Das Jahr 2021 verläuft für die Gesellschaft für Technische Überwachung mbH (GTÜ) bislang ausgesprochen gut. Diese Zwischenbilanz für das laufende Geschäftsjahr hat die Prüforganisation heute bei ihrer Jahrespressekonferenz gezogen. Zu den Erfolgen gehören eine positive Umsatzentwicklung und die Steigerung des Marktanteils bei den Hauptuntersuchungen.
"Die Geschäftsentwicklung im Jahr 2021 verläuft bisher überaus positiv. Für die Monate Januar bis einschließlich August liegen wir beim Umsatz bereits deutlich über den Vergleichszahlen des identischen Vorjahreszeitraums", sagte Robert Köstler, Geschäftsführer der GTÜ und Sprecher der Geschäftsführung. Für das Gesamtjahr 2021 erwartet die Prüforganisation einen Umsatz von voraussichtlich rund 475 Millionen Euro – eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um etwa neun Prozent. Im Jahr 2022 möchte das Unternehmen die Umsatzmarke von 500 Millionen Euro übertreffen.
2020 erzielte die GTÜ einen Umsatz von 437 Millionen Euro und damit knapp zehn Prozent mehr als 2019 mit rund 399 Millionen Euro. Auf diese Weise wahrte die Prüforganisation die Kontinuität der vorherigen Jahre beim Umsatzwachstum. Die Hauptsäule des GTÜ-Erfolgs ist das hoheitliche Geschäft unter anderem mit den regelmäßigen Fahrzeug-Hauptuntersuchungen (HU). Im nichthoheitlichen Bereich hingegen ist das Umfeld schwieriger geworden ist. Als ein zusätzlicher Umsatzbringer hat sich die im Sommer 2020 erfolgte Erhöhung des Anteils der GTÜ an der GTÜ ATEEL AG auf 90 Prozent erwiesen.
"Hinter der positiven Geschäftsentwicklung steht ein erhebliches Engagement aller Partner und Mitarbeiter. Ohne sie wären wir nicht so erfolgreich unterwegs. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich", sagten Dimitra Theocharidou-Sohns, Geschäftsführerin der GTÜ, und Robert Köstler. "Es zeigt sich, dass sowohl die Schwerpunktsetzung auf unser Kerngeschäft als auch die konsequente Umsetzung der Digitalisierung in den vergangenen Jahren richtig waren."
Positive Bilanz über Zeit der Corona-Pandemie
Zudem zog die GTÜ-Geschäftsführung eine positive Unternehmensbilanz über die Zeit der Corona-Pandemie. "Keine Frage, auch bei uns gab es zunächst Verunsicherung, wie unter den erschwerten Bedingungen der Alltag weitergehen kann. Doch nachdem entsprechende Maßnahmen eingeführt und umgesetzt waren, etwa Hygienekonzepte, die Umsetzung der geltenden Verordnungen und auch das Arbeiten von Zuhause, trat bereits wieder eine relative Normalität ein." Erheblich dabei geholfen habe der Zusammenhalt innerhalb der GTÜ, "und zwar an allen Stellen – sowohl im Partnernetzwerk wie auch in der Unternehmenszentrale". Außerdem hätten sich in dieser Phase zwei Faktoren besonders bewährt: die ausgebaute Digitalisierung und die vorausschauende Stärkung der IT. "Ohne diese Weichenstellungen wäre die Einführung von Flex-Office auf breiter Basis nicht möglich gewesen. Vor allem aber haben alle Menschen in der Organisation an einem Strang gezogen. Das hat es ermöglicht, dass wir so gut durch diese wechselhafte Zeit gekommen sind."
Der Geschäftsverlauf im hoheitlichen Bereich zeigt eine erfreuliche Tendenz: "Die GTÜ konnte ihren Marktanteil im ersten Halbjahr 2021 nennenswert ausbauen. Wir haben knapp 100.000 Hauptuntersuchungen mehr durchgeführt als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Das ist ein großer Erfolg", sagt Robert Köstler. "Unser HU-Marktanteil ist so um 0,11 Prozent auf 16 Prozent gewachsen, während die Veränderung bei anderen Prüforganisationen moderater ausfiel oder der Marktanteil sogar rückläufig war." Der Geschäftsführer nannte die hohe Servicequalität als einen entscheidenden Grund für die Kunden, ihre HU bei der GTÜ ausführen zu lassen. "Diese Resonanz erhalten wir sehr häufig von unseren Kunden. Es zahlt sich aber auch aus, dass wir unser Prüfstellennetz laufend ausbauen, um für kleine Kfz-Fachwerkstätten und Fahrzeughalter flächendeckend gut erreichbar zu sein."
