleunigung von Entwicklungen durch Corona ist für uns beim Thema Digitalisierung besonders deutlich geworden. Das, was wir erreicht haben, wird uns dauerhaft wettbewerbsfähiger machen."
Regional betrachtet belasteten die Corona-Maßnahmen in Deutschland, Nord- und Südamerika sowie Indien, Naher Osten und Afrika (IMEA) die Geschäfte etwas stärker. In China verzeichnete TÜV Rheinland dagegen ein leichtes Umsatzwachstum. Der Heimatmarkt machte 2020 einen Anteil von 53,1 Prozent an den Gesamterlösen aus, die 1,037 Milliarden Euro bedeuteten einen Rückgang um 76,4 Millionen Euro. Außerhalb Deutschlands erreichte der Umsatz 917 Millionen Euro (2019: 972 Millionen Euro).
In manchen Bereichen wirkte sich Corona sogar positiv aus, so war Expertise zu Lüftungsanlagen gefragt. In Köln und Schanghai eröffnete TÜV Rheinland Prüflabore für FFP2-Masken. "Es war ein anstrengendes, aber auch ein erfolgreiches Jahr, denn wir haben gezeigt, dass wir robust und stabil sind", sagte Fübi. Das Geschäftsmodell habe sich in der Krise bewährt.
Beim Ergebnis (EBIT) machten sich einmalige Sondereffekte in der Bilanz 2020 deutlich bemerkbar, es schrumpfte auf minus 23,6 Millionen Euro. Im Jahr davor waren es noch 135,6 Millionen Euro. Ohne die Sondereffekte lag das EBIT bei 133,6 Millionen Euro. Leicht gesunken ist die Zahl der Mitarbeiter mit 20.657 Vollzeitstellen im Jahresdurchschnitt, das waren 3,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Investitionsvolumen bewegte sich stabil bei rund 69 Millionen Euro.
Geschäftsbereich Mobilität
Solide war die Entwicklung der Mobilitätsparte – trotz der Pandemie. Der Geschäftsbereich erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von 554 Millionen Euro, nach 558,9 Millionen Euro im Jahr davor. Das war im Wesentlichen auf die Übernahme des Unternehmens Certio in Spanien zurückzuführen, mit der TÜV Rheinland im Sommer 2019 das Netz an Fahrzeugprüfstellen deutlich erweitert hatte. Durch die Lockdowns in Spanien, Frankreich und Chile sei das HU-Geschäft teilweise vollständig heruntergefahren worden. In Deutschland habe man Corona-bedingte Ausfälle bei Führerscheinprüfungen zum Großteil wieder aufholen können, hieß es.
2021 will TÜV Rheinland in vergleichbarer Höhe in das eigene Geschäft investieren, insbesondere in IT- und Prüfinfrastruktur. "Damit sichern wir die Zukunftsfähigkeit von TÜV Rheinland in einer Welt rapider Veränderungen", so Fübi weiter. Angesichts der guten Entwicklung im ersten Quartal und der anziehenden Wirtschaft in vielen Weltregionen sei man für das laufende Geschäftsjahr zuversichtlich. Er rechne mit einem Umsatzplus von 3,5 bis 4,5 Prozent.