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15. AUTOHAUS Schadenforum: Startschuss in Potsdam

21.10.2019 17:44 Uhr
15. AUTOHAUS Schadenforum: Startschuss in Potsdam
Auch das 15. AUTOHAUS Schadenforum war geprägt von intensiven Gesprächen auf der begleitenden Fachausstellung.
© Foto: Stefan Endres/AUTOHAUS

Einmal mehr war schon der erste Veranstaltungstag des traditionellen Branchentreffs der Schadenwelt von vielen Highlights geprägt. Im Mittelpunkt des Kongresses steht 2019 das autonome Fahren und die damit verbundenen Herausforderungen.

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Von Karsten Thätner und Stefan Endres

Das bewährte Trio aus Walter K. Pfauntsch, dem fachlichen Kopf des AUTOHAUS Schadenforums, Patrick Neumann, stellvertretender AUTOHAUS-Chefredakteuer, und der charmanten Moderatorin Petra Bindl hat am Montag morgen die diesjährige Tagung vor einem vollen Plenum eröffnet. Jörg Breuer, Vertriebschef des Sponsors Control€xpert, spannte mit dem ersten Vortrag thematisch gleich den Bogen in Richtung automobile Zukunft: "Künstliche Intelligenz wird die Schadenabwicklung, wie wir sie bisher kannten, nicht obsolet machen, aber drastisch verändern", stellte er in Aussicht. Die Vision seines Unternehmens, die Breuer abschließend präsentierte, sei schon heute Realität: "Autofahrer auf der ganzen Welt sollen ihren Unfallschaden noch am selben Tag fair reguliert bekommen. Im Zusammenspiel mit Großkunden aus dem Versicherungs- und Finanzbereich realisieren wir von Control€xpert dies gemeinsam mit Werktattpartnern bereits im In- und Ausland."

KTI-Ergebnisse zur Stoßfängerreparatur

Die technische Grundlage für die erste Talkrunde des Tages legte im Anschluss Helge Kiebach vom KTI, der brandneue Forschungsergebnisse seines Hauses exklusiv vorstellte. Wie wirkt sich die Reparatur von Stoßfängern auf die darin verbauten Radar- und Ultraschallsensoren aus und funktionieren die darauf basierenden Fahrerassistenzsysteme hinterher noch, waren seine Kernfragen. Mittels einer Vielzahl eigener Fahrversuche konnte das Forschungsinstitut belegen, dass sich durch Lackierung sowie Ab- und wieder Anbau von Stoßfängern Änderungen in der Reichweite, Objektverluste und Scheinhindernisse ergeben können. Kiebachs klare Empfehlung an die Werkstätten: "Beachten Sie in jedem Fall die fahrzeugindividuellen Herstellervorgaben zur Instandsetzung und dies tagesaktuell. Je nach Hersteller und verbautem Sensor weichen diese stark voneinander ab."

Sicherheit und Wirtschaftlichkeit verbinden

Namhafte Vertreter von Versicherungswirtschaft, Schadensteuerern und der Automobilindustrie widmeten sich dem Thema: Dürfen Stoßfänger künftig noch repariert und lackiert werden? Jens Brech von Toyota räumte dabei ein, dass das Verlegen teurer Sensorik aus dem direkten Anstoßbereich oft designtechnischen Zwängen zum Opfer falle. Er betonte allerdings: "Unser Bestreben ist immer, die Kosten für den Kunden in einem vernünftigen Rahmen zu halten." Klaus Posorski von DMS Deutschland, erklärte, dass schon heute Diskussionen zwischen Schadensteuerern und Partnerwerkstätten entstünden, ob instandgesetzt oder erneuert werden sollte. Im Mittelpunkt stehe aber "immer die Sicherheit".

Thomas Geck, Leiter Schaden-/Prozessmanagement der HUK-Coburg, kritisierte die seit Jahren steigenden Ersatzteilpreise und hielt fest, dass vermieden werden müsse, "dass Werkstätten in ihrem Brot- und Buttergeschäft stundenlang nach den richtigen Reparaturinformationen suchen müssen". Matthew Whittall, Vorstandsvorsitzender der Innovation Group, berichtete von Zahlen aus dem eigenen Ersatzteilgeschäft: "Schon heute stellen wir fest, dass Lieferfristen sich verlängern und vorlackierte Stoßfänger aufgrund farblicher Abweichung keine funktionierende Alternative darstellen." Die nachhaltigste Lösung sei allerdings auch in Zukunft immer die Reparatur. Der ebenfalls angekündigte Marco Becker, Leiter Abteilung Kraftfahrtschaden DEVK, konnte aufgrund einer Verspätung nicht am Talk teilnehmen.