Die Corona-Pandemie sorgte im Frühjahr 2020 zunächst für einen Rückgang bei den Hauptuntersuchungen. Im weiteren Jahresverlauf wurden diese Verluste dann kompensiert. Die bisherigen Monate des Jahres 2021 bestätigten erneut das feste Fundament: Die Hauptuntersuchungen laufen stabil. "Das Wichtigste daran: Sie dienen der Sicherheit im Straßenverkehr und dem Umweltschutz. Außerdem helfen wir dabei, dass Logistikketten auch in Krisenzeiten länderübergreifend reibungslos funktionieren", sagte Köstler.
Nachwuchsförderung
Ausgezahlt habe sich auch die in den vergangenen Jahren intensivierte Nachwuchsförderung der GTÜ. "Ein solides Unternehmenswachstum ist nur mit qualifiziertem und engagiertem Personal möglich", so Theocharidou-Sohns. "Genau das haben wir - in unseren Partnerbüros und in der Unternehmenszentrale in Stuttgart." Die GTÜ baut diese Stärke für die Zukunft konsequent aus.
Die GTÜ gewinnt gezielt Studenten, Absolventen technischer Studiengänge und berufserfahrene Ingenieure für eine Laufbahn im Prüfwesen. Die Anwärter durchlaufen die umfassende Qualifizierung zum Prüfingenieur (QPI). Studierenden kurz vor ihrem Abschluss bietet das Unternehmen Praxissemester sowie - nach einer frühzeitigen Kontaktaufnahme - die Möglichkeit zu Abschlussarbeiten. Jährlich rund 50 Arbeiten betreut das Unternehmen. Seit Beginn der Hochschulkooperationen der GTÜ im Jahr 2015 gibt es jährlich zwischen 1.000 und 1.800 Bewerbungen für Praxissemester, Abschlussarbeiten und die Qualifizierung zum Prüfingenieur (QPI). 2020 lag diese Zahl mit 1.809 Bewerbungen so hoch wie nie zuvor. Gegenüber dem Jahr 2011 (198) ist das mehr als eine Verneunfachung, so die Geschäftsführerin.
Abiturienten und Absolventen mit Fachhochschulreife bietet die GTÜ zusammen mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) die Bachelor-Studiengänge Informatik, Maschinenbau mit Fachrichtung Kfz-Prüftechnik sowie Betriebswirtschaftslehre mit Fachrichtung Industrielles Servicemanagement. Als Ausbildungsbetrieb wurde die GTÜ bereits mehrfach ausgezeichnet, etwa in der Studie "Ausbilder 2020" des Fachmagazins 'Capital'. "Unser Ziel ist die Übernahme aller Auszubildenden in ein unbefristetes Vertragsverhältnis. Das gelingt in fast allen Fällen", sagte Theocharidou-Sohns. "Wer sich nach der Ausbildung für ein Studium entscheidet, bleibt in vielen Fällen in engem Kontakt mit der GTÜ - etwa über eine Werkstudententätigkeit oder ein duales Studium."
Mängelreport
Genau 3.436.477 Hauptuntersuchungen an Personenwagen (Pkw) hat die GTÜ im Jahr 2020 ausgeführt. Die Statistik erlaubt ein detailreiches und repräsentatives Bild über den Zustand der Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen. Der sei durchaus zufriedenstellend: Über alle Altersgrenzen der Fahrzeuge hinweg haben 65,4 Prozent der untersuchten Pkw die technische Durchsicht ohne Mängel bestanden, 14,4 Prozent erhielten die Plakette mit geringen Mängeln. 19,4 Prozent aller Fahrzeuge wiesen erhebliche Mängel auf. 0,8 Prozent der Fahrzeuge hatten gefährliche Mängel oder waren verkehrsuntauglich.
