Nachdem eine Naturkatastrophe passiert ist, zählt vor allem eines: Geschwindigkeit. Möglichst früh und präzise müssen Erst- und Rückversicherer darüber Kenntnis erlangen, wo und in welcher Höhe Schäden aufgetreten sind. Dieser Vorgang der Schadenerfassung wird in den letzten Jahren zunehmend komplexer: Während es früher ausgewiesene Hochwasser- oder Hagelschwerpunktregionen gab, treten Elementarereignisse mittlerweile deutlich breiter gestreut auf.
Modernste Satellitentechnik
Ein Weg, um die entstandenen Schäden und Verwüstungen aufzunehmen, ist aus der Luft: Flugzeuge und Drohnen überfliegen schon seit einiger Zeit Katastrophengebiete, um genauere Einblicke zu gewähren. Doch auch von deutlich weiter oben lässt sich Wissen gewinnen, so Rupert Bidwell, VP Insurance Solutions, beim finnischen Spezialanbieter ICEYE: "Mit inzwischen über 35 selbst produzierten Satelliten sind wir in der Lage, auch schwer einsehbare Gebiete in einer Genauigkeit von vier Mal vier Metern abzubilden. Diese Daten verbinden wir mit anderen Informationen aus dem Internet oder den sozialen Netzwerken, so dass wir unsere Kunden sehr schnell über Tiefe und Ausmaß von Naturereignissen wie Überschwemmungen oder Waldbrände in Kenntnis setzen können."
Auf Basis der gelieferten Daten können Versicherer die notwendigen Entscheidungen treffen, feststellen, welche Gebäude oder Grundstücke bei ihnen versichert sind, und entsprechend Zahlungen anstoßen oder Besichtigungen vor Ort in Auftrag geben.
Immenses Potenzial
Schon bei der Überschwemmungskatastrophe im Ahrtal hat sich das Unternehmen mit Sitz in der Metropople Helsinki einen Namen gemacht und seither weiter in Analyse- und Satellitentechnik investiert. "Unsere Satelliten sind konstant in einer niedrigen Umlaufbahn unterwegs, so dass wir sehr schnell auf entsprechende Ereignisse reagieren können. Durch die intelligente Verknüpfung der Daten ergeben sich aus unserer Sicht nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für die Zukunft“, ist sich Bidwell sicher.
Denn dass Elementarschäden durch den Klimawandel zunehmen, in ihren Ausmaßen immer extremer werden und zunehmend Weltregionen "erobern", die vor einigen Jahren noch relativ sicher zu sein schienen, dürfte nach den Erfahrungen der letzten Jahre heute niemand mehr ernsthaft bestreiten wollen.