Kalibrierung wird zum Werkstattthema

Um die notwendige Kalibrierung von Fahrerassistenzsystemen ging es in der folgenden Diskussionsrunde. Rainer Schwanfelder präsentierte die High-End-Lösung aus seinem K&L-Betrieb, wo vor kurzem eine eigene Prüfhalle auf dem neuesten Stand der Technik eingeweiht wurde. Seinen anwesenden Unternehmerkollegen riet er, sich frühzeitig mit dem Thema zu beschäftigen: "Die Thematik ist mach- und auch finanzierbar, wenn sie richtig angepackt wird." Imre Makra vom Werkstattausrüster Beissbarth führte die hohen Investitionen in Zeit, Mitarbeiterschulung und Räumlichkeiten ins Feld. Werkstattbetriebe sollten genau prüfen, ob sich eine Kooperation mit einem externen Partner als Einstieg in die Kalibrierung lohne. Sein Kollege Dr. Harald Neumann von Bosch unterstrich, dass "jeder statischen Überprüfung eine dynamische im Rahmen einer ausführlichen Probefahrt zu folgen hat. Erst dann ist die richtige Funktion der Fahrerassistenzsysteme abschließend zu beurteilen." Michael Zierau, Leiter des Referats Technik im ZKF, sagte, dass bei den 600 Eurogarant-Betrieben die Kalibrierung der elektronischen Helfer bereits zum Tagesgeschäft gehöre. Um die erbrachten Leistungen auch abrechnen zu können, sei eine lückenlose Dokumentation von Bedeutung.

"Unkonferenz" zum Kfz-Versicherungsgeschäft

Ein neues Veranstaltungsformat feierte am Nachmittag Premiere: In einem Konferenzraum versammelten sich Experten zum Thema Kfz-Versicherung. Unter der Moderation von Patrick Neumann erarbeiteten sich die Anwesenden Schlüsselthemen wie: "So mache ich mein Verkaufsteam fit und steigere die Penetrationsraten", "Welche Rahmenbedingungen sollte ein Captiveversicherer/Hersteller schaffen" und "Wie ist eine möglichst enge Verzahnung von Handel, Versicherung und Hersteller zu gewährleisten, die zu einer Verbesserung der Werkstattbindung und -auslastung führt?"

Konrad Weßner, Geschäftsführer des Nürnberger Marktforschungsinstituts puls, brachte dabei die aktuellen Daten aus dem 11. AUTOHAUS Versicherungsmonitor ein und betonte: "Jeder dritte Händler entscheidet sich aktiv gegen das Kfz-Versicherungsgeschäft. Wenn man davon ausgeht, dass 70 Prozent der Fahrzeuginteressenten sich ein Policenangebot im Autohaus wünschen, nur rund ein Drittel eines erhält und jeder fünfte Autokäufer den Vertrag direkt unterschreibt, ergibt sich das enorme Potenzial, das Tag für Tag in den Branchenbetrieben brachliegt."

Automenschen mit Policen-Know-how

Wie dies optimal genutzt werden kann, erläuterte Udo Jüngling, Geschäftsführer des Versicherungsmonitor-Seriensiegers Toyota Versicherungsdienst: "Wir punkten in der Praxis durch einen hohen Grad an Eigenständigkeit, was Marketing und Vertrieb angeht. Unsere Systeme sind einfach zu bedienen und optimal in die Hersteller-EDV eingebunden. Zu guter Letzt sind es die Menschen, die uns in schöner Regelmäßigkeit Penetrationsraten von 40 Prozent und darüber ermöglichen.“ Entscheidend sei es, Automenschen zu beschäftigen, die auch Versicherung könnten und nicht Policenexperten, die ein Basiswissen in Sachen Kfz-Geschäft hätten. Der Verkauf von Haftpflicht- und Kaskoverträgen wirke langfristig und führe zu einer deutlichen Verbesserung der Werkstattbindung und -auslastung. "In den letzten Jahren konnte Toyota seine verkauften Ersatzteile um rund 15 Prozent steigern – belastbare Zahlen, die auf unserem Versicherungsgeschäft beruhen", betonte auch Jüngling das mögliche Potenzial.

"Wie bereiten Sie Ihre Partnerbetriebe auf das bevorstehende Autonomie-Zeitalter vor?" Diese spannende Frage richtete Moderatorin Petra Bindl im abschließenden Talk des ersten Veranstaltungstages an eine illustre und durchaus streitbare Runde aus Versicherern, Steuerern und Netzwerken. Zwischen den Gesprächsteilnehmern Thomas Geck (HUK), Ullrich Bechmann (Innovation Group), Rainer Hansen (Consense GmbH), Andreas Brodhage (G.A.S.) und Ludger Kersting (ADAC/SPN) entspann sich dann auch schnell ein reger Diskurs, in dem durchaus unterschiedliche Ansätze als Antwort auf die Ausgangsfrage deutlich wurden. Beinahe Konsens bestand schlussendlich darin, dass der diskriminierungsfreie Zugang zu den Fahrzeugdaten, Konzepte gegen den Mangel an Fachkräften und Nachwuchs sowie stetige fachliche Qualifikation wesentliche Zukunftsbausteine für freie Fachwerkstätten darstellen werden. Damit einhergehend spiele auch die Investition in entsprechendes Equipment eine wichtige Rolle. Für Brodhage allerdings ist die Kaufkraft des freien Marktes der entscheidende Faktor für eine starke Position und damit erfolgreiche Zukunftsausrichtung der freien Betriebe.

Über die weiteren Highlights aus Potsdam vom Galaabend sowie dem zweiten Veranstaltungstag inklusive vielen Bildern werden wir Sie in den kommenden Ausgaben des AUTOHAUS Schadenmanager informieren. Die komplette Berichterstattung zum 15. Branchentreff lesen Sie dann in der Jahresschlussausgabe von SchadenBusiness, die gemeinsam mit AUTOHAUS 23/24 am 16. Dezember erscheinen wird.

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