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Innovation Group: Internationaler und deutscher Schadenlenker

18.10.2022 08:52 Uhr | Lesezeit: 10 min
Innovation Group: Internationaler und deutscher Schadenlenker
Die Innovation Group Germany präsentierte sich erst kürzlich auf dem Messekongress Schadenmanagement & Assistance in starker Aufstellung (v.l.): Frank Werres, Stefan Schmadtke (GF der IG-Tochter Wintec Autoglas), Eva Topüth-Heymer, Sascha Zoldos, Jörg Hänsel, Joern Fischer, Thomas Trautmann, Sarah Nuoffer, Roman Hachmann, Simone Helmik, Rilinda Gegaj, Steven Fliehr, CEO Matthew Whittall, Maurizio Amodeo, Markus Unterberger.
© Foto: Walter K. Pfauntsch

Die Innovation Group hat sich international bedeutsame Märkte erschlossen und ist in mehr als einem Vierteljahrhundert zu einem starken Player im Schadenmanagement avanciert. Der deutsche Markt wird aus der Zentrale in Stuttgart und etlichen Tochtergesellschaften auch von anderen Standorten bearbeitet.

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Die Innovation Group (Hauptsitz London) wurde 1996 in Großbritannien unter dem Namen "Merlinace" gegründet und 1999 auf ihre bis heute gültige Bezeichnung umbenannt. Innovation Group bietet der Versicherungsbranche, Flottenmanagern und Automobilherstellern digitale und benutzerfreundliche Cloud-basierte Software für das Schadenmanagement sowie eine kombinierte Dienstleistungsorganisation, die BPO- und Netzwerkmanagementdienste in den USA, Großbritannien, Deutschland, Spanien, Australien und Südafrika vorhält. Die Kunden beauftragen IG bei der Umgestaltung ihrer Schadenmanagement-Prozesse, der Bewältigung kritischer Fahrzeug- und Sachschäden und bei der Generierung höherer Einnahmen durch Mehrwertdienste. IG verbindet mehr als 1.200 globale Kunden aus der Assekuranzbranche mit einem Ökosystem aus Tausenden von integrierten regionalen Netzwerkwerkstätten und Zulieferern.

Die Innovation Group in Deutschland

Die Innovation Group Germany GmbH mit Sitz in Stuttgart gilt hierzulande als größter unabhängiger Schadenmanager für Kfz-Schäden und agiert an der Schnittstelle von Kunde, Werkstatt und Versicherung. Jährlich bearbeitet das Unternehmen hunderttausende Schäden für Kfz- und Gebäudeversicherer. Das Netz besteht aus über 1.100 Karosserie- und Lackierwerkstätten sowie rund 400 Glasreparatur-Standorten. Services für Flottenbetreiber runden das Profil ab. Die Innovation Group Germany ist Partner der Werkstätten, Technologieanbieter, Autoglas-Spezialist (mit Wintec) und Teilehändler.

Die Innovation Group AG mit Sitz in Stuttart wird aktuell geführt von einem vierköpfigen Vorstand, dem Matthew Whittall (Vositzender), Mark Alagna, Jörg Hänsel und Markus Unterberger angehören. In gleicher Besetzung wird auch die Claim Bees – Innovation Group AG geführt. Claim Bees (zu deutsch "Schadenbienen") ist ein ursprünglich von Matthew Whittall gegründetes Unternehmen, das später in die IG integriert wurde. Daneben gibt es noch 6 weitere Gesellschaften, die allesamt auf die Allianz X übergehen werden. Es sind dies die:

• Innovation Group Germany GmbH (Stuttgart; GF Andries Van Staden u. Matthew Whittall);

• Innovation Group Fleet & Mobility GmbH (Stuttgart; GF Jörg Hänsel u. Matthew Whittall);

• Innovation Group Parts GmbH (Lauchhammer; GF Norman Gringer und Matthew Whittall);

• Innovation Group Services GmbH (Leipzig; GF Jörg Hänsel);

• Innovation Group Property GmbH (Köln; GF Frank Werres u. Matthew Whittall);

• Wintec Autoglas GmbH (Limburg; GF Stefan Schmadtke).

