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Experte: Atomfrage fehlt bei Diskussion um Elektroauto

15.09.2011 10:54 Uhr
Atomausstieg: Ist die Elektromobilität überhaupt der richtige Weg ist?
© Foto: imago/Milestone Media

Für den Berater Rainer Meckes ist es kein abwegiges Szenario, dass ein E-Massenmarkt nur mit mehr Kohlekraftwerken im Inland und Kernenergie aus dem Ausland gelingen kann.

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In der Diskussion um die Massentauglichkeit von Elektroautos ist aus Expertensicht in Deutschland eine ganz zentrale Frage unter den Tisch gefallen. "Wir müssen erst einmal darüber nachdenken, ob die Elektromobilität überhaupt der richtige Weg ist. Denn wir sind ja nicht bereit, Kohle- oder Atomkraftwerke zu ertragen. Doch Sonnen- oder Windenergie allein reichen nicht aus", sagte Rainer Meckes vom Beratungsunternehmen Simon-Kucher & Partners der Nachrichtenagentur dpa.

Derzeit ist es nur Zukunftsmusik, dass regenerative Energien wie Wind, Sonne oder Wasser herkömmliche Quellen wie Atom-, Kohle oder Gaskraft ersetzen. Denn für die alternativen Energien fehlen Speichersysteme ebenso wie ein grenzübergreifendes Verbundnetz, das Schwankungen intelligent abfedern kann.

Es sei daher kein abwegiges Szenario, dass ein E-Auto-Massenmarkt nur mit mehr Kohlekraftwerken im Inland und Atomstrom aus dem Ausland gelingen könnte. "Wenn ich sage, ich baue auf Elektroautos, dann kann der Strom dafür nun einmal nur aus Atomkraftwerken aus dem Ausland bezogen werden – oder ich gehe zurück zu fossilen Energieträgern, etwa Kohle, mit all den Belastungen und der gleichen Umweltproblematik wie beim Öl", betonte Meckes.

Neues Dilemma

So drohte der atomkritischen Gesellschaft in Deutschland ein neues Dilemma. "Wenn ich meinen Frieden damit gemacht habe, kurzfristig preiswerten Strom in Atomkraftwerken zu produzieren, um daraus den Verkehr zu speisen, dann ist das konsequent und nachvollziehbar. Aber wenn ich wieder anfange, neue Kohlekraftwerke zu betreiben, um damit Batterien zu füllen und Autos in der Stadt fahren zu lassen, dann bestehen an der Sinnhaftigkeit einer solchen Entwicklung doch erhebliche Zweifel", gab Meckes zu bedenken.

"Ob man vor diesem Hintergrund die Empfehlung aussprechen sollte, in die Richtung überhaupt weiterzuarbeiten – da bin ich mir nicht so sicher. Das ist zumindest nicht ausdiskutiert", meinte Meckes. "Man muss in einem vernünftigen Kreislauf denken und nicht zu kurz, dass E-Mobilität schön und neu ist und nicht mehr stinkt."

Der Berater kritisierte: "Das ist ja das eigentliche Drama, dass das Thema überhaupt nicht in der öffentlichen Diskussion ist. Da ist ja eine massive Irrationalität drin: Wir wollen keine Atomkraftwerke, holen den billigen Strom dann aber aus Frankreich. Ich glaube, diese Abhängigkeiten und ungelösten Probleme bei der E-Mobilität haben noch viele überhaupt nicht durchdrungen."

Klassische Fahrzeugtechnik doch vorteilhafter?

Deshalb müsse die Frage erlaubt sein: "Sind wir da mit moderner, klassischer Fahrzeugtechnik nicht schon auf einem besseren Weg? Und man sieht ja auch, dass etablierte Autobauer noch gewaltig in die klassischen Motorentechnologien investieren", sagte Meckes.

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KOMMENTARE


nappimo

15.09.2011 - 11:49 Uhr

DANKE! Vielen lieben Dank an den Autor und an die Redaktion. Der Autor als auch Sie als Medienvertreter haben damit meiner Ansicht nach den Mut aufgebracht "DAS" auszusprechen bzw. zu veröffentlichen, was sich alle anderen nicht trauen oder auch nicht wollen auszusprechen (einschließlich meiner Person). Alle anderen sind meiner Meinung nach vor allem Politiker (die fürchten die starke Lobby), führende Manager der großen Automobilhersteller und Zulieferer (die fürchten Ihre Millionengehälter und den Verlust Ihres elitären Status) sowie Verbände der Automobilbranche (die fürchten den Verlust Ihres Einflusses). Sicherlich bin ich auch der Meinung, dass wir an einer Lösung arbeiten sollten, jedoch bin ich mir sicher, dass genau dieses Fehlen der Atomfrage zu Lasten der Zukunft eine ökologisch sinnvollen Mobilität und damit auch zu Lasten der zukünftigen Generationen geht. Wir sollten wirklich, wirklich das Auto neu erfinden... und nicht Probleme verschieben. In diesem Zusammenhang fällt mir die Aussage eines führenden Managers eines großen Automobilherstellers ein; sinngemäß: Was geht mich die Zukunft des Autmobilgeschäftes an! Ich werde noch 10 bis 15 Jahre meinen Job machen und dann in den Ruhestand gehen. Mit einer solchen Einstellung funktioniert das meine Meinung nach nicht.


