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Trotz Assistenzsystemen: Trend zu weniger Verkehrstoten stockt

04.12.2014 08:39 Uhr
Trotz Assistenzsystemen: Trend zu weniger Verkehrstoten stockt
Treibt das Thema Unfallprävention und Verkehrssicherheit auch in der öffentlichen Wahrnehmung und Wirkung beispielhaft voran: Prof. Rodolfo Schöneburg, Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik, Vordenker für passive Sicherheit im Daimler-Konzern und vor kurzem Referent auf dem 10. AUTOHAUS-Schadenforum in Potsdam.
© Foto: Ralph Olma / Presse + PR Pfauntsch

"In Deutschland werden 2014 voraussichtlich erstmals seit 2011 wieder mehr Menschen im Straßenverkehr ums Leben kommen als im Vorjahr." Dies stellte am gestrigen Mittwoch Prof. Rodolfo Schöneburg, Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik, auf einem Workshop mit Experten des VDI in Karlsruhe fest.

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Damit werde seit Einführung einer gesamtdeutschen Unfallstatistik erst zum zweiten Mal die Zahl der Todesopfer in 2014 voraussichtlich sogar wieder ansteigen. Das EU-weite Ziel einer Reduzierung der Verkehrstotenzahlen um die Hälfte zwischen 2010 und 2020, welches der VDI in seiner 2011 veröffentlichten "Berliner Erklärung zur Fahrzeugsicherheit" ausdrücklich unterstützt, erweist sich nun zumindest in Deutschland anspruchsvoller als zunächst gedacht. Der lang anhaltende Trend zu weniger Todesopfern seit 1991 war bisher in hohem Maße auf den verbesserten Insassenschutz in Pkw zurückzuführen. Pkw-Insassen stellen heute nur noch etwa die Hälfte der Verkehrstoten. 

Ohne Fokus auf Fußgänger und Zweiradfahrer keine weiteren Fortschritte

Entsprechend geraten ungeschützte Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Zweiradfahrer zunehmend in den Fokus. Sie verunglücken zwar zumeist in Unfällen mit Pkw oder Nutzfahrzeugen, sind aber durch Aufprallmaßnahmen an Fahrzeugen nur schwer zu schützen. Langfristig werden laut den VDI-Experten zwar Fahrerassistenzsysteme helfen, Unfälle mit ungeschützten Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern und Radfahrern zu vermeiden und komplexe Verkehrssituationen wie Kreuzungen zu entschärfen, deren Anteil am Unfallgeschehen steigt. 

Zeit der spektakulären Entwicklungen vorbei

Allerdings dauere die Marktdurchdringung solch neuer Systeme mehrere Jahrzehnte – darüber waren sich die VDI-Mitglieder auf ihrem Workshop in Karlsruhe einig. Spektakuläre Fortschritte, wie früher bei der Einführung der Anschnallpflicht in Deutschland, werde es durch neue Fahrzeugtechnologien daher nicht kurzfristig geben.

Mobile Internetnutzung und Alter als neue Gefahren

Der Expertenkreis des VDI – Fachleute aus Unfallforschung, Industrie und Hochschule – empfiehlt daher, eine Vielzahl von Ansätzen parallel zu verfolgen. So sollten bei der Umgestaltung von Infrastruktur besonders innerorts grundsätzlich Unfallforscher zurate gezogen werden, um die Entstehung künftiger Gefahrenherde zu vermeiden. Erziehung und Aufklärung von Verkehrsteilnehmern sollte verstärkt werden, um neue Gefahren – wie etwa durch demographischen Wandel und mobile Internetnutzung – zu adressieren.

Pedelecs könnten künftig zu mehr Verkehrstoten führen

Besonderes Augenmerk verdient der Trend zu den sogenannten Pedelecs (oder E-Bikes), mit denen auch Untrainierte deutlich höhere Geschwindigkeiten erreichen als normale Radfahrer, und deren Fahrer schwerer verunglücken, aber sich nicht besser schützen als Radfahrer. Die zunehmende Beliebtheit dieser Fahrzeuge lasse einen künftigen Anstieg an tödlichen Unfällen befürchten.

"Nutzfahrzeug-FAS gesetzlich vorschreiben!"

Auch bei den Nutzfahrzeugen sind laut dem VDI noch ungenutzte Potenziale zum Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer zu heben, etwa bei der Überwachung des toten Winkels. Immerhin jeder vierte Verkehrstote stirbt bei einem Unfall, an dem ein Nutzfahrzeug beteiligt ist. Fahrerassistenzsysteme im Nutzfahrzeug könnten durch entsprechende gesetzliche Vorgaben wegen der überwiegend kürzeren Haltedauer relativ rasch auf die Straße gebracht werden, müssten allerdings auf die Bedürfnisse der Berufskraftfahrer ausgelegt sein, forderten die VDI-Experten.

VDI – größte Ingenieurvereinigung in Deutschland

Ingenieure brauchen eine starke Vereinigung, die sie bei ihrer Arbeit unterstützt, fördert und vertritt. Diese Aufgabe übernimmt der VDI Verein Deutscher Ingenieure. Seit über 150 Jahren steht er Ingenieurinnen und Ingenieuren zuverlässig zur Seite. Mehr als 12.000 ehrenamtliche Experten bearbeiten jedes Jahr neueste Erkenntnisse zur Förderung unseres Technikstandorts. Das überzeugt: Mit 152.000 Mitgliedern ist der VDI die größte Ingenieurvereinigung Deutschlands.   (wkp)

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KOMMENTARE


Rainer Nimtz

04.12.2014 - 10:09 Uhr

Es ist schon interessant, wo die Quellen der stagnierenden Zahlen gesucht werden !Und wieder wird kein Augenmerk auf eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung sowie härtere Strafen für Überschreitung in Erwägung gezogen.Das gilt auch für Motorradfahrer, die die weit über 100 Ps der "modernen" Maschinen nicht beherrschen bzw zu risikobereit sind.Ich lebe seit mehr als 10 Jahren in Frankreich - Verstöße gegen Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit werden hier mit weitaus höhheren Bußgeldern belegt als in Deutschland !Kaum fahre ich auf meinen D-Reisen in Lindau auf die Autobahn, wird mir die erschreckende Praxis auch der Rücksichtslosigkeit der deutschen Autofahrer wiedervor Augen geführt !Wann wird man in D daraus lernen ?Das gilt auch für die grausamen Unfälle auf Autobahnen, in die immer wieder auch unzählige "unschuldige" Verkehrsteilnehmer eingebunden sind, die bei widrigenVerkehrsverhältnissen mit angepaßter Geschwindigkeit und "ausreichend Sicherheitsabstand" fahren.Die im deutschen Straßenverkehr sehr hoch motorisierten Fahrzeuge mit unbestritten guten Fahreigenschaften verführen auch zu hoher Risikobereitschaft - aber irgendwann kommen auch diese Fahrzeuge in den "Grenzbereich" und sind dann für etliche Fahrer nicht mehr behrrschbar.Als Fz.-Ingenieur und altiver Motorradfahrer Im Rentenalter, weiß ich wovon ich rede.Schließlich sei noch die Rücksichtnahem im Straßenverkehr zwischen Auto- und Motorradfahrer angeführt, die z.B. in Frankreich ganz anders "ausgebildet" ist.Es würde den Deutschen nicht schaden, mal einen Blick in die Nachbarländer Europas zu werfen !


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