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Schadensteuerung: Geschäft auf Gegenseitigkeit

09.01.2023 04:54 Uhr | Lesezeit: 7 min
Schadensteuerung: Geschäft auf Gegenseitigkeit
Das BVdP-Vorstandsteam (v.l.): Marco Senger, Reinhard Beyer, Peter Vogel, Jens Walther und Michael Pinto.
© Foto: BVdP e.V.

Nach den bisherigen Erfolgen will sich der Bundesverband der Partnerwerkstätten e.V. (BVdP) auch weiterhin für kooperatives Schadenmanagement einsetzen – unter anderem bei der nächsten Ausgabe der Netzwerkstatt Ende April.

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Kfz-Versicherungen, Schadensteuerer und Reparaturwerkstätten sitzen in einem Boot. Gemeinsam sollten sie sich um faires Miteinander und auskömmliche Konditionen für alle bemühen, findet die BVdP-Spitze.

Eines ist in Krisenzeiten vor allem gefragt: Zusammenhalt. Bei allem Erfolgsdruck und wirtschaftlichen Zwängen wissen Schadensteuerer und Kfz-Versicherungen genau, dass sie Unfallschäden nicht reparieren können und dafür auf modern ausgestattete Fachwerkstätten angewiesen sind. Ganz in diesem Sinne bemüht sich der Branchen-, Unternehmer- und Wirtschaftsverband BVdP bereits seit Längerem, konstruktive Diskussionen und sachliche Information über marktschreierische Konfrontationen zu stellen.

Getreu dem Motto eines kooperativen Schadenmanagements legen Präsident Reinhard Beyer und Geschäftsführer Michael Pinto zwar überall dort den Finger in die Wunde, wo dies notwendig ist – über all dem steht aber stets der Wunsch nach Vermittlung und auskömmlichem Geschäft für alle Beteiligten.

In die Analyse gegangen

AH: Herr Beyer, der BVdP fällt seit Längerem durch eine "Politik der ruhigen Hand" auf. Welchen Hintergrund hat diese Strategie?

R. Beyer: Gerade die letzten drei Krisenjahre und insbesondere die für einige doch überraschenden positiven Entwicklungen der letzten Monate haben eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig es in der Schadensteuerung ist, sich immer wieder mit den Auftraggebern an einen Tisch zu setzen, um deutlich und unaufgeregt, aber mit Nachdruck die Situation der Partnerbetriebe zu kommunizieren.

Angefangen von der Coronapandemie bis hin zur Energiekrise haben wir als Verband die Lage in den Partnerbetrieben immer wieder abgefragt, analysiert und in vielen Gesprächen bei FLIs platziert. Dabei waren wir – leider – einige der wenigen Stimmen im Markt, die immer wieder klar darauf hingewiesen haben, dass nicht nur die explodierenden Energiekosten, sondern eine Vielzahl weiterer Faktoren, die sich bei den Schadensteuerungsbetrieben auf der Kostenseite niederschlagen, ein wirtschaftlich rentables Arbeiten zusehends in Frage stellen und dabei die Liquiditätspolster zunehmend aufzehren.

Reparaturkapazität erhalten

AH: Herr Pinto, auf den Punkt gebracht haben Sie diese Bemühungen unter dem Schlagwort "kooperatives Schadenmanagement". Was sind die Kernelemente dieses Konzeptes?

M. Pinto: Kooperatives Schadenmanagement beruht auf Gegenseitigkeit. Auf der einen Seite müssen sich Betriebe immer schneller auf neue Technologien, Reparaturerfordernisse und Nachhaltigkeitsanforderungen einstellen sowie in entsprechendes Equipment und Qualifikationen investieren. Im Gegenzug muss akzeptiert werden, dass es Qualifikationen und Investitionen, also Qualität und Leistungsfähigkeit nicht zum Nulltarif gibt. Betriebe in Schieflage aber können diese Entwicklungsschritte nur schwer realisieren. Damit riskiert man jedoch, dass notwendige und qualifizierte Reparaturkapazitäten verloren gehen.