Johann

15.09.2011 - 13:37 Uhr

Ich kann den ganzen sch..... über E- Mobilität und "neu erfinden des Automobils" nicht mehr hören. Fakt ist: Es gibt nach wie vor kein e Auto das in meinen Augen als Fortbewegungsmittel bezeichnet werden darf. Und kommt mir jetzt nicht mit irgendwelchen Kisten für 30 t€ und mit schöngerechneten 300km Reichweite.Nach ein paar Jahren ist dann die Batterie fällig und die übersteigt dann vermutlich den Restwert dieses Autos- prima. Da stelle ich mir die Frage wo der Strom zum Laden herkommt mal noch überhaupt gar nicht! Also erst mal ein Alltagstaugliches e- Auto bauen und dann können wir weiterreden. Servus.


Gerold Dittus

15.09.2011 - 16:56 Uhr

Wenn viele Autofahrer auf E-Autos umsteigen wird der Strom natürlich knapp und teuer.Das trifft dann nicht nur Autofahrer, sondern auch Rentner und kinderreiche Familien. Strom braucht jeder.


E.Kühlwetter (wallibelli)

15.09.2011 - 16:56 Uhr

Die Frage ist berechtigt. Es ist aber keinesfalls so, dass wir unendlich viel Strom benötigen, wie manche Experten meinen. Schon im Sommmer 2008 hat die Wirtschaftswoche unter dem Titelthema "Das E-Auto kommt!" von einem seriösen wissenschaftlichen Institut erhobene Zahlen veröffentlicht: Ganze 12% mehr Strom benötigt die Republik, um den gesamten PKW-Bestand mit seiner damaligen Kilometerleistung und Durchschnittsgeschwindigkeit bis 3,5t auf E-Mobile umzustellen. Nicht die Verfügbarkeit von Strom, sondern die Abhängigkeit von Importen ist das Problem. Nachstehend aktuelle Zahlen, die der Öffentlichkeit weitestgehend vorenthalten werden: "Seit Deutschland aufgrund des beschlossenen Atomausstieges bereits acht Kraftwerke vom Netz genommen hat, ist das Land auf Stromimporte aus anderen Ländern angewiesen. Beispielsweise erhielt Deutschland 50 Prozent mehr Strom von Frankreich. Aus Tschechien werden sogar 673 Prozent mehr importiert (aus beiden Ländern Atomstrom) Die Importe sind demnach 7 mal höher als im Vorjahr." Quelle: Nachrichtennmagazin Focus, Anfang 9/2011. Die preiswerteste Lösung wird bisher vorenthalten. Der gesamte Mineralölwertschöpfungskette von der Quelle bis zur Tanke wehrt sich vehement gegen die Entwicklung alternativer Kraftoffe für Verbrennungsmotoren. Obwohl inzwischen feststeht, dass es technisch möglich ist. Spanische Wissenschaftler haben beispielweise die Massen-und Schnellzüchtung von Algen an Land unter Nutzung von schädlichem CO 2 realisiert und ein Mwengenproduktionsverfahren daraus Bio-Benzin. Das E-Auto wird auf absehbare Zeit kein Ersatz für konventionelle Kaufautos bei der Privatkundschaft sein. Dafür ist und bleibt es zu teuer. Was viel entscheidender ist: Bevor die E-Mobil - Reichweite nicht zuverlässig den Vergleich mit konventionellen PKW besteht, bleiben Kaufwünsche aus. Schließlich weiß man inzwischen um die Zuverlässigkeit von Reichweitenangaben. beispielweise das von 180 km ganz schnell nur noch die Hälfte übrig bleibt (z.B. bei höherem Tempo bzw. im Winter bei Temperaturen unter 0-Grad oder bei intensiver Nutzung von Stromverbruachern an Bord wie Klimaanlage, Heizung. Das E-Auto hat seine Berechtigung in öffentlichen Fuhrparks bei bestimmten Firmen im Mietwagenbereich und in neuartig vernetzten Mobilitätskonzepten wie car to go u.a. PS: Ganz aktuell kam in den vergangenen Tagen auch noch die rote Karte von TÜV, Dekra und einigen Stromlieferanten für das Laden an häuslichen 220 Volt-Steckdosen. Schon nach zwei Stunden Ladezeit beträgt die Temperatur an der Steckdose und an Verlängerungskabeln über 80 Grad. Es wird für den heimischen Bereich eine spezielle Strom-Box / Ladegerät geben die Herdstrom in Drehstrom wandelt. Pers. Anmerkung: Dort werden dann auch der Zähler intergriert, damit später die Ersatz-Mineralölsteuer direkt vom liefernden Stromunternehmen abgeführt werden kann.


