Die Aftersales-Interessengemeinschaft (AIG) für BMW- und Mini-Servicebetriebe hat am Montag in Fulda das 2. AIG Servicepartner-Treffen veranstaltet. Ein Blick auf das im Vergleich zur vorangegangenen Veranstaltung stark gewachsene Teilnehmerfeld macht deutlich, dass man mit der Initiative einen Nerv getroffen zu haben scheint. Thematisch behandelte das Treffen das, was die Kfz-Branche gerade umtreibt: Agenturmodelle, Elektromobilität und Co.
"Wir leben in goldenen Zeiten", machte Adolph Hengge, bei der AIG Experte für Marketing und Serviceverträge, gleich zu Beginn deutlich. Und die Geschäfte laufen tatsächlich gut, schiebt man die globalen Krisen einmal beiseite und wirft einen Blick auf die nackten Zahlen. In dieses Bild passe auch, dass sämtlichen Servicebetrieben, sofern sie die BMW-Standards von 2018 erfüllten, ein neuer Vertrag angeboten werde. Klar sei aber auch: "Das wird sich ändern."
Mit Agenturmodellen, zunehmenden Problemen bei der Neuwagenvermittlung und den geringeren Margen bei der Wartung von Elektroautos, sehe die Zukunft der Branche schließlich alles andere als rosig aus, betonte Hengge. Ein weiteres Problem: "Aktuell findet eine Renditeverschiebung hin zum Hersteller statt."
Renditeverschiebung durch Agenturmodell
Beim unechten Agenturmodell, wie es von BMW im März 2022 angekündigt wurde, übernehme der Händler zwar noch die Felder Kundenberatung, Probefahrt, Auslieferung sowie Servicedienstleistungen; der Vertrieb des Fahrzeugs erfolge allerdings durch den Hersteller selbst. Hengge: "BMW will an die Rendite" – und man müsse dafür sorgen, dass das nicht einfach so gelinge. Dabei werde dem Autohändler auf diese Weise nicht nur die Preishoheit entzogen, sondern "auch die Neuwagenvermittlung wird mit dem Agenturmodell Geschichte sein".
Zudem hegt man auf Seiten der AIG den Verdacht, dass BMW das Prinzip des Agenturmodells auf weitere Bereiche des Vertragshändlersystems, nämlich Service, Ersatzteile und Zubehör, ausweiten wolle. Kommissionslager könnten hier die Autorität des Händlers weiter untergraben. Um das zu unterbinden, denkt man bei der AIG europäisch und plant, gemeinsam mit den italienischen und spanischen Servicebetrieben, "bestimmte Themen miteinander abzugleichen". Auch einen europäischen Servicepartnerverband könne man sich in diesem Zusammenhang vorstellen, hieß es.
Beim Thema Elektromobilität hatte sich die AIG mit Experts4Mobility und Cotedo zwei Experten auf diesem Gebiet ans Rednerpult geholt, die über den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur und die THG-Quote referierten. Vor allem bei Letzterer scheint noch viel Luft nach oben und das Interesse bei den Servicepartnern groß zu sein.