Die ersten 10 Jahre

Im "historischen" Rückblick auf die deutsche IG-Geschichte bleibt festzuhalten, dass das Unternehmen 1996 in Stuttgart als "Motorcare Service GmbH" gegründet und im Jahr 2000 durch die britische Innovation Group übernommen wurde. Die aktive Schadenslenkung in Stuttgart startete mit vier monatlichen Vermittlungsaufträgen durch die Württembergische Versicherung im Jahr 1997. Auch die wichtigsten Mitarbeiter der ersten Stunde bei Motorcare" kamen direkt von der Württembergischen.

Dabei musste in den Anfangsjahren allerdings erst einmal die rechtliche Hürde "Unerlaubte Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten" bis zum BGH übersprungen werden. Der "unentbehrliche Helfer", wie ihn Jürgen Schmidt (heute GF des Wettbewerbers Riparo) anläßlich des 10-jährigen IG-Bestehens 2006 einmal nannte, war dabei RA Wolfgang Hertel aus München. Auch ansonsten war der frühere Schadenchef der Vereinten Versucherung AG zweifellos Wegbereiter und wichtigster Strategieberater des Stuttgarter Schadensteuerers.

Doch selbst die Unfallschaden-Vermittlung durch die Versicherer an Motorcare verlief nicht immer reibungslos, da diese oft von den Versicherungsagenturen vor Ort nicht realisiert wurde. Hinzu kam ein stets scharfer Gegenwind seitens des Zentralverbands des Deutschen Kfz-Handwerks und des BVSK (Stichwort: "Wehret den Anfängen") und eine etwas "übermotivierte" Pressekonferenz von Motorcare vor etwa 22 Jahren zur Automechanika in Frankfurt, als sich der Offenbacher K&L Vorzeige-Unternehmer Friedrich Nagel zu einem herben Seitenhieb auf die "deutlich zu teuer reparierenden" Autohäuser hinreissen ließ. Dies führte zu einer lang anhaltenden Verstimmung zwischen ZDK und ZKF.

ZDK-ZKF-Neustart und erste Kritik an den "Services"

In seiner späteren Amtseit als ZKF-Präsident glättete Nagel – inzwischen thematisch und verbandspolitisch deutlich gereift – schließlich die Wogen wieder und legte zudem die Basis für eine bis heute enge und vertrauensvolle Kooperation der beiden Zentralverbände, welche durch Peter Börner (ZKF) und Willi Hülsdonk (ZDK) nachhaltig ausgebaut und gefestigt wurde.

Nicht minder kritisch allerdings ging Nagel – ebenfalls während seiner Amtszeit und als einer der ersten Inhaber von freien K&L Fachbetrieben in Deutschland – mit den zahlreichen kostenlosen Services um, welche die auf Schadenlenkung spezialisierten Partnerbetriebe zu erbringen haben. Ein Thema, das gerade in heutiger Zeit mit Inflation, hohen Energiekosten, zögerlichem Teilenachschub etc. wieder aktueller denn je ist.

Bei Motorcare spielte von Anfang an auch das Thema Qualitätsarbeit eine große Rolle. Aus der ehedem alleinigen Werkstatt-Zertifizierung wurde die sogenannte Zweifach-Prüfung: Dekra Zertifizierung als "Fachbetrieb für Unfall-Instandsetzung" und zusätzlich die TÜV-Zertifizierung in Punkto "Service-Qualität".

Motorcare wird Bestandsteil der "Innovation Group"

Die Struktur der ehemals allein als "Schadenmanager" ausgerichteten Motorcare sah 2006 folgendermaßen aus:

"Innovation Group" mit dem Geschäftsführer Matthew Whittall war als Holding europaweit aktiv. In Deutschland gab es 2006 bereits vier Bereiche, bei denen der bisherige Firmenname zu einer Produktbezeichnung "umfunktioniert" wurde:

Motor (Care)

Leasing (Fahrzeuge für Werkstätten)

• Parts (Ersatzteil-Beschaffung)

• Property (Schadenmanagement Haus & Gebäude)

Die Anzahl der Versicherer, die schon mit Motorcare zusammenarbeiteten, belief sich 2006 auf 40 Gesellschaften. Zur Jubiläumsfeier kamen seitens der Versicherungskunden: AXA, Barmenia, Ecclesia, Karstadt Quelle, KRAVAG, Gothaer, Mannheimer, R+V, Victoria, WGV, Württembergische und Zürich-Versicherung.

