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BVdP: Schadensteuerung aktiv gestalten

16.12.2024 05:52 Uhr | Lesezeit: 7 min
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"Die grüne Reparatur muss so gestaltet sein, dass der Betrieb auf der sicheren Seite ist, was Garantie und Gewährleistung angeht":, so Michael Pinto (l.), Geschäftsführer BVdP​. "Viele Entwicklungen konnten 2024 auf einen guten Weg gebracht werden. Dies gilt es gemeinsam zu festigen und voranzutreiben": Reinhard Beyer, Vorstandsvorsitzender BVdP
© Foto: BVdP e.V.

Die Schadensteuerung steht vor großen Herausforderungen. Diese wird der BVdP gemeinsam mit allen Marktteilnehmern angehen, um durch konstruktive Lösungen das kooperative Schadenmanagement voranzutreiben.

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In den letzten Jahren fokussiert sich die Arbeit des BVdP auf Themen, die im gesteuerten Geschäft schon länger "vor sich hin schwelten". Der Reformbedarf in der Schadensteuerung wurde offen thematisiert und in vielen Gesprächsrunden mit den Marktplayern im Sinne der Verbandsmitglieder platziert. Schmerzpunkte wie die Direktkundenregelung, komplizierte Freigabeprozesse oder die notwendige Agilität, auf Marktherausforderungen wie Lieferengpässe oder Fachkräftemangel zu reagieren, haben sich positiv entwickelt. Man werde auch an Themen wie der Ersatzmobilität dranbleiben und aktuelle Entwicklungen wie Nachhaltigkeit, Gebrauchtteile oder KI aktiv mitgestalten, betonen Vorstandsvorsitzender Reinhard Beyer und Geschäftsführer Michael Pinto gegenüber AUTOHAUS.

AH: Herr Beyer, in unseren letzten Gesprächen haben Sie angemahnt, den Finger immer wieder in die Wunde legen zu wollen. Hat sich diese Politik des BVdP ausgezahlt?

R. Beyer: Ich denke ja, denn es haben sich Erfolge eingestellt, Prozesse in der Schadensteuerung sind schneller geworden. Natürlich gibt es immer Luft nach oben, aber wir sind durchaus zufrieden. Fakt ist, dass es nichts bringt, Dinge schlechtzureden – stattdessen sollte man sich mit der Ist-Situation auseinandersetzen und das, was noch nicht so gut läuft, gemeinsam verbessern. Nur so kommen die Betriebe und die Branche insgesamt voran.

M. Pinto: Die Themen für unsere Verbandsarbeit werden nicht weniger. Gerade angesichts von Entwicklungen wie Gebrauchtteile oder dem Einsatz von KI im Reparaturgeschäft sind wir als Interessenvertretung der Partnerbetriebe enorm gefragt. Wir sehen diese Entwicklungen und bringen uns frühzeitig in die Diskussionen ein, um gemeinsame Lösungen zu schaffen, die in die Werkstattwelt passen. Konstruktives Agieren statt nur Reagieren, das können unsere Verbandsmitglieder von uns erwarten.

I vor E und Gebrauchtteile

Haben Sie dafür ein aktuelles Beispiel?

M. Pinto: Ja, der Einsatz von Gebrauchtteilen bei der Reparatur. Hier gilt es, genau hinzuschauen. Zum einen ist die Frage zu stellen, ob wir in den vergangenen Jahren schon das komplette Potenzial des Ansatzes Instandsetzen vor Erneuern gehoben haben. Ich sage nein, denn es gab durchaus eine Fehlentwicklung, die die Betriebe konditioniert hat, eher ein Neuteil zu bestellen, als mit handwerklicher Kompetenz nachhaltig instand zu setzen. Dadurch sind die Spezialisten in den Reparaturwerkstätten weniger geworden. I vor E ist und bleibt das beste Konzept, sowohl für das Fahrzeug selbst als auch für die Umwelt. Das bedeutet jedoch im Umkehrschluss nicht, dass ich gegen eine Reparatur mit Gebrauchtteilen bin. Nur müssen einige Themen gerade für die Werkstätten geklärt werden, damit diese Methode Marktreife erlangen kann. Dann kann sie allerdings eine Maßnahme sein, der Schadeninflation in Zukunft ein Stück entgegenzuwirken.

Welche Themen sind das aus Ihrer Sicht?

