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Allianz, HUK, WGV und Württembergische: Vier Versicherer mit 100.000 Kfz-Schäden in zwei Tagen

05.07.2021 06:34 Uhr | Lesezeit: 5 min
HUK-Schadenservice
Die HUK-COBURG hat in "ihrer" Besichtigungshalle zusammen mit Hagelschaden-Dienstleister KhS alle Prozesse gegenüber 2019 nochmals optimiert. Bereits im Eingangsbereich beginnt das klare – und auch visuell erkennbare – Routing des Kunden durch die einzelnen Stationen. Eine große Übersichtstafel klärt außerdem über die Verhaltensregeln auf, die durch Corona zu beachten sind.
© Foto: Presse + PR Pfauntsch

Die letzten beiden Wochen des Juni brachten Hagelschäden mit sich, die sich über weite Teile Deutschlands verteilt, am schwersten jedoch einige bayerische und baden-württembergische Regionen getroffen haben. Praktisch alle Kfz-Versicherer und verfügbaren Sachverständigen, Instandsetzungstrupps und sonstige Dienstleister sind seither im Dauereinsatz.

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AH-SchadenBusiness besuchte vergangene Woche zunächst einige bayerische Regionen, darunter die schwer betroffenen Städte Wolfratshausen und Geretsried (siehe auch unsere heutige Erstmeldung zum Thema).

WGV und Württembergische "gut bedient"

Wie wir auf unserer "Hagel-Recherchetour" von den jeweiligen Akteuren erfuhren, waren insbesondere auch die Regionen Metzingen, Reutlingen und Tübingen extrem heftig von den Hagelereignissen betroffen. Den in BW starken Regionalversicherer WGV sollen alleine 15.000 bis 16.000 Kfz-Schäden getroffen haben, ähnlich hoch sei auch die Württembergische Versicherung beaufschlagt.

65.000 Hagelautos "rein" bei Allianz und HUK-COBURG

Noch schwerer hat es aufgrund ihrer jeweils hohen Bestandszahlen erneut die beiden großen Kfz-Platzhirsche getroffen: Die Allianz rechnet nach aktueller Aussage von heute mit bis zu 30.000, die HUK-COBURG sogar mit "mindestens 35.000 Kfz-Hagelschäden". Eine exakte Bezifferung der Anzahl ist beiden Assekuranzen "aktuell noch nicht möglich". Die HUK-COBURG Moment richtet bundesweit Besichtigungsstellen ein, sieben Standorte laufen bereits. Bei den bisherigen Prognosen kommen allerdings Allianz, HUK-COBURG, WGV und Württembergische schon ohne ihre Markt-Wettbewerber zusammen auf fast 100.000 durch Hagel beschädigte Kraftfahrzeuge. Ob diese Zahl auch in den kommenden noch Bestand hat, werden die noch ausstehenden Schadenmeldungen zeigen.

Die zusätzlichen Immobilienschäden bei der Allianz und der HUK werden dagegen nach bisherigen Erkenntnissen nicht an die Zahlen des Gebäude-Marktführers, der Versicherungskammer (rund 20.000), heranreichen. Für Kfz-Besichtigungen hat die Allianz aktuell Begutachtungs-Standorte in Wernau, Reutlingen und Nehmen (bei Tübingen) mit etwa 30 SV und in Bayern mit 40 weiteren SV Besichtigungen in Burghausen Ampfing, Geretsried, Ebersberg, Bad Griesbach und Augsburg eingerichtet. Auch hier könnten die weiteren Schadenmeldungen noch zu einer Aufstockung führen.

Drei schwere Tiefs alleine im Juni 2021

Äußerst ungewöhnlich, so eine Sprecherin der Allianz, sei die dichte Abfolge von drei Tiefs im Monat Juni, die allesamt nicht ohne Folgen blieben. Der "harmloseste" von allen war dabei am 3. und 4. Juni noch Sturmtief "Olger". Vom 21. bis 24. Juni allerdings sorgte vor allem das Tief "Volker" für die vielen und teils verheerenden Hagelschäden. Tief "Xero", das vom 28. bis 30. Juni sein Unwesen trieb, sorgte dann für die massiven Starkregenfälle, denen die Überflutungen in den bayerischen und württembergischen Regionen folgten.

Passau, Deggendorf und Simbach waren anders!

Die Xero-Folgen seien allerdings nicht mit Passau und Deggendorf aus 2013 oder Simbach vom 1. Juni 2016, wo auch fünf Menschen zu Tode kamen, zu vergleichen. Damals traten Flüsse über die Ufer, im Juni 2021 überfluteten "lediglich" heftige Starkregenfälle ganze Straßenzüge. Dabei liefen zwar Keller und Tiefgaragen voll, aber die Wassermassen flossen in überschaubarer Zeit komplett ab, während die Überschwemmungen aus den nahegelegenen Flüssen teilweise tagelang an der Oberfläche befindlich waren, da breite Flächen gesättigt waren und keine weiteren Niederschläge mehr aufnehmen konnten. Von einem notwendig werdenden Haus-Abriss aufgrund der Überschwemmungen geht die Allianz derzeit für die bei ihr versicherten Gebäude nicht aus.