Natürlich müssen nach rund 25 Jahren Schadensteuerung viele Themen auf den Prüfstand: Komplizierte Prozesse, langwierige Freigaben und ein hoher administrativer Aufwand sollten der Vergangenheit angehören. In Zeiten, in denen alle von Digitalisierung sprechen, sollte das Fax für die Auftragsvermittlung schon lange kein Thema mehr sein. Wenn die Werkstätten ihre digitalen Hausaufgaben stets gründlich erledigen, dann darf man das auch von den FLIs erwarten.

Flexibel bleiben

AH: Wie weit sieht sich der BVdP und seine Mitgliedsbetriebe Ende 2022 auf diesem Weg?

R. Beyer: Unsere Forderung, dass all diese Faktoren, die die Schadensteuerungsbetriebe zunehmend existenziell gefährden, nicht mehr isoliert voneinander betrachtet werden dürfen, sondern zwingend vollumfänglich analysiert und gelöst werden müssen, scheint bei vielen Auftraggebern angekommen zu sein. Die Schritte einiger FLIs in den letzten Monaten haben gezeigt, dass die Botschaften verstanden und zum Teil in Handeln umgesetzt wurden.

Die aktuelle Situation erfordert weiterhin agile und schnelle Reaktionen auf unkalkulierbare Entwicklungen – das muss mit der nötigen Konsequenz verfolgt werden. Denn wer starke und leistungsfähige Reparaturpartner in der Schadensteuerung will, trägt auch ein Stück weit Verantwortung dafür, dass die Werkstätten zukunftsfähig bleiben, also in Qualifikation, Technologie und Equipment investieren können.

Gemeinsam konstruktiv weiter

AH: Sie sind also mit den Fortschritten zufrieden?

M. Pinto: Es lassen sich Entwicklungen im Markt beobachten, die darauf hinweisen, dass die Player im Schadenmanagement die von uns eingeforderten Reformen angehen. Denn nur wenn alle gemeinsam, also Werkstätten, Verbände und FLIs, sich konstruktiv den aktuellen Herausforderungen stellen, lässt sich die Schadensteuerung nachhaltig in die Zukunft führen. Wenn alle Seiten von der Zusammenarbeit profitieren, funktioniert das System. Der BVdP als Interessenvertretung der Betriebe in der Schadensteuerung setzt dabei konsequent auf das kooperative Schadenmanagement.

Wir als Verband halten weiterhin kompromisslos die Fahne des kooperativen Schadenmanagements hoch. Denn eines haben die vergangenen drei Jahre gezeigt: Ohne das kooperative Schadenmanagement wäre die Lage für die Betriebe in der Schadensteuerung wesentlich dramatischer, als sie sich heute darstellt. Hier seien nur Coronapauschale, Teilemargenkürzungen, E-Mobilitäts-Siegel, Digitalisierung, Kleinteilepauschale oder Verhandlungsintervalle genannt. Das sind alles Themen, bei denen wir uns im Sinne der Betriebe eingebracht und viel erreicht haben.

AH: Die Branche kann also davon ausgehen, dass sich an der grundsätzlichen Marschroute auch 2023 nichts ändern wird?

R. Beyer: Ja, warum sollten wir auch? Wenn wir etwas bewegen wollen, dann dürfen wir nicht Lautstärke mit Zielerreichung verwechseln. Gerade in Zeiten des dynamischen Wandels ist der BVdP und das kooperative Schadenmanagement wichtiger denn je. Als Verband sind wir ein Player in unserer Branche, der sich erfolgreich einmischt, der gehört wird und der kooperativ mitgestaltet. Das wollen wir auch in den kommenden Jahren bleiben.

AH: Herr Beyer, Herr Pinto, herzlichen Dank für dieses Gespräch.

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