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Weltweit erster Röntgencrash: Mercedes-Benz durchleuchtet den Unfall

08.04.2024 05:28 Uhr | Lesezeit: 4 min
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Als erster Autohersteller röntgt Mercedes-Benz einen Crashtest. Projektpartner ist das Ernst-Mach-Institut der Fraunhofer Gesellschaft. Bei dem Röntgen-Crashtest sind erstmals alle Vorgänge in Fahrzeugstrukturen und Dummys sichtbar. Ein leistungsstarker Linearbeschleuniger erzeugt dabei bis zu 1.000 hochauflösende Bilder pro Sekunde.
© Foto: Mercedes-Benz

Bisher nicht sichtbare Crash-Verformungen und ihre exakten Abläufe werden jetzt mithilfe einer erstmals eingesetzten Röntgentechnologie transparent. Mercedes-Benz bekommt dadurch einen direkten Blick ins verborgene Innere eines Fahrzeugs und erfährt zusätzlich, was während eines Unfalls mit den Dummys passiert.

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Eine Stoßbarriere mit 60 km/h in die Seite einer Mercedes C-Klasse zu schießen, gilt als extremer Belastungstest für eine Karosseriestruktur. Was exakt während eines solchen Crashs insbesondere mit der Fahrgastzelle und den stoßzugewandt im Fahrzeug sitzenden Dummys passiert, kann Mercedes jetzt dank neuer Röntgentechnologie komplett entschlüsseln.

Gemeinsamer Vorstoß bei der Röntgentechnik

Dafür hat der schwäbische Automobilhersteller zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, dem Ernst-Mach-Institut (EMI) in Freiburg, nicht nur den nach eigenen Angaben "weltweit ersten Röntgencrash" mit einem realen Pkw durchgeführt.

Der Bereich Fahrzeugsicherheit von Mercedes-Benz forscht bereits seit mehreren Jahren zusammen mit dem EMI am Einsatz von Röntgentechnologie bei Crashversuchen. Entscheidend für den Durchbruch sei es gewesen, einen Linearbeschleuniger mit 1-kHz-Technologie als Strahlenquelle einzusetzen. Das Gerät gilt als weitaus leistungsfähiger als die vorher versuchsweise verwendeten Röntgenblitze: Die Photonenenergie des Linearbeschleunigers beträgt bis zu neun Megaelektronenvolt.

1.000 Bilder pro Sekunde

"Damit lassen sich alle im Fahrzeugbau üblichen Materialien durchleuchten", so Mercedes-Benz. Die Dauer des Röntgenpulses beträgt dabei nur wenige Mikrosekunden. Das erlaube es, Deformationsprozesse im Crashtest ohne Bewegungsunschärfe aufzuzeichnen. Zudem erzeugt der Linearbeschleuniger einen kontinuierlichen Strom dieser Röntgenpulse. "Dadurch sind bis zu 1.000 Bilder pro Sekunde möglich. Das sind etwa 1.000 Mal so viele wie bei herkömmlichen Röntgenverfahren", teilt der Autobauer mit.

Während des Crashtests durchleuchten die Strahlen von oben die Karosserie und die Dummys. Ein Röntgen-Detektor befindet sich unter dem Versuchsfahrzeug. Er dient beim Röntgensystem als digitaler Bildempfänger: Trifft die Strahlung auf den Detektor, wird ein elektrisches Signal erzeugt. Wie intensiv dieses ausfällt, hängt davon ab, wie stark die Strahlung zuvor von der Fahrzeug- und Dummystruktur absorbiert wurde. Das beeinflusst den später sichtbaren Grauwert – analog der Röntgenkontrolle des Gepäcks am Flughafen oder bei entsprechenden Aufnahmen im medizinischen Bereich.

Detaillierter Verletzungs- und Deformationsverlauf

In der eigentlichen Aufprallzeit von einer Zehntelsekunde schießt das Röntgensystem etwa 100 Standbilder. Zu einem Video zusammengefügt, geben sie hochspannende Einblicke, was sich während des Crashs im Innern sicherheitsrelevanter Bauteile und im Körper des Dummys abspielt. So lässt sich in allen Einzelheiten beobachten, wie der Thorax des Dummys eingedrückt wird oder sich ein Bauteil verformt. Wichtig auf dem Weg von der Forschung zum industriellen Einsatz: Der Röntgencrash beeinflusst keine anderen Analysetools. Auch die Innenraumkameras des Crashtestfahrzeugs zeichnen ungestört auf.

Umfassender Schutz vor Röntgenstrahlung

Für den Röntgencrash haben die Fachleute des EMI ein umfangreiches Strahlenschutzkonzept erstellt. Mit Dosimetern wird überwacht, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keiner Strahlung ausgesetzt sind. Die Regierungsbehörde hat den Betrieb der Anlage nach den gesetzlichen Vorgaben genehmigt. Zu den aufwendigen physischen Schutzmaßnahmen zählen eine zusätzliche, 40 Zentimeter starke Betonwand rings um das Gebäude sowie eine rund 45 Tonnen schwere Strahlenschutztüre.

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Mercedes-Benz ist es gemeinsam mit der Fraunhofer Gesellschaft als weltweit erstem Automobilhersteller gelungen, einen Crash Test zu röntgen. Und das mit 1000 Röntgen-Bildern pro Sekunde. Dies ist ein einziges Röntgen-Standbild daraus.
© Foto: Mercedes-Benz
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