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Bundeskongress 2019: Auf dem Weg in die "digitale GTÜ-Welt"

11.10.2019 09:00 Uhr
Bundeskongress 2019: Auf dem Weg in die "digitale GTÜ-Welt"
GTÜ-Geschäftsführer Köstler: "Das Marktwachstum ist endlich."
© Foto: Erwin Fleischmann

Die Umwälzungen in der Automobilbranche werden auch bei den Prüforganisationen Spuren hinterlassen. Die GTÜ will frühzeitig gegensteuern und ihr Leistungsspektrum erweitern.

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Von Armin Wutzer/AUTOHAUS

Wir. Gemeinsam. Erfolgreich. Unter diesem Motto haben sich Anfang Oktober in Berlin rund 450 Partner der Sachverständigenorganisation GTÜ zu ihrem 14. Bundeskongress getroffen. Hauptthema der alle zwei Jahre stattfindenden Tagung waren die Umwälzungen in der Automobilbranche und der Wandel zum "Full Service Dienstleister", mit dem die GTÜ auf die Veränderungen reagieren möchte.

Geschäftsführer Robert Köstler erklärte, dass die positive Entwicklung der vergangenen Jahre nicht so weitergehen werde. "Das Marktwachstum ist endlich." Er rechne damit, dass der Gesamtmarkt bei der Fahrzeugprüfung in den kommenden fünf Jahren maximal um 0,5 Prozent jährlich wachse und spätestens ab 2025 ein Schrumpfprozess einsetze. Parallel dazu werde die Zahl der Kfz-Betriebe insgesamt sinken, so Köstler.

Bei der Hauptuntersuchung (HU) erreicht die GTÜ nach eigenen Angaben aktuell einen Marktanteil von 16,2 Prozent. Damit habe man es seit der Marktliberalisierung im Jahr 1989 geschafft, dass jede sechste HU in der Bundesrepublik von einem GTÜ-Prüfingenieur durchgeführt werde. In der Organisation gebe es derzeit 2.334 Prüfingenieure und 1.175 selbstständige Sachverständigenbüro-Inhaber. Diese würden einen Gesamtumsatz von 400 Millionen Euro erwirtschaften, hieß es.

Neue Tools für Gutachten und HU in der Entwicklung

Um für den künftigen Markt gerüstet zu sein, will die GTÜ ihr Leistungsspektrum erweitern und verbessern. Geschäftsführerin Dimitra Theocharidou-Sohns stellte in Berlin eine Reihe neuer Software-Tools vor, die im Laufe der kommenden zwei Jahre in Betrieb gehen sollen. Eines davon soll den Sachverständigen helfen, GTÜ-weit einheitliche Gutachten nach Paragraph 19.2 und Paragraph 21 der StVZO zu erstellen, indem es sie Schritt für Schritt durch den Prozess führt.

Mit dem Tool "Evaluate Mobility" will die GTÜ Schadengutachten für Leasingrückläufer deutlich beschleunigen. Spätestens ab Frühling 2020 soll es möglich sein, die Gutachten beim Kunden vor Ort aus einer Tablet- oder Smartphone-App heraus zu erstellen, abzuschließen und final zu versenden. Im hoheitlichen Bereich arbeitet die Organisation derzeit am Projekt "GTÜ Connect", das den HU-Adapter ablösen soll, sowie am neuen Hauptuntersuchungssystem "Inspect Mobility". Letzteres soll in einer ersten Stufe im zweiten Halbjahr 2020 starten.

Langfristiges Ziel ist, eine "digitale GTÜ-Welt" mit einem hinsichtlich Design, Ergonomie und Funktionalität intuitiven und einheitlichen Benutzererlebnis zu schaffen. Die digitalen Services seien dabei kein Selbstzweck, sondern sollten immer so ausgelegt sein, dass sie die Arbeit sinnvoll ergänzen. "Der Mensch muss immer die übergeordnete Instanz sein", betonte Theocharidou-Sohns.

Mehr Umsatz durch weitere Marktöffnung

Eine wichtige Rolle auf der Tagung spielten außerdem die Themen Liberalisierung und Regulierung. So begrüßten die GTÜ-Verantwortlichen ausdrücklich die Öffnung des Paragraphen 21 StVZO, der die so genannten Vollgutachten und Einzelabnahmen regelt. Dessen Liberalisierung erweitere das Dienstleistungsportfolio der GTÜ und mache sie für Kunden und Sachverständige, die ihre Prüforganisation wechseln wollen, deutlich attraktiver. Perspektivisch ist laut GTÜ dadurch jährlich ein zusätzlicher Umsatz von rund zehn Millionen Euro für die Partner zu erwarten.

Doch mit der Liberalisierung von Paragraph 21 allein ist es aus GTÜ-Sicht nicht getan. So gebe es beispielsweise auch keinen vernünftigen Grund, dass Fahrerlaubnisprüfung nach wie vor in den Händen einiger Monopolisten sei. Ebenso wenig sei nachvollziehbar warum Prüfdienste, Werkstätten und Autohäuser ihre Prüfgeräte sowohl eichen als auch kalibrieren lassen müssen. Das sei eine unnötige Doppelbelastung für die letztlich die Endkunden bezahlen müssen.

Mehr Details zum GTÜ-Bundeskongress 2019 lesen Sie in der AUTOHAUS-Ausgabe 20/2019, die am 21. Oktober erscheint.

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