Fortbildung Hochvolttechnik: Spannender Technologietransfer

Bei fast allen Herstellern spielt der elektrische Antrieb mittlerweile eine große Rolle. Zahlreiche Autobauer produzieren sogar Vollstromer, z. B. BMW i3, Audi etron, Volkswagen (u. a. E-Golf), Mercedes-Benz (e-Smart und B-Klasse mit E-Antrieb), Nissan Leaf, Renault (die Z.E.-Reihe mit Kangoo, Zoe, Twizy und Fluence), Opel Ampera, Ford Focus Electric, Kia Soul EV sowie Mitsubishi Electric Vehicle. Manche konzentrieren sich sogar ausschließlich darauf, wie der kalifornische Autobauer Tesla. Kürzer sieht die Zusammenfassung aus, wenn man nur die Hersteller berücksichtigt, die keine Anstrengungen in diese Richtung unternehmen, etwa Fiat oder Skoda. Wachsendes Interesse Die Begeisterung bei den Autokäufern ist je nach Land durchaus unterschiedlich: Während zum Beispiel der Nissan Leaf 2013 das meistverkaufte Auto Norwegens war, ist der Deutsche zurückhaltender: Mit weniger als 15.000 Elektrofahrzeugen auf deutschen Straßen stellt die Elektroflotte nur einen Bruchteil des gesamten Fuhrparks und ist noch weit entfernt von den anvisierten eine Million E-Mobilen bis 2020. Tendenziell nehmen die Stromer allerdings zu. Eine Tatsache, die auch in den deutschen Werkstätten ankommt. Die Nachfrage nach Schulungen zum Thema nimmt zu. Neben den genannten Herstellern, die bereits früh begannen, Teile des eigenen Servicenetzes zu qualifizieren, interessieren sich vermehrt freie Betriebe für Hochvoltschulungen. Auch bei den Schulungsanbietern hat sich einiges getan: Große und kleine freie Bildungsanbieter entwickeln Kursprogramme. So präsentierte sich u. a. die Akademie Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (TAK) zuletzt auf der Automechanika als Spezialist für das Thema Elektromobilität. Die Lehrgänge umfassen das gesamte Spektrum von der Fachkunde für Arbeiten mit HV-eigensicheren, Arbeiten mit nicht HV-eigensicheren Fahrzeugen sowie Arbeiten unter Spannung und in HV-Energiespeichern. Erste Abschlussprüfung Auch bei Innungen und Handwerkskammern gibt es entsprechende Fortbildungsangebote. Das liegt nicht zuletzt am Facelift für die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker vom Sommer 2013. Seither sind die technischen Neuerungen in der Kraftfahrzeugtechnik Bestandteil von Berufsbild und Berufsausbildung. Die bisherigen Schwerpunkte Pkw-Technik, Nfz-Technik und Zweiradtechnik wurden um die neuen Schwerpunkte System- und Hochvolttechnik sowie Karosserietechnik ergänzt. Mit unter den ersten Einrichtungen, die die Neuausrichtung umsetzten, befanden sich bayerische Kfz-Technikerschulen. 2014 legten an der Kfz-Innung München die ersten Lehrlinge mit Zusatzausbildung Hochvolttechnik ihre Abschlussprüfung ab. Beim Pilotprojekt kooperierten die Münchener mit Bildungseinrichtungen in Ingolstadt und Nürnberg. 54 Teilnehmer durchliefen dabei die Zusatzausbildung zur Qualifikation für elektrotechnische Arbeiten an Hochvolteigensicheren und nichteigensicheren Fahrzeugen unter Spannung. Diese Zusatzqualifikation gemäß BGI/GUV 8686 startete 2012 als Pilotprojekt und damit noch vor der Neuregelung zur Kfz-Mechatroniker-Ausbildung, die im August 2013 in Kraft trat. Förderung durch die BIBB Bei der Anschaffung des teils kostspieligen Schulungsequipments blieben die Bildungsanbieter nicht sich selbst überlassen. Einmal unterstützen Fahrzeughersteller die Institute mit Unterrichtsobjekten und Schulungsunterlagen. Beispielhaft sollen hier das Engagement von Mitsubishi an der Handwerkskammer Wiesbaden sowie das von BMW an der Kfz-Innung in München erwähnt werden: Die erstgenannte Kooperation startete 2013 mit der Zurverfügungstellung eines Schulungsfahrzeugs vom Typ Mitsubishi Electric Vehicle sowie Schulungsinformationen für die Werkstätten des Berufs- und Bildungszentrums (BTZ) der hessischen HWK. BMW und die Münchner Fortbildungsanbieter kündigten im Oktober 2014 an, dass zwei Elektroroller BMW C Evolution als Lehrgangsobjekte für technische Schulungen zur Verfügung stehen sollen. Darüber hinaus gab es eine Förderung durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Mit dem Projekt "Spannende Ausbildung! - E-Mobilität in Überbetrieblichen Berufsbildungszentren" unterstützten die Rheinländer im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) die Entwicklung neuer Qualifizierungsangebote sowie bei der Anschaffung der zur Vermittlung der Kursinhalte notwendigen Ausstattung (mit 70 Prozent der förderfähigen Kosten). Für das Programm standen fünf Millionen Euro aus Mitteln des nationalen Energieund Klimafonds zur Verfügung. Nutznießer waren überbetriebliche Berufsbildungszentren, die Qualifizierungsangebote zur Elektromobilität für Auszubildende in den Bereichen Kraftfahrzeugtechnik, Elektro- und Informationstechnik sowie Zweiradtechnik anbieten. 74 Förderungsanträge Eine Nachfrage von AUTOHAUS und asp ergab: Das Interesse seitens der Bildungseinrichtungen war enorm. Insgesamt wurden laut BIBB 74 Anträge in Höhe von rund 7,4 Millionen Euro zur Förderung gestellt. Hiervon wurden insgesamt 48 Bewilligungen erteilt. Ein Vorhaben wurde auf Wunsch des Antragstellers wieder storniert. Es gingen daher 47 Vorhaben in die Realisierung. Mehr zum Thema www.autoservicemeister.de/weiterbildung-karriere Kurzfassung Der Strombetrieb ist angekommen - zumindest in der Werkstatt. Zwar bleibt die Zahl der Zulassungen weiter hinter den Erwartungen bzw. Befürchtungen, je nach Einstellung, zurück, doch rüsten sich die Servicebetriebe in puncto Elektro-Knowhow. Und auch die Weiterbildungsanbieter positionieren sich.

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