Damit bestätigt das Jahr 2020 einen erfreulichen Trend: Immer mehr Pkw bestehen die HU mängelfrei oder mit geringen Mängeln. Im Gegensatz zu früheren Jahren hat auch die Zahl der Pkw mit erheblichen Mängeln abgenommen. Neben einem allgemein besseren technischen Fahrzeugzustand wirkten sich in den Monaten der Corona-Pandemie zusätzlich geringere Laufleistungen sowie ein aufmerksames Serviceverhalten der Fahrzeughalter aus, um die eigene Mobilität sicher zu stellen. Zum Vergleich: 2019 haben 64,3 Prozent der von der GTÜ geprüften Pkw die Plakette für die folgenden zwei Jahre ohne Mängel erhalten. Geringe Mängel waren es bei 13,7 Prozent der Fahrzeuge. Erhebliche Mängel registrierten die Prüfingenieure bei 21,1 Prozent der Fahrzeuge. 0,9 Prozent der Fahrzeuge hatten gefährliche Mängel oder waren verkehrsuntauglich.
GTÜ-Oldtimerstatistik
Dass Autos mit den Jahren aus technischer Perspektive altern, ist keine Überraschung. Dennoch schaffen fast genau 50 Prozent aller Fahrzeuge mit einem Alter von mehr als neun Jahren die HU-Hürde ohne jeden Mangel. Erhebliche Mängel weisen in dieser Altersklasse 26,9 Prozent der Fahrzeuge auf. Bei Neuwagen, die drei Jahre nach ihrer Erstzulassung zum ersten Mal unter die Lupe genommen werden, liegt diese Quote bei lediglich 3,8 Prozent. Übrigens: Historische Fahrzeuge werden mit den Jahren immer besser. Das geht aus der aktuellen GTÜ-Oldtimerstatistik hervor. 69,1 Prozent der Oldtimer im Alter von 58 Jahren glänzen beispielsweise mit dem Prädikat „ganz ohne Mängel“ – das war der Jahrgang mit der höchsten Quote ohne Mängel.
Die Datenlage der Mängel speziell bei Elektrofahrzeugen ist noch zu gering, als dass die GTÜ sie heuer aufzeigen wollte. Im nächsten Jahr soll jedoch explizit darauf eingegangen werden.
Immer beliebter werden derzeit Wohnmobile. Der aktuelle Boom dieser Freizeitfahrzeuge wirkt sich allerdings noch nicht auf die Statistik aus, weil auch sie erstmals drei Jahre nach der Erstzulassung auf ihre Verkehrssicherheit geprüft werden. Aber es lohnt ein Vergleich mit den Pkw: 2020 haben die GTÜ-Prüfingenieure 37.979 Wohnmobile untersucht. Die Altersgruppe über neun Jahre trägt immerhin mit 21.467 Exemplaren zu dieser Altersklasse bei. Von ihnen finden sich bei 11.523 Fahrzeugen im Prüfbericht keine Mängel. Mit 53,7 Prozent mängelfreien Fahrzeugen im Alter über neun Jahre schneiden die Wohnmobile somit noch etwas besser ab als Pkw in einem vergleichbaren Alter.
Ob das Corona-Jahr 2020 Auswirkungen auf eine fristgerechte Vorführung eines Pkw hat, beantwortet die Statistik nicht eindeutig. Im gesamten Jahr 2020 wurde bei 44,9 Prozent aller Hauptuntersuchungen der vorgeschriebene Monat exakt eingehalten oder die HU fand sogar vor dem Termin statt (7,3 Prozent). Im Jahr 2019 lagen diese Zahlen bei 45,9 Prozent (pünktlich) und 7,3 Prozent (vorgezogen). Um mehr als drei Monate wurde dieser Termin 2020 bei 10,3 Prozent aller von der GTÜ abgenommenen HU überzogen. 2019 waren es 9,6 Prozent.
Die Statistik identifiziert besonders häufige Pkw-Mängel. Vorn dabei sind im Jahr 2020 die Positionen "Abblendlicht Einstellung zu niedrig" mit 81.176 Notierungen, "Bremsbelag verschlissen" (64.170) oder "Abblendlicht Einstellung zu hoch" (62.823). Mangelhafte Bremsscheiben, gebrochene Federn, eine ungleichmäßig ziehende Feststellbremse oder Reifen mit zu wenig Profiltiefe mischen ebenfalls vorn mit in dieser Aufstellung. Die Hauptmängel in der Reihenfolge der Häufigkeit des Auftretens: "Beleuchtung/Elektrik", "Umwelt" (Katalysatorfunktion, Flüssigkeitsaustritt oder Geräusche), "Achsen, Räder, Reifen und Aufhängung", "Bremsanlage" sowie "Fahrgestell und Rahmen".
