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Allianz Umfrage: Jeder zweite Lkw-Fahrer schaltet Assistenzsysteme aus

28.10.2024 08:13 Uhr | Lesezeit: 5 min
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Während einerseits der Ruf nach vermehrt aktiv bremsenden Sicherheitssystemen in Lkw und Lieferfahrzeugen unüberhörbar war, zeigten Vorstandschef Frank Sommerfeld (l.) und Schadenvorständin Lucie Bakker gemeinsam mit AZT-Geschäftsführer Christian Sahr (r.) auch die Gefahrpotenziale auf, die sich aus bewusst abgeschalteten Assistenzsystemen ergeben. 
© Foto: Walter K. Pfauntsch

Lkw-Fahrer erleben regelmäßig Konfliktsituationen mit Fußgängern, Fahrrad- und Motorradfahrern. Die Ursachen dafür sind vielfältig, nicht nur technisch bedingt und gehen oft auch von den "schwächeren" Verkehrsteilnehmern selbst aus. Aggressives Fahren und das Missachten von Verkehrsregeln sind dabei – auch länderübergreifend – am häufigsten.

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Im Rahmen des diesjährigen 12. Allianz Autotags wurden Verkehrsteilnehmer in fünf europäischen Ländern zum Thema Sicherheit von ungeschützten Verkehrsgruppen im urbanen Raum befragt. Das wichtigste Ergebnis der repräsentativen Umfrage: 50 Prozent der befragten FahrerInnen von schweren Fahrzeugen in Deutschland gaben an, die Fahrerassistenzsysteme ihrer Lkws oder Vans häufig oder manchmal auszuschalten. In anderen Ländern ist die Situation ähnlich – mit 54 Prozent in Frankreich und Großbritannien, 48 Prozent in Spanien und 47 Prozent in Italien. Als Gründe werden angegeben, dass die Systeme "unpraktisch", "störend" oder "unnötig" seien oder dass sie teilweise nicht richtig funktionieren würden.

Für Christian Sahr, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik (AZT) und Auftraggeber der Studie, zeigen diese Werte die Notwendigkeit zur Verbesserung in diesem Bereich: "Was nützen die besten Fahrerassistenzsysteme, wenn sie nicht eingeschaltet sind?", stellte Sahr eine eher rhetorische Frage.

"Systemschulung für Flotten unabdingbar"

Es sei deshalb wichtig, dass Flottenbetreiber und Fahrer im Umgang mit den Systemen umfangreich geschult werden. Zudem zeige die aktuelle Unfallstudie mit 700 untersuchten Verkehrsunfällen das "große Potenzial moderner Fahrerassistenzsysteme, aber auch die Notwendigkeit von baulichen Veränderungen zur Verbesserung der Fahrersicht bei Nutzfahrzeugen". In Anknüpfung an die Ausführungen von Allianz SE Vorstand Klaus-Peter Röhler (siehe vorangehende Meldung von heute) sprach auch Sahr davon, dass "ein Drittel der untersuchten Unfälle hätte vermieden werden können, wenn die Lkw-Fahrer durch eine direkte Sichtlinie die Verkehrsteilnehmenden rechtzeitig gesehen hätten oder der Lkw mit einem aktiv bremsenden Totwinkelassistenten ausgestattet gewesen wäre".

Wöchentliche Unfallsituationen mit schweren Fahrzeugen

Rund jeder zweite der befragten Fahrer von schweren Fahrzeugen erlebt mindestens einmal pro Woche einen gefährlichen Konflikt mit ungeschützten Verkehrsgruppen. Dies gaben in Deutschland 53 Prozent der Lkw- oder Van-Fahrer an, in Spanien 48 Prozent, in Italien 45 Prozent, in Frankreich 43 Prozent und in Großbritannien 42 Prozent.

Ulrich Stephan, Firmenvorstand der Allianz Versicherungs-AG, sah deswegen ein signifikantes Potenzial in der Integration von leistungsfähigen Fahrerassistenzsystemen: "Die Perspektive der Fahrer zeigt, dass die aktuelle Lage zu einer hohen Anzahl von Risikosituationen führt. Effektive Assistenzsysteme können neben dem positiven Effekt auf die Verkehrssicherheit auch Vorteile bei der Kfz-Versicherung für die Flottenbetreibenden haben: Denn nur mit sicheren Fahrzeugen können Unfälle vermieden werden.“

Risiko menschliches Fehlverhalten

In der Befragung der allgemeinen Verkehrsteilnehmer würden als häufigste beobachtete Fehlverhalten aggressives Fahren und das Missachten von Verkehrsregeln genannt. Fahrer von schweren Fahrzeugen erwähnen den toten Winkel und unnachgiebige Fahrradfahrer (Deutschland), überhöhte Geschwindigkeit (Frankreich), Ablenkung (Großbritannien), rücksichtslose E-Scooter-Fahrer (Spanien) und Handynutzung während der Fahrt (Italien) als größte Risiken.

Dies konnte auch Lucie Bakker, Schadenvorständin der Allianz Versicherungs-AG, aus ihrer Schadenerfahrung bestätigen: "Gerade bei Lieferwagen sei das Risiko der Handynutzung hoch, denn sie fahren im Unterschied zum klassischen Postauto nicht von Haus zu Haus, sondern müssen auf ihrem mobilen Gerät nach dem nächsten Stopp Ausschau halten. Dieser Umstand mache sich vor allem im innerstädtischen Lieferbereich bemerkbar: "Wir sehen insbesondere bei Kurier-, Express- und Paketdiensten in der Kfz-Haftpflichtversicherung eine um 20 Prozent höhere Schadenfrequenz als bei Fahrzeugen anderer Gewerke."

Unfallsituationen variieren in untersuchten Ländern

Die Untersuchung zeigt zudem, dass sich das Erleben von Konflikten im Straßenverkehr je nach untersuchtem Land deutlich unterscheidet. Während in Großbritannien nur 18 Prozent der allgemeinen Verkehrsteilnehmer sich einmal in der Woche in einer gefährlichen Situation mit anderen konfrontiert sehen, sind das in Frankreich bereits 30 Prozent, in Deutschland 35 Prozent, in Spanien 46 Prozent und in Italien sogar 55 Prozent.

Kennzahlen zur Allianz-Umfrage

Die repräsentative Online-Erhebung 2024 der Allianz umfasste 5.315 Autofahrerinnen und -fahrer, die sich aufteilten nach Deutschland (N=1226), Italien (N=1027), Frankreich (N=1005), Großbritannien (N=1027) und Spanien (N=1030). Die Durchführung oblag dem Allianz Marktforschungsinstitut DrivenBy und dem Allianz Zentrum für Technik (AZT). Alle Ergebnisse können einem 47-seitigen Report in deutscher und englischer Sprache entnommen werden.

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