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Studie: Coronavirus dürfte Autobranche stark treffen

17.02.2020 09:10 Uhr
Einer Studie zufolge könnte das Coronavirus der Autoindustrie hart zusetzen.
© Foto: BillionPhotos.com/stock.adobe.com

Umstellung auf Elektroautos, Absatzschwäche, Diesel-Krise: Die Autoindustrie hat an vielen Fronten zu kämpfen. Nun kommt noch das Coronavirus dazu. Die Folgen für die Branche könnten schmerzhaft sein, warnen zumindest Berater.

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Das Coronavirus in China könnte nach Einschätzung von Experten der globalen Autoindustrie empfindlich schaden. Allein in der besonders betroffenen Provinz Hubei würden an gut einem Dutzend Standorten fast zwei Millionen Autos pro Jahr gefertigt, heißt es in einer neuen Studie der Beratungsgesellschaft BCG. Das seien etwa acht Prozent der Fahrzeugproduktion Chinas.

Bei leichten Nutzfahrzeugen sei Hubei landesweit der wichtigste Produktionsstandort nach der Provinz Guangdong an der Grenze zu Hongkong. Doch nicht nur in Hubei seien über Tage Anlagen heruntergefahren geworden, sondern in einer Reihe von Provinzen. Zum Vergleich: Der weltweite Marktführer VW hat 2019 gut 10,9 Millionen Autos verkauft. Gerade für deutsche Autobauer ist China als Absatzmarkt und Fertigungsstandort sehr wichtig. VW unterbrach wegen der Lungenkrankheit dort bereits die Produktion und muss nun die Wiederaufnahme teils verschieben, erklärte der Konzern am Montag.

Das neuartige Coronavirus habe schon viele Branchen in Mitleidenschaft gezogen, so die Boston Consulting Group (BCG). "Aber die Autoindustrie sticht hervor als eine, die die Auswirkungen schnell und tief spürt angesichts der entscheidenden Rolle Chinas." So sei das Land der größte Absatzmarkt für Neuwagen und zugleich wichtiger Standort für Hersteller und Zulieferer. "Die Autoindustrie wird lokal und rund um den Globus betroffen sein", schreiben die Berater mit Blick auf gestörte Lieferketten.

Insgesamt gebe es mehr als 700 ausländische und chinesische Zulieferer in der Provinz mit ihrer abgeriegelten Hauptstadt Wuhan. Auch ausländische Autohersteller seien in Hubei stark engagiert: Ein Großteil der Produktion von Gemeinschaftsfirmen mit chinesischen Unternehmen entfalle auf die Provinz, so BCG. Gemeinschaftsfirmen des chinesischen Herstellers Dongfeng mit Honda, PSA und Renault etwa haben ihren Hauptsitz in Wuhan.

Ein Produktionseinbruch könnte globale Folgen für Lieferketten haben, da China einer der größten Exporteure von Fahrzeugteilen sei – etwa bei Bremsen, Elektronik, Fahrgestellen und Rädern. Jede dieser Kategorien stehe für Exporte im Wert von fünf bis sechs Milliarden US-Dollar, so BCG. Über die Hälfte dieser Ausfuhren gehe in die USA und die EU. Die Folgen gestörter Lieferketten würden "in den Firmenzentralen rund um den Globus zu spüren sein", prophezeien sie. Autokonzerne mit großem China-Geschäft sollten ihre Lieferketten rüsten für Turbulenzen oder Aktivitäten in andere Länder verlagern.

Für deutsche Hersteller wie Mercedes-Benz, Audi, BMW, Volkswagen und Porsche ist China der wichtigste Markt. Bei VW steht die Volksrepublik für gut 40 Prozent der Auslieferungen. Und bei der Umstellung auf Elektro-Autos sind die Konzerne auf Batteriezellen aus China angewiesen. Auch US-Hersteller sind von Fernost abhängig: GM verkaufe mehr Autos in China als in den USA, so BCG.

Markteinbruch im Januar

Zuletzt hatte das Coronavirus dem ohnehin schwächelnden Automarkt in China zugesetzt. Im Januar lieferten die Hersteller 1,6 Millionen Fahrzeuge an Autohändler aus – gut ein Fünftel weniger als im Vorjahreszeitraum, berichtete der Herstellerverband China Association of Automobile Manufacturers. Das war der stärkste Einbruch seit Jahresanfang 2012. Käufer mieden Autohäuser zunehmend angesichts der Epidemie. Der Verband schätzt, dass die Lungenkrankheit (Covid-19) die Autoproduktion in diesem Jahr um eine Million Fahrzeuge mindern könnte. Verkauft wurden 2019 rund 21 Millionen Autos in China.

Seit rund anderthalb Jahren hakt es auf dem größten Automarkt der Welt. Auslöser war der Zollstreit zwischen den USA und China. Nun gab es eine Teileinigung, doch die Konjunktur in China schwächelt.

Die Lungenkrankheit hat schon die deutschen Autokonzerne getroffen. So hatte BMW wegen des Coronavirus die chinesischen Neujahrsferien an seinem weltgrößten Standort in der Millionenstadt Shenyang verlängert. An diesem Montag (17. Februar) soll die Produktion in den Werken wieder hochfahren. Der zeitweilige Stillstand habe aber keine Folgen für die weltweiten Lieferströme. «Wir rechnen momentan nicht damit, dass andere Werke außerhalb von China davon maßgeblich betroffen sind», sagte jüngst BMW-Chef Oliver Zipse.

Bei VW hat die neuartige Lungenkrankheit im Januar den Absatz belastet. Das Coronavirus und das in diesem Jahr frühere Neujahrsfest ließen die Auslieferungen aller Marken in China auf 343 400 Fahrzeuge fallen - ein Einbruch von 11,3 Prozent gemessen am Vorjahr. Weltweit sorgte das für einen Rückgang der Verkäufe um 5,2 Prozent.

Volkswagen muss nun die Produktionsaufnahme in China wegen der Epidemie teils weiter verschieben. Die Fertigung in den Werken des Gemeinschaftsunternehmens mit Shanghai Automotive (SAIC) solle erst am 24. Februar statt an diesem Montag wieder aufgenommen werden, erklärte der Konzern. Grund seien Probleme in den Lieferketten und der Logistik sowie nur begrenzte Reisemöglichkeiten für Mitarbeiter. Die anderen Werke, die mit Hersteller First Automotive Works betrieben werden, hätten zum Teil die Produktion wieder aufgenommen oder dürften "in den kommenden Tagen" alle wieder laufen, hieß es. (dpa)

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