Ausgabe 06/2011: Sauber unterwegs

Sauber unterwegsE-Mobility E In Deutschland sind schon viele Elektroautos im Einsatz. Und das ist erst ein Anfang. von Bernd DohrmannDie Mobilität ist in einem sich beschleunigenden Wandel, den klassischen Antriebskonzepten mit Benzin oder Diesel stehen immer relevanter werdende „alternative“ Antriebe gegenüber. Die vom Kraftfahrt-Bundesamt KBA veröffentlichten Zahlen zum Pkw-Bestand zeigen, dass sich der Anteil alternativer Kraftstoffe zum Januar 2011 binnen Jahresfrist um 61.348 Pkw bzw. 13,1 Prozent auf 529.741 Fahrzeuge (Januar 2010: 468.395 Einheiten) erhöht hat. Der Pkw-Bestand insgesamt stieg im gleichen Zeitraum nur um 1,4 Prozent auf 42,3 Mio. Pkw.Spitzenreiter bei den alternativen Antrieben sind dank immer schneller steigenden Kraftstoffpreisen erwartungsgemäß die Flüssiggasautos (LPG), die mit 418.659 Einheiten 79 Prozent des „alternativen“ Pkw-Bestands stellen und von 2010 auf 2011 um 13,3 Prozent zulegten, gefolgt von den Erdgasmodellen (71.519 Einheiten im Bestand, Zuwachs 4,4 %). Bereits auf Platz drei rangierten zu Beginn des Jahres Hybrid-Pkw, die ihren Anteil am Bestand um 29,1 Prozent auf 37.256 Fahrzeuge steigerten. Angesichts der aktuellen Kraftstoff-Preise sind Anteils-Steigerungen vor allem bei Autogasmodellen zu erwarten.Steigende Bestandszahlen von ElektroantriebenAufgrund der erst seit kurzem verfügbaren Motor- und Batterietechnologie spielt der Elektroantrieb mit nur 2.307 Elektro-Pkw im Bestand noch eine untergeordnete Rolle, wies aber im Januar 2011 mit 45,3 Prozent die höchste Steigerung aller Antriebsarten im vergangenen Jahr aus. Neue E-Mobilitätsprojekte und der Start der ersten Serien-Elektroautos im Handel werden für neue Dynamik sorgen. Die höchsten Bestände von Elektro-Pkw gab es in Bayern (518 Einheiten, Zuwachs: 31,1 %), NRW (501 Einheiten, plus 46,9 %) und Baden-Württemberg (406 Einheiten, plus 36,7 %). Bei den Hybriden lag NRW mit 6.518 Fahrzeugen im Bestand (Zuwachs: 27,7 %) vor Bayern (5.943 Einheiten, plus 54,2 %) und Baden-Württemberg (4.937 Einheiten, plus 36,7 %)Die rasanten Entwicklungen der Elektromobilität und bei den Batterien haben auch den Marktstart der Elektro-Serienmodelle Mitsubishi i-MiEV, Citroen C-Zero und Peugeot iOn beflügelt. Mitsubishi bietet über den Importeur und Agenten im Netz den i-MiEV für 34.990 Euro und mit unterschiedlichen Leasing-Modellen an, der Citroen C-Zero ist für 35.165 Euro zu kaufen oder für 459 Euro monatlich zu leasen (6.681 € Anzahlung), der Berlingo First Electric Transporter ist für 50.694 Euro im Programm. Peugeot offeriert den iOn ausschließlich via Full-Service-Leasing (499 €/Monat) und über das Mobilitätskonzept „mu by Peugeot“.ModellregionenRenault wird in den kommenden Wochen die ersten 30 Fahrzeuge – 25 Kangoo Z.E. und 5 Fluence Z.E. – mit rein elektrischem Antrieb an ausgewählte Flotten- und Gewerbekunden in Nordrhein-Westfalen ausliefern. Die Region Rhein-Ruhr ist eine von bundesweit acht Modellregionen, in denen seit Oktober 2009 bis Juni 2012 praxisorientiert Einsatz und Infrastruktur von Elektrofahrzeugen gestestet werden. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) stellt dafür bundesweit rund 130 Millionen Euro zur Verfügung. Koordiniert wird das Programm von der NOW GmbH Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie. In der Modellregion Hamburg ist im Frühjahr 2011 die Fahrzeugübergabe von 15 Kangoo Z.E. an Flottenkunden geplant. Mit dem Kangoo Rapid Z.E. ab Mitte 2011 (20.000 € zzgl. Batterie-Abonnement 72 bis 79 € via Better Place) und dem Fluence Z.E. ab 2012 will Renault die ersten batteriebetriebenen Elektroautos in Großserie in Deutschland einführen. Bis 2020 sollen rund zehn Prozent (!) der Gesamtverkäufe von Renault Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb sein. Projekte zeigen die Chancen aufSeit 2009 gibt es in Deutschland bereits Modellregionen, in denen Elektromobilität im Einsatz untersucht wird. Eine herausragende Rolle spielen dabei die Deutsche Bahn AG (DB) und ihre Tochter DB Fuhrpark! In ihrem Carsharing-Programm, das aktuell auf die neue Bezeichnung „Flinkster“ umgestellt wird, werden von insgesamt über 2.000 Mietwagen bereits mehr als 50 Elektro-Pkw sowie eine große Zahl von Pedelecs (Elektro-Fahrräder) angeboten: Smart electric drive (e.d.) gibt es in Berlin, zwei Peugeot iOn wurden schon in Saarbrücken für den dortigen Vermiet-Einsatz an die Bahn übergeben, Citroen lieferte in Frankfurt die ersten von insgesamt 70 C-Zero an die