Schwankende Kfz-Schadensummen

Stark unterschiedlich scheinen regional die Schadendurchschnitte der aktuell beschäftigten Kraftfahrzeuge auszufallen. Hier reichen die ersten Durchschnitts-Schätzungen von 2.000 bis rund 4.500 Euro – abhängig vom jeweiligen Standort und der Größe der Hagelkörner. Da deren Durchmesser zuweilen den eines Golf- oder sogar Tennisballs erreicht hat, kam es in zahlreichen Fällen allerdings zu wirtschaftlichen Totalschäden, die präferiert begutachtet und fiktiv bzw. als Totalschaden abgerechnet wurden.

Aufgalopp der kompletten Kfz-Assekuranz

Mit dem gesamten Regulierungs-Portfolio beaufschlagt war im Grunde genommen die komplette Riege der deutschen Kfz-Assekuranzen. Alleine in den vom Hagelschaden-Zentrum Ulm angemieteten Hallen in Geretsried und Wolfratshausen oder Metzingen waren unterschiedlichste Versicherer anzutreffen, die mit meist eigenen Sachverständigen quasi im Akkord die Vielzahl der von Hagel in unterschiedlich hohem Ausmaß beschädigten Fahrzeuge besichtigten. Angefangen von der AXA, über DEVK, DA Direct, ERGO, HUK-COBURG, LVM, Sparkassen-Versicherung, VHV, bis hin zur Versicherungskammer, der WGV, Württembergische und Zurich wurde überall besichtigt, reguliert oder das jeweilige Fahrzeug gleich an die mit vor Ort befindlichen Hagelschaden-Dienstleister zur Reparatur weitergereicht.

Hohe logistische Anstrengungen der Hageldienstleister

Welcher Aufwand von allen Prozessbeteiligten erforderlich ist, wurde beispielhaft aus den Aussagen von Daniela Bagaccin-Schimanski deutlich, die für das Hagelschaden-Zentrum Ulm und das HPI-Zentrum sprach: Neben der Anmietung der Besichtigungshallen und deren infrastruktureller Ausstattung müssen sowohl die Versicherungsunternehmen und Sachverständigen, als häufig auch Kunden und natürlich das eigene Technikerpersonal organisiert und geroutet werden. Dafür bedarf es erfahrener eigener Leute wie z.B. Projektleiter und -steuerer, Abwickler, Personal im Kundenservice, für die Fahrzeug-Annahme, ferner Fahrern etc. Zusammengenommen hat das HZ Ulm nach eigenem Bekunden aktuell rund 200 Mitarbeiter gleichzeitig an verschiedenen Standorten im Einsatz, um die Kunden und SV der kooperierenden Versicherer optimal betreuen zu können. Und Bagaccin-Schimanski freut sich nicht zuletzt darüber, dass "wir auch während der Coriona-Pendemie an unseren Leuten festgehalten haben. Das verschafft uns jetzt einen durchaus spürbaren Vorteil."

SSH-Partner Max Bauer mit Erfahrung und Koordinationsstärke

Ähnlich sieht dies auch Marion Bauer, die bereits in den letzten Jahren nicht nur die Hagelschäden im Kfz-Sachverständigenbüro ihres Vaters Max Bauer gesteuert, sondern zusätzlich Besichtigungen von Partnerbüros der SSH-Organisation mit koordiniert hatte – "übrigens zu unser aller Zufriedenheit in der SSH-Zentrale wie auch bei den Kollegenbetrieben", wie SSH-Geschäftsführer Tobias Plester gegenüber unserer Redaktion ausdrücklich hervorhob. Die regionale Stärke des seit über 30 Jahren im Großraum München etablierten SV-Büros Max Bauer machte sich für so manchen Akteur gerade im aktuellen Regulierungsprozess positiv bemerkbar, da frühzeitig dank entsprechendem Netzwerk große Hallen angemietet werden konnten, bevor die Mietpreise erneut "ins Uferlose" gestiegen waren. Auf dem Münchner Hagel-Symposium, zu dem die Redaktion AUTOHAUS-SchadenBusiness Ende 2019 erstmals geladen hatte, wurde gerade auch diese Thematik umfassend thematisiert.

Bei der HUK-COBURG und KhS vor Ort

Bei unserem aktuellen Besuch der HUK-COBURG Besichtigungshalle in Geretsried waren die bereits aus 2019 bekannten, hoch durchstrukturierten Prozesse anzutreffen, welche seinerzeit einen ersten Härtetest im ehemaligen VW/Audi Autohaus Morigl (Germering bei München) durchlaufen hatten. Hageldienstleister Know-how Systems (KhS), der seinerzeit über seine Elementarsparte das jahrelang verwaiste Autohaus in wenigen Tagen für die Besichtigung und Instandsetzung "revitalisierte", übernahm jetzt in Geretsried direkt auch die Beseitigung der Dellen und hat die HUK-Abläufe gekonnt mit eigenem Branding angereichert.

