Der Markteintritt der Innovation Group in Deutschland erfolgte 1996 – damals noch unter dem Namen "Motorcare" – und gilt bis heute als der eigentliche Beginn der Schadenslenkung von verunfallten Fahrzeugen in (freie) K&L Betriebe. Das Prinzip war (und ist) einfach: Gegen eine entsprechende Vermittlungsprovision (ursprünglich 5% der Rechnungssumme) und unter der Verpflichtung zur Erbringung diverser Services (z.B. kostenloses Holen und Bringen, kostenlose Reinigung des Kundenfahrzeuges, Gratis-Ersatzfahrzeug etc.) werden den "Partnerbetrieben" Reparaturaufträge zugesteuert, die dann zu individuell ausgehandelten Stundenverrechnungssätzen abgearbeitet werden. Davon profitieren wiederum die auftraggebenden Versicherer und Leasinggesellschaften. Stichwort: Senkung der Schadendurchschnitte.
Allianz, HDI und HUK reagierten direkt
Mehr oder weniger stark forciertes Schadenmanagement entwickelte sich – quasi in Kopie auf die IG-Versicherungskunden und den schnell bekannt gewordenen Kostensenkungen – parallel vor allem beim HDI, der lange Jahre mit seinem Konzept "unter dem Radar" flog, bereits 1997 aber auch bei der Allianz, wo der damalige Schadenchef Dr. Gerhard Küppersbusch seine bekannten "Kooperationsverträge" mit Ford, Mercedes-Benz, Volkswagen/Audi und anderen Marken ausrollte.
Die HUK-COBURG, welche seit jeher stark auf das Kfz-Privatkundengeschäft setzt und im Gegensatz zur Allianz keinerlei Kooperationen mit Herstellern/Importeuren und deren Handelsorganisationen unterhält, erkannte ebenfalls früh den Steuerungsnutzen für sich. Sie trieb ihren Kfz-Vertragsbestand alleine in den letzten 20 Jahren von ehedem rund drei auf heute mehr als 13,4 Mio. versicherte Fahrzeuge und erschuf sich somit eine nachhaltige Marktmacht. Schließlich schaffte sie es auch, weitere Kfz-Versicherer in ihre "Schadenkooperation" mit einzubinden (siehe auch unten anhängendes Bild mit den dort aufgeführten Kooperations-Versicherern), in der die beteiligten Assekuranzen ebenfalls das HUK-eigene Werkstattnetz nutzen.
Schadensteuerung und Werkstattbindung heute Marktstandard
Daneben entwickelte sich Schadenmanagement noch in den 1990er Jahren nicht nur über die vormalige "Motorcare", den HDI und die HUK-Coburg, sondern bald auch über erste Konzepte von Lackherstellern und schließlich im gesamten FLI-R-Markt inklusive den Captive-Versicherern der Automobilwirtschaft. Die ursprünglich von der Gothaer eingeführte "Kasko mit Werkstattbindung" ist heute Standard bei praktisch allen Versicherungen, da sich der Kunde damit verpflichtet, nach einem selbst verschuldeten Unfall die von seiner Assekuranz vorgegebene Werkstatt aufzusuchen.
Zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe galt der Fortbestand des Service-Partner-Netzwerks (SPN), an dem neben der Allianz Versicherungs-AG, dem ADAC und dem Konzern Versicherungskammer Bayern (je 30%) sowie die Sparkassen-Versicherung Sachsen (10%) als Gesellschafter beteiligt sind und Reparaturaufträge einsteuern, als ungefährdet (siehe auch Folgebeitrag in der heutigen Ausgabe des AUTOHAUS-Schadenmanager).