In den 1960er- und 1970er-Jahren vergrößerten die Fahrzeughersteller zunehmend die Modellvielfalt ihrer Fahrzeugbaureihen. Neben den "Basismodellen" wurden verstärkt besonders leistungsstarke "Topmodelle" – wie z. B. der 911 Carrera RS 2,7, der BMW 2002 ti oder auch der NSU TT/TTS und ab 1976 der erste Golf GTI – angeboten.
Die Liebhaber dieser Baureihen suchen heute derartige "Topmodelle" und sind bereit, für solche klassischen Fahrzeuge deutlich höhere Preise (als für "Basismodelle") zu bezahlen, erklärte GTÜ-Oldtimerexperte Peter Deuschle unter anderem auf der Retro Classics in Stuttgart.
Was zulässig ist...
Da das Produktionsvolumen dieser Topmodelle wesentlich geringer als das der Basismodelle war, sind heute deutlich mehr Basismodelle verfügbar und in den meisten Fällen können diese Fahrzeuge auch noch heute zum Topmodell aufgerüstet werden. Derartige Umbauten sind im Regelfall zulässig und verhindern die Einstufung des Fahrzeugs als Oldtimer nicht.
Wird bei einem derartigen Umbau die ursprüngliche Fahrzeug-Ident-Nummer (FIN) unverändert belassen, so ist auf Grundlage der Herstellerdokumentation jederzeit erkennbar, dass das Fahrzeug umgebaut wurde.
... und was nicht
Nachdem zunehmend häufiger allerdings auch Original-Kfz-Briefe von Topmodellen – ohne Fahrzeug – zum Kauf angeboten werden, wird es für den "Umbauer" zunehmend interessanter, das umgebaute Fahrzeug auch gleich mit der passenden FIN eines Topmodells zu versehen. Derartige gefälschte FIN sind meist anhand vom Original abweichender Schlagtiefe und Gravur erkennbar. Durch eine Fälschung wird dann versucht, den Wert des Fahrzeugs zu vervielfachen, so der GTÜ-Experte.
Der "professionelle" Betrug
Schwieriger erkennbar wird die Fälschung dann, wenn z.B. beim Porsche 911 ein Stück des Gepäckraumbodens mit der original eingeschlagenen FIN in das Fahrzeug "eingebaut" wird (in der Regel durch Einschweißen eines größerflächigen Teils oder heute auch durch neuartige Klebetechniken). In diesem Fall stimmen dann Gravur und Schlagtiefe der FIN mit dem Original überein. Festzustellen sind solche Fälschungen nur über ggf. erkennbare Bearbeitungsspuren im Bereich der FIN. Insbesondere bei neu aufgebauten und lackierten Fahrzeugen sind Bearbeitungsspuren nicht ohne tiefere Untersuchung erkennbar. Solch einer tieferen Untersuchung, ggf. mit partieller Entlackung, wird ein Verkäufer im Regelfall jedoch nicht zustimmen.
Der Wert von lückenloser Dokumentation und Originalzustand
Ist allerdings bei einem derartigen Topmodell die Fahrzeughistorie lückenlos nachvollziehbar dokumentiert – und ist insbesondere die Lackierung im Bereich der FIN noch im Auslieferungszustand – dann wird das Risiko einer Fälschung dadurch deutlich geringer.
Wenn dagegen die Fahrzeughistorie nicht oder nur unvollständig dokumentiert und die Karosserie erkennbar umfangreich "restauriert" wurde, dann ist das Risiko einer Fälschung (leider) extrem hoch, warnte GTÜ-Oldtimerexperte Peter Deuschle. (wkp/he)
Fahrzeug-Historien: Gefälschte Klassiker stark im Kommen
Der Briefehandel kommt peu à peu offensichtlich auch im Oldtimermarkt in Gang. Je tiefgreifender dabei zuvor eine Restauration ausfällt, umso schwieriger ist das an einen Fremdbrief per Fahrgestellnummer "angepasste" Fahrzeug selbst für Experten erkennbar. GTÜ-Oldtimerspezialist Peter Deuschle klärt auf.