Als Gast-Dienstleister findet sich in der HUK-Halle erneut Totalschaden-Vermarkter Copart wieder. Nadine Krannich von der HUK-COBURG, die vor Ort die Abläufe für die Versicherungskunden ihres Arbeitgebers organisiert und direkt an HUK-Hagelschaden-Koordinatorin Yvonne Butz in Coburg berichtet, verweist uns zunächst auf die vorgeschriebenen Beschränkungen durch Corona, kann aber dafür in Geretsried mit ausschließlich hauseigenen Sachverständigen arbeiten, von denen die Coburger Assekuranz inzwischen etwa 70 besitzt.

Reibungslose Totalschaden-Vermarktung

Auch Nadine Krannich zeigte sich sehr angetan vom Totalschaden-Regulierungskonzept, das Copart aufgelegt hat. "Wenn es zur Widerbeschaffungswert-Regulierung (WBW) kommt, erhält der Kunde von unserem Dienstleister alle Leistungen aus einer Hand. Will der Fahrzeughalter sein Totalschaden-Auto verkaufen und kommt bei Copart die Vereinbarung sowie der Kaufvertrag zustande, drücken wir bei uns aufs Köpfchen und der Kunde hat sofort sein Geld auf dem von ihm zuvor benannten Konto."

Im Reparaturfall begleite man den Kunden in die direkt angrenzende Instandsetzungshalle, wo er entweder – falls freie Kapazitäten gegeben sind – direkt reparieren oder sich einen Termin dafür geben lassen kann. Sollte ein Kunde nicht (mehr) reparieren lassen wollen, habe er immer noch die Möglichkeit, den Schaden fiktiv, begleitet durch eine Sofortüberweisung, abzurechnen.

Konzept mit besonderem Mehrwert

"Wird ein total beschädigtes Fahrzeug von uns aufgekauft, so geht es aus bayerischen Standorten in der Regel zu unserem Standort in Pilsting, wo wir – wie auch an allen anderen Lager- und Umschlagplätzen – mit einem zentralisiertem Aufnahmeprozess aufwarten. Der Fahrer des jeweiligen Aufkäufers bekommt innerhalb von nur 11 Minuten sein Fahrzeug verladen und kann sofort zurück- bzw. weiterfahren", sagt dazu Florian F. Stumm, Director Sales von Copart Deutschland. Der "Riesen-Mehrwert", den sein Unternehmen den deutschen und internationalen Aufkäufern biete, führe häufig dazu, dass sie meist "nicht nur ein, sondern gleich drei oder vier Fahrzeuge mitnehmen". Alle Prozesse seien verschlankt, vereinfacht und auch so weit optimiert worden, dass "daraus messbar höhere Auktionspreise" erzielt werden, von denen nicht zuletzt der Versicherungsnehmer profitiere. "Deshalb nehmen die auch nicht nur ein Auto, sondern meist gleich drei oder vier auf ihrem Sattelzug mit."

Einen VN-Vorteil sieht Nadine Krannich von der HUK-Coburg zusätzlich darin, dass sich die geschädigten Fahrzeughalter nicht selbst mit einem Aufkäufer auseinandersetzen und auch nicht eigens mit diesem verhandeln müssten, sondern das Fahrzeug von Copart "direkt bei der Zulassungsstelle abgemeldet bekommen und dadurch Kfz-Steuer und Versicherungsbeitrag sparen können". Meist hätten die Kunden "ohnehin noch andere Sorgen nach solchen Unwettern aufgrund weiterer Schäden am Haus", weshalb sie sich erfahrungsgemäß nicht zeitgleich um die Eigenvermarktung, Abmeldung etc. ihres Autos kümmern wollen. (kaf)

Für eine reibungslose Abwicklung und Vermarktung von Totalschäden sorgen in der HUK-COBURG Halle zu Geretsried Lothar Rabeneik (l.) und Sales Director Florian F. Stumm (r.) von Copart Deutschland. Die vor Ort verantwortliche HUK-Mitarbeiterin Nadine Krannich zeigte sich mit den Prozessen hoch zufrieden.
© Foto: Presse + PR Pfauntsch
So sieht eine Vielzahl von Fahrzeugen in Wolfratshausen und Geretsried derzeit aus. Daniela Bagaccin-Schimanski (r.)koordiniert an drei Vorort-Stationen mit ihren Mitarbeiter*innen aktuell Sachverständige von rund zehn Versicherungen und SV-Büros bzw. -Organisationen.
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Die HUK-COBURG begutachtet inzwischen zahlreiche Hagelschäden selbst. Zu ihren Kfz-Sachverständigen zählt dabei auch Jürgen Kopf, der zuvor viele Jahre lang Service-Annahmemeister eines großen Marken-Autohauses im Raum Ebersberg war und von daher neben seiner technischen Kompetenz und fachlichen Erfahrung auch ein hohes Maß an Empathie für geschädigte Kunden mitbringt.
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