Bahn. An den Bahnhöfen befinden sich auch die Ladestationen. Hinzu kommen seit Mitte 2010 bereits 18 Toyota Prius Plug-in, die dank 20 km Reichweite mit Strom und zusätzlich dem bewährten Toyota-Hybridantrieb nicht nur für den urbanen Verkehr bereitstehen.Ein anspruchsvolles Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der DB 2009 in der Bundeshauptstadt unter dem Namen „BeMobility – BerlinelektroMobil“ gestartet. Dabei stehen in der Stadt und Region an insgesamt 20 Stationen seit Mitte 2010 Pedelecs und Elektrofahrzeuge zur Miete bereit. Auch Mercedes setzt auf E-MobilitätNoch nicht für alle käuflich zu erwerben, aber seit 2009 im Einsatz bei Projekten sind Smart e.d. und Mini E. Zusammen mit dem Energiekonzern RWE war Daimler mit mehr als 100 Elektro-Smart e.d. und Mercedes-Elektrofahrzeugen in das Projekt „e-mobility Berlin“ eingebunden. RWE stellte dabei 500 Stromladestationen auf. Aus den Erkenntnissen dieses Projekts entstanden unter anderem die Lithium-Ionen-Batterien für den Mercedes S400 Hybrid. Insgesamt will Daimler 1.500 Smart e.d. weltweit einsetzen, davon 300 in Deutschland. 100 Fahrzeuge sind bereits im Rahmen von 4-Jahres-Vermietungen in Berlin im Einsatz. Die Mietkosten betragen 700 Euro/Monat zzgl. MwSt. Neben dem Smart e.d. ist Mercedes-Benz auch mit Brennstoffzellen-Fahrzeugen aktiv: Im Januar 2011 wurden mehrere B-Klasse F-Cell an Unternehmen (Berliner Gaswerke GASAG, Toll Collect, Total Deutschland GmbH und Vattenfall Europe AG) übergeben, A-Klasse E-Cell und Vito E-Cell starten im Frühjahr 2011.Viele Projekte mit Mini ESeit 2009 hat die BMW Group mit 50 Mini E (150 kW/204 PS) im Projekt „Mini E Berlin – powered by Vattenfall“ Erfahrungen gesammelt, Diese Fahrzeuge sind Teil einer Flotte von über 500 Fahrzeugen, die sowohl in den USA als auch in Berlin zum Einsatz kommen. In den Feldversuchen standen Praxistauglichkeit und Nutzerakzeptanz im Mittelpunkt. Erste Ergebnisse der Studie nach sechs Monaten Nutzungsdauer belegten, dass sich die Teilnehmer in den allermeisten Fällen in ihrem gewohnten Mobilitätsverhalten durch die beschränkte Reichweite nicht beeinträchtigt sehen. Auch in München wurde 2010 ein Pilotprojekt nach einem Jahr abgeschlossen. Rund 100 Fahrer aus München und dem Umland legten mit 15 Mini E mehr als 150.000 Kilometer zurück – mit E.ON-Strom aus bayerischer Wasserkraft. Zum Ladeverhalten der Nutzer wurden neue Erkenntnisse gewonnen, denn das Laden der Fahrzeuge erfolgt eher nebenbei; meist in der heimischen Garage und am Arbeitsplatz – also dort, wo die Autos ohnehin länger stehen. Erst an dritter Stelle nutzten die Testfahrer die öffentlichen Stromtankstellen. Seit Herbst 2010 gibt es ein weiteres Mini-Projekt in München, zusammen mit Siemens und den Stadtwerken SWM. Für die neue Generation der Stromtankstellen mit Schnelllade-Funktionen liefert Siemens die Technologie und die SWM regenerativ erzeugten Strom. Die BMW Group stellt 40 auf Elektroantrieb umgerüstete Mini E. In einem weiteren Aspekt des Projekts werden 2011 Möglichkeiten des Schnellladens mit Gleichstrom untersucht. Mittels dieser Technologie könnten Elektrofahrzeuge auch für längere Strecken von mehreren hundert Kilometern eingesetzt werden.Neue BMW-Stromer an den StartDie BMW Group wird diese Erkenntnisse in die Entwicklung des Megacity Vehicle MCV einfließen lassen. In dem völlig neu konzipierten Fahrzeug werden die Komponenten des E-Antriebs in einem Modul verbaut, darauf wird die Leichtbaukarosserie aus CFK und Aluminium aufgesetzt, so dass auch die Gewichtsnachteile des E-Antriebs, insbesondere der Batterie, kompensiert werden können. Die BMW Group wird das Megacity Vehicle 2013 unter der neuen Sub-Marke „BMW i“ präsentieren.Im Sommer 2011 wird das erfolgreiche Konzept des Mini E fortgeführt und eine Flotte von BMW ActiveE-Testfahrzeugen an Kunden herausgeben. Der auf dem BMW 1er Coupé basierende ActiveE verfügt über vier Sitze und einen vollwertigen Kofferraum. Der Elektromotor leistet 125 kW/170 PS und bietet ein Drehmoment von 250 Newtonmetern. Die Energie dafür wird von neuesten Lithium-Ionen-Batterien bereitgestellt, die dem ActiveE eine Reichweite von ca. 160 km geben soll. Die Komponenten des Elektroantriebs sind Vorserienversionen des Antriebsstrangs, die für den bald erscheinenden BMW i3 entwickelt wurden. zLesen SIe hier...... beispielhaft, über welche Projekte und Modellregionen derzeit die E-Mobilität in Deutschland an Fahrt gewinnt.

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