Für den Report wurden die Daten aus mehr als 4,5 Millionen Hauptuntersuchungen der GTÜ-Partner von rund 250 verschiedenen Personenwagenmodellen nach genau festgelegten Kriterien bewertet. Daraus ermittelten die Experten der Stuttgarter Prüf-und Sachverständigenorganisation jeweils die Stärken und Schwächen der einzelnen Modelle.
Wie wichtig die im Report zur Verfügung gestellten Informationen sind, zeigt die Statistik der Gebrauchtwagenkäufe in Deutschland im vergangenen Jahr: Insgesamt haben nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamt 7,02 Millionen gebrauchte Personenwagen den Besitzer gewechselt. Dabei lag der Anteil der bis zu zwei Jahre alten Fahrzeuge bei 17,3 Prozent. Nach Angaben der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) lag der Anschaffungspreis der Gebrauchtwagen 2020 mit durchschnittlich 14.730 Euro auf einem Rekordniveau. Gegenüber 2019 bedeutete das eine Preissteigerung von 18 Prozent. Der Trend ging 2020 zu jüngeren und hochwertigeren Fahrzeugen.
Fahrerlaubnisprüfung: Monopol aufbrechen
Immer wieder für Verdruss bei Fahrschülern und Fahrschulen sorgt die bundesweite Terminnot bei Fahrerlaubnisprüfungen. "Das bedeutet nicht nur Frust bei allen Beteiligten, sondern ist oft auch mit höheren Kosten verbunden, weil die Anwärter weitere Fahrstunden nehmen, um ihre Prüfungsreife aufrecht zu erhalten", sagte Robert Köstler. "Aus unserer Sicht ist das ein vollkommen unnötiger Zustand. Monopolstrukturen gehören der Vergangenheit an. Für die Fahrerlaubnisprüfung steht die GTÜ mit qualifiziertem Personal bereit, um schnellstmöglich Verbesserung zu bringen und auch in diesem Bereich Verantwortung zu übernehmen. Zugleich wäre das eine konsequente Fortführung der Marktliberalisierungen, die sich im Kundensinne zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt haben."
Hinsichtlich des Führerscheinmonopols benötigt die GTÜ die Unterstützung des Verordnungsgebers, um die Weichen entsprechend zu stellen. Köstler: „Wir haben es ja bereits mehrfach gesehen: Die Öffnung von branchenspezifischen Monopolen, etwa zur Hauptuntersuchung, bei Oldtimergutachten sowie bei 'Vollgutachten' und 'Einzelabnahmen' haben dem Markt gutgetan. Der Kunde profitiert von einer fairen Auswahl, von Servicequalität und erhält schneller den gewünschten Termin."
In Deutschland dürfen derzeit pro Bundesland nur die amtlich anerkannten Sachverständigen jeweils einer Organisation die theoretische und praktische Fahrerlaubnisprüfung abnehmen. Fahrlehrer- und Fahrschulverbände beklagen schon seit längerem die unzureichenden Kapazitäten der aktuell auf diesem Gebiet tätigen Monopolisten. Deswegen setzen sie sich laut den GTÜ-Geschäftsführern schon länger dafür ein, dass weitere Prüforganisationen für die Abnahme der Fahrerlaubnisprüfung ermächtigt werden, um die notwendige Entlastung bei den Terminengpässen zu schaffen. Dies könnte erfolgen, indem die bestehenden Vorschriften ergänzt werden. Über eine Aufgabenzuweisung könnte neben den amtlich anerkannten Sachverständigen der Technischen Prüfstelle auch den entsprechend qualifizierten und heute schon hoheitlich tätigen Prüfingenieuren der amtlich anerkannten Überwachungsorganisationen mit einer ergänzenden Qualifikation die Befugnis erteilt werden, künftig Fahrerlaubnisprüfungen abzunehmen.
Im deutschlandweiten Netzwerk der GTÜ-Partner haben mehr als 200 Prüfingenieure in früheren Berufstätigkeiten schon Fahrerlaubnisprüfungen abgenommen, dürfen das durch den Wechsel der Prüforganisation jedoch nicht mehr. Weitere Kollegen aus dem insgesamt 2.500 Prüfingenieure umfassenden Netzwerk stehen für entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen bereit. Sollte das Monopol fallen, kann die GTÜ bundesweit Kapazitäten für die begehrten Fahrerlaubnisprüfungen zur Verfügung stellen. (AH)