Für die Versicherer stand bei der Schadensteuerung immer im Fokus, durch Sicherstellung geringer Schadenkosten auch ausreichend "Luft" für günstige Kfz-Prämien (Stichwort u.a. Gewinnung von Neu- und Wechselkunden) zu haben. 2006 lagen immerhin 95% der Schadenfälle unter 2.000 Euro, aber 5% der Schadenfälle machten mehr als 70% des Schaden-Gesamtaufwandes aus.

Scorecard: Gute Leistung sollte sich mehr lohnen

Ab 2007 bot Motorcare den Partnerbetrieben Umsatz-Garantien. Bei Nichteinhaltung von Seiten Motorcare zog dies eine Rückzahlung der von den Betrieben zu leistenden Zusatzrabatte nach sich. Die Zuversicht, dass die Umsatz-Garantien gehalten werden können, begründete Motorcare mit den Steigerungsraten der Schadenvermittlung. So wurde für das Jahr 2007 mit einem durchschnittlichen gesteuerten Reparaturumsatz von rund 250.000 Euro pro Partnerwerkstatt und für 2008 sogar mit 300.000 Euro gerechnet.

Nobilas und Wintec kommen dazu

Damit der Anreiz zu höheren Leistungen für die Betriebe auch zusätzlich belohnt werden könne, wurde die seit Jahren bereits intern angelegte Scorecard ab Mitte 2007 allen beteiligten Betrieben ausgehändigt. Hierdurch werden die "Bonuspunkte" der Betriebsbeurteilung offen gelegt, so dass jeder Partner-Betrieb wußte, worauf es ankommt. Und die Belohnungdabei war: Wer mindestens 18 der maximal zu erreichenden 20 Punkte bekommt, zahlt schließlich 1% Schadenvermittlungs-Provision an MotorCare weniger (4% anstatt 5%).

Die Beurteilungs-Kriterien bezogen sich auf: Kundenzufriedenheit, Kosten-Konditionen (bis zu 6 Punkte für günstige Stundenverrechnungssätze bzw. Lackierabrechnungen), Prozesse (Geschwindigkeit, Genauigkeit), Rechnungsstellung (vollständig, vereinbarungsgemäß) und  Konsequenzen (Beurteilung halbjährlicher Zusammenarbeit).

Mit der Integration des auf Flotten spezialisierten Schadenmanagers Nobilas erschloss sich Innovation Group 2008 zusätzlich die Märkte in Frankreich, Spanien, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Österreich und der Schweiz. Das jüngste Mitglied der Gruppe ist die Anfang 2011 übernommene Wintec AG, ein im deutschen Markt namhaftes Autoglas-Franchise-System mit Sitz in Limburg.

Wechselnde Besitzverhältnisse

Von November 2015 bis März 2019 watr das Gesamtunternehmen im Besizu der Carlyle Group. Im März 2019 übernahm ein Bankenkonsortium die IG, ehe jetztder Konzern komplett an die Allianz X übergehen wird.

Schadenslenkung ist ein Geschäft mit Höhen und Tiefen. Es geht um viel Geld, das Versicherer sparen wollen, gleichzeitig um ein Höchstmaß an Kundenzufriedenheit, qualitativ einwandfreier Arbeit und zahlreiche Zusatz-Services, welche die Werkstattpartner mit ihrer Arbeit zugunsten der Assekuranzen sowie weiterer Kunden aus dem Flottenbereich und auch des in ihrem Auftrag vermittelnden Unternehmens leisten sollen.

BVdP-Gründung und neue "Leistungsbausteine"

Dass es dabei nicht immer harmonisch zuging, zeigte die Revolte zahlreicher Partnerbetriebe im Jahr 2010, als die IG zu viel wollte: Vor allem in Süddeutschland bildete sich aus dem Kreis großer, starker K&L Betriebe eine Initiative, an deren Ende die Gründung des Bundesverbandes der Partnerbetrioebe e.V., kurz BVdP, stand, der seither auch gegenüber der HUK-COBURG sowie allen sonstigen Schadensteuerern im Markt als Interessenvertreter für die in der Schadenslenkung tätigen Mitglidsbetriebe ist.

Im Jahr 2018 schließlich führte die Innovation Group ihre sogenannten "Leistungsbausteine" ein, mit denen sie neue, "klare Beurteilungskriterien für eine erfolgreiche und leistungsorientierte Werkstattpartnerschaft" schuf.

 

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