R. Beyer: Geklärt werden müssen grundsätzliche Fragen, etwa woher kommen die Teile und gibt es in Deutschland neben ausreichend Nachschub auch genügend Lagermöglichkeiten? Wenn ich Bestellungen aus Portugal oder Polen beziehen muss, habe ich nichts erreicht. Klärungsbedarf besteht auch im Hinblick darauf, inwiefern das Gebrauchtteil Mehraufwand in der Werkstatt auslöst, also ob es im Vergleich mit einem Neuteil vor dem Einbau noch bearbeitet werden muss. Nicht zuletzt ist auch die Preisfrage zu beantworten: Immerhin ist eine beispielhafte zehnprozentige Marge eines Ersatzteils für 1.000 Euro eine andere Summe als die einer Komponente, die 500 Euro kostet.

M. Pinto: Der Mehraufwand bezieht sich aber nicht nur auf die technische Verarbeitung. Die Werkstatt muss auch auf der sicheren Seite sein, wenn es um Garantie- oder Gewährleistungszeiten geht. In den AKB einer „Grünen Police“ muss ganz klar geregelt sein, um welche Teile es sich handelt, wann sie eingebaut werden dürfen und wo sie herkommen. Hier ist bei etwaigen Problemen die Versicherung Ansprechpartner des Kunden und nicht die Werkstatt. Es braucht also vorab eine ganze Menge an Kommunikation.

Grüne Policen nicht verramschen

Wie stehen Sie zur Kosteneinsparung durch den Einsatz von Gebrauchtteilen?

M. Pinto: Natürlich ist die Schadeninflation aktuell ein Problem, das uns alle angeht. Die Frage ist aber, wie ist diese entstanden – Stichpunkte Energiekosten, Fachkräftemangel, Quasi-Monopol auf sichtbare Ersatzteile – und was können wir dagegen tun? Kreislaufwirtschaft ist ein positiver Gedanke, der gut in unsere Werkstattwelt passt. Geradezu gefährlich finde ich es aber, ein Produkt, das Ressourcen spart, CO2-Ausstoß verhindert und umweltfreundlich ist, in die Ecke "Billiginstandsetzung"“ zu stellen. Auch hier werden wir in Sachen Logistik, Teilequalität und Verarbeitung in der Werkstatt Aufwand zu bewältigen haben. Dazu befinden wir uns aktuell im engen Austausch mit den Protagonisten der Gebrauchtteilreparatur im Markt.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für das kommende Jahr?

R. Beyer: Wir haben als Verband 2024 viele Dinge auf einen guten Weg bringen können. Wichtig ist jetzt, diesen Kurs zu festigen und zusammen daran zu arbeiten, dass es weiter nach vorne geht. Ich würde mir wünschen, dass die Zeiten des Rosinenpickens auf allen Seiten endgültig vorbei sind!

M. Pinto: Ganz klar gibt es auch weiterhin Themen, die Verbesserungspotenzial bieten und die auf unserer Agenda stehen. Ich nenne als Beispiel die längeren Standzeiten bei den Reparaturen. Diese stellen sowohl für die Versicherungswirtschaft als auch für die Betriebe einen signifikanten Kostentreiber dar. Luft nach oben gibt es auch in Sachen Zahlungsgeschwindigkeit. In einer Partnerschaft auf Augenhöhe sollte es möglich sein, Außenstände innerhalb von zehn Tagen zu begleichen. Wenn wir hier Verbesserungen erreichen, dann wird das Erfolgsmodell Schaden­steuerung wieder für alle Seiten attraktiver, sprich die Betriebe bekommen Lust auf das gesteuerte Geschäft und die Versicherungen bringen ihr Auftragsvolumen unter.

Netzwerkstatt erst im November

Mit dem kooperativen Schadenmanagement untrennbar verbunden ist die Netzwerkstatt. Welche Highlights erwarten die Branche bei der kommenden Ausgabe?

M. Pinto: Wir haben spannende Themen auf dem Radarschirm und die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Aufgrund des Feedbacks von Werkstätten und Steuerern haben wir uns entschlossen, die Netzwerkstatt ans Ende des Branchenjahres zu verlegen, um gemeinsam Rückschau zu halten und die Weichen für die kommenden Monate zu stellen. Wir treffen uns 2025 also am 13. November und haben eine zen­tralere Location in der Rhön ausgewählt.

R. Beyer: Sicher können wir allerdings sagen, dass auch die nächste Ausgabe wieder DAS Netzwerkevent der Schadenwelt darstellen wird, moderiert von Petra Bindl. Und natürlich werden Themen wie Nachhaltigkeit und KI eine Rolle spielen.

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