Die Flutkatastrophe vom Juli hat deutlich mehr Menschen als sonst dazu veranlasst, ihre Häuser vollständig gegen Naturgefahren abzusichern. "Die Versicherer haben im dritten Quartal etwa 400.000 neue Elementarschadenversicherungen bei Wohngebäuden registriert", sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen am Mittwoch in Berlin. Üblicherweise seien es in einem Quartal nur 50.000 bis 100.000 neue Verträge. Der Zusatzbaustein "Elementar" deckt auch Schäden durch Hochwasser oder Starkregen mit ab, was bei einer einfachen Wohngebäudeversicherung nicht der Fall ist.
Spitzenwert im Neugeschäft erwartet
Für das Gesamtjahr 2021 geht der GDV nun von einem Spitzenwert bei den Neuabschlüssen für Elementarschadenversicherungen aus. "Wir schätzen, dass am Jahresende rund 50 Prozent aller Wohngebäude den Zusatzbaustein haben werden", so Asmussen. Gegenüber Ende 2020 wäre das ein Plus von etwa vier Prozentpunkten. Gleichwohl sei eine Elementardichte von dann bundesweit 50 Prozent noch immer alles andere als zufriedenstellend. Nach dem Dafürhalten des GDV-Hauptgeschäftsführers könne man es "nicht hinnehmen, dass jedem zweiten Haus der wichtige Versicherungsschutz gegen Klimaschäden fehlt".
Wohngebäudepolice nur noch mit Elementarschutz
Die Versicherer haben daher ein Konzept vorgelegt, wie sich die Elementarschadenabdeckung für die rund 8,5 Millionen privaten Hauseigentümer, die noch nicht versichert sind, rasch erhöhen ließe (wir berichteten ausführlich). "Wir schlagen einen anderen Weg vor als eine Versicherungspflicht", so Asmussen. "Wenn der Gesetzgeber den Versicherern die Möglichkeit gibt, würden wir alle bestehenden privaten Wohngebäudeversicherungsverträge zu einem Stichtag umstellen. Damit würden Millionen Hausbesitzer automatisch auch den Versicherungsschutz gegen Naturgefahren erhalten – außer der Verbraucher widerspricht aktiv."
Nach den Vorstellungen des GDV soll diese sogenannte Opt-Out-Lösung eingebettet sein in ein Gesamtkonzept, das gleichzeitig mehr Präventionsmaßnahmen einschließt und die Klimafolgenanpassung forciert. "Auch die öffentliche Hand muss nachhaltig umsteuern, etwa durch klare Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten. Ohne konsequente Klimafolgenanpassung wird unsere Gesellschaft gezwungen sein, die schlimmen Auswirkungen verheerender Unwetterereignisse immer wieder zu durchleben", sagt Asmussen.
Verheerendste Naturkatastrophe in Deutschland
Die Juli-Flut, die vor allem in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu schlimmen Verwüstungen geführt hatte, ist mit einem versicherten Schaden von über sieben Milliarden Euro die bislang schwerste Naturkatastrophe in Deutschland. Insgesamt wurden bis zu 200.000 Gebäude und bis zu 50.000 Fahrzeuge beschädigt, so der Berliner Versichererverband. (wkp)