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Dieselfahrzeuge: Verkehrsminister Wissing warnt von Stilllegung

01.08.2024 16:23 Uhr | Lesezeit: 3 min
© Foto: Aral

Der Bundesverkehrsminister schreibt einen Brandbrief an die EU-Kommission. Es geht um viele Dieselautos, die möglicherweise aus dem Verkehr gezogen werden könnten

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Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) warnt die EU-Kommission vor einer Stilllegung von Millionen Dieselfahrzeugen. Hintergrund ist eine mögliche neue Auslegung bei der Einhaltung von Schadstoffgrenzwerten. Dazu läuft ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH). Wissing fordert in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Klarstellung.

Wissing sagte der Zeitung, die EU-Kommission müsse jetzt schnell handeln."Ich bin in großer Sorge." Eine Sprecherin des ADAC verwies allerdings auf den Bestandsschutz. Der ADAC halte Diskussionen über eine drohende Stilllegung für "unsachgemäß".

 


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Verfahren vor Gericht 

In dem Schreiben an von der Leyen verweist Wissing auf ein Verfahren vor dem EuGH zu einem sogenannten Vorabentscheidungsersuchen des Landgerichts Duisburg. Dabei gehe es auch um die Einhaltung von Schadstoffgrenzwerten bei Euro 5-Dieselfahrzeugen. Euro 5 ist eine Abgasnorm.

Nach EU-Recht müssten die Schadstoffwerte unter den sogenannten NEFZ-Prüfbedingungen eingehalten werden. Dies passiert stationär in Testzentren. Für die Typgenehmigung von Neufahrzeugen ab der Norm "Euro 6d temp" gilt seit September 2017 das sogenannte RDE-Verfahren, mit dem neben dem Prüfzyklus auch bestimmte Realbedingungen abgebildet werden können.

Neue Vorgaben?

In dem Gerichtsverfahren hat die EU-Kommission nun laut Wissing die Auffassung vertreten, dass die Schadstoffgrenzwerte auch außerhalb der "Betriebs- und Umgebungsbedingungen" des NEZF-Verfahrens und zwar für jede Fahrsituation gelten würden. Das würde bedeuten, dass die Grenzwerte auch bei sogenannten "Vollastfahrten" mit Steigung einzuhalten wären - das bedeutet: wenn ein Auto voll geladen bergauf fährt und der Motor seine maximal mögliche Leistung erreicht. 

Wissing warnt vor Folgen

"Dies ist nach derzeitigem Stand der Technik nicht umsetzbar und würde damit die in Verkehr befindlichen Fahrzeuge eine nicht realisierbare nachträgliche Anforderung darstellen", so Wissing in dem Schreiben. Sämtliche Euro 5-Genehmigungen würden infrage gestellt.

Ausgeschlossen seien auch nicht Konsequenzen für Fahrzeuge nach der Abgasnorm Euro 6. "Millionen von Fahrzeugen droht damit die Außerbetriebsetzung", so Wissing. Allein in Deutschland wären 4,3 Millionen Euro 5- und gegebenenfalls 3,9 Millionen Euro 6-Dieselfahrzeuge betroffen. Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts waren Anfang 2024 in Deutschland rund 49 Millionen Pkw in Betrieb.Eine Lösung könnte laut Wissing darin bestehen, in den fraglichen Vorschriften noch vor der EuGH-Entscheidung eine Klarstellung vorzunehmen.

ADAC und Autoindustrie fordern Klarstellun

Der ADAC hält eine Klarstellung für absolut dringlich, um Verbraucher nicht weiter zu verunsichern, wie eine Sprecherin sagte. Die betroffenen Fahrzeuge seien zum Zeitpunkt der Betriebnahme ordnungsgemäß zugelassen worden. "Änderungen im Messverfahren bei der Typgenehmigung eines Kfz zu einem späteren Zeitpunkt können nach Auffassung von ADAC Juristen nicht rückwirkend Anwendung finden." Eine Betriebsuntersagung sei vor diesem Hintergrund "abwegig".

Auch die Präsidentin des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, forderte von der Bundesregierung und der EU-Kommission eine rasche Klarstellung über die Zulassung von älteren Dieselfahrzeugen. Müller sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Freitag), die EU-Kommission müsse die Zulassung durch eine rechtliche Klarstellung absichern. "Rückwirkende Anwendungen neuer Verfahren und Maßstäbe wären ohnehin ein Verstoß gegen den Grundsatz des Rückwirkungsverbots und das Rechtsstaatsprinzip im EU- und deutschem Verfassungsrecht."

FDP kritisiert von der Leyen

FDP-Fraktionschef Christian Dürr sagte der dpa: "EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen macht weiterhin eine Politik gegen die Autofahrer. Die Zukunft des Verbrennungsmotors ist immer noch unklar und nun droht auch noch Millionen Diesel-Autos die Stilllegung, weil sich die Verfahren zur Abgasmessung ändern sollen." Von der Leyen müsse jetzt eine Neuregelung vorlegen, damit die Betroffenen Planungssicherheit bekommen.

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KOMMENTARE


Manfred

01.08.2024 - 17:26 Uhr

Herr Wissing sollte einfach mal den Tatsachen ins Auge sehen und sich nicht von "angeblichen Interessen" leiten lassen. Fast alle deutschen Hersteller haben E-Autos im Programm. Und man sollte mal die Lade-Infrastruktur verbessern und nicht x-verschiedene Ladekarten!


Josef Schwab

06.08.2024 - 08:14 Uhr

Man kann nicht derart viele Eigentümer von Diesel Fahrzeugen quasi entschädigungslos enteignet. Die vorzeitige Produktion neuer nötiger Fahrzeuge erzeugt ja dann wieder eine zusätzliche Co2 Belastung. Manchmal hat man schon den Eindruck die EU Kommision insbesondere die Vorsitzende ist hier anscheinend überfordert. Sie hätte nicht wieder in das Amt gewählt werden sollen. Ich verstehe vollkommen, daß die FDP Abgeordneten nicht bereit waren, sie zu wählen. Vor allem der deutschen Wirtschaft schadet die Vorsitzende bewusst oder unbewusst in hohem Maße.


Dietmar Seyerle

02.08.2024 - 18:49 Uhr

Wenn Bürokraten mit Chauffeur andere Bürokraten beauftragen EU Bestimmungen die kein EU Bürger je wollte und auch nie dazu befragt wurde ob dies für die Bevölkerung die "richtige" Vorgehensweise ist und wenn eben diese Bürokraten auch vom EU-Volk überhaupt nicht gewählt wurden, darf man sich zumindest über das Chaos das diese EU-Bürokraten anrichten nicht wundern. Ob die Engländer nicht vielleicht doch die bessere "richtige" Entscheidung getroffen haben als Sie sich aus diesem Selbstbedienungsladen und den dafür verantwortlichen Eurokraten zurück gezogen haben ? Zumindest Zweifel sollte der aufmerksame Bürger und Steuerzahler allmählich haben und bei der nächsten Wahl vielleicht vorher mal den eigenen Kopf nutzen!


Ede

06.08.2024 - 16:48 Uhr

Herr Schwab hat so Recht. So langsam müssen die Komiker aus Brüssel mal auf ihren Geisteszustand geprüft werden.


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