K. Wempe

16.09.2011 - 16:02 Uhr

Danke Herr Kühlwetter für die kühle Analyse der "Expertenmeinungen". Hier wurde wieder einmal ungeprüft eine dpa Meldung der Meute zum Fraß vorgeworfen. Dabei braucht der mündige, vernetzte Bürger doch nur einmal den Begriff ELEKTROAUTO bei wikipedia einzugeben, und erhält nachweisebare Infos mit Quellenangabe. Wiki geht von 27% mehr Energie aus, sollte der gesamte Straßenverkehr elektrifiziert werden. Auto, Motor und Sport hat bereits in Heft 15/2010 einen Artikel veröffentlicht, in dem man davon ausgeht dass 1 Mio. Elektroautos nur 0,3% mehr Energie benötigen. Mit Datum v. 22.04.2011 meldet die Süddeutsche Zeitung den gleichen Wert und beruft sich dabei auf eine Studie des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung. Die gleichen Experten haben uns vor Fukushima auch weismachen wollen, dass die Lichter ausgehen wenn nur 1 oder 2 AKW abgeschaltet werden. Welche Lobbyisten sind denn da wieder im Spiel? Der größte Energieverbraucher ist eh die Industrie und nicht der Privathaushalt mit 5 oder 6.000 kWh. Wahrscheinlich kostet die Produktion eines Automobils mehr Strom und Co² als es jemals in seinem "Leben" produzieren wird. Jeder soll seine Meinung haben, aber die Leute mit der Atomfrage zu verunsischern ist der falsche Weg. Irgendwann ist das Öl alle, lasst uns spätestens heute damit anfangen darüber nachzudenken.


Michael Kühn

17.09.2011 - 22:52 Uhr

Das "eigennützige" Zeitfenster in dem Manager denken, und dabei billigend in Kauf nehmen, dass sie in der Gegenwart Fakten schaffen, die in der Zukunft eine schwer zu bewältigende Vergangenheit sein werden, ist ein großes Problem. Die gleiche Thematik betrifft auch die Strategen aus der Politik... Solange, wie "Egoisten" das Ruder in der Hand halten, wird es keine brauchbare Lösung geben! Ausstieg aus der Kernenergie ist ne "tolle" Sache vom Grundsatz her...; bei uns kann dann bald kein A-Werk mehr "hochgehen, dafür kaufen wir Strom vom Nachbarn mit eventuell bedenklicheren Sicherheitsstandards? Welches Gottvertrauen haben wir, wenn beim Nachbarn eins hoch geht, dass uns nix passiert? (Bei unseren Eigenen hätten wir noch ein wenig sicherheitsrelevanten Einfluss gehabt. Ich glaube auch, dass aufgrund von Mehrproduktion (für uns) im Ausland und den damit verbundenen monetären Interessen, die Belastungen einer Anlage erheblich ansteigen werden. Ergo müssten die damit verbundenen höheren Verschleißerscheinungen, Rohre, Leitungen usw. usw. ein höheres Risikopotenzial mit sich bringen...) Mir ist es vom Grundsatz eigentlich „Sch...-egal“, ob wir durch E-Autos nur 1%, 5% oder 12% mehr Strom benötigen, wenn uns unsere heutige Situation zur Aufrechterhaltung unseres Strombedarfs bereits nach Abschaltung von nur einigen A-Werken, den Import von A-Strom aus dem Ausland aufzwingt. Wie ich bereits im Mai einmal schrieb, ein E-Auto ist eine gute Überlegung wert, je nach geplantem Einsatz. Ein Ausstieg aus dem Atom-Strom hat ebenso berechtigte Grundgedanken. Jedoch denke ich, beides zeitgleich "über das Knie zu brechen" ist keinesfalls zielführend. (Der gezeigte blinde Aktionismus, der aufgrund „wissenschaftlicher“ Studien zu Handlungen verführt, beweist, wie wenig wir aus Japan gelernt haben. Das Fukushima-Drama wurde auch „wissenschaftlich betrachtet“ im Vorfeld ausgeschlossen. Ich habe generell ein Problem damit, wenn gesunder Menschenverstand irgendwelchen wissenschaftlichen Studien zufolge total außen vor bleibt und etwaige gesunde Zweifel nicht einmal geprüft werden. Softskills werden immer wieder erwähnt, aber keiner will sie haben…?) Und damit wären wir wieder bei meiner, im ersten Absatz, getätigten Aussage; was wir in der Gegenwart tun, wird in der Zukunft.... Mein Wort zum Samstag Abend Grüßle


Michael Kühn

19.09.2011 - 16:52 Uhr

Zu meinem Kommentar v. 17.09.2011 wollte ich noch betonen, (hatte ich leider versäumt) dass meine Meinung betreffend der Manager und deren Zeitfenster auf die Ausführungen von -@nappimo- "Die Aussage eines führenden Managers…" Bezug nehmen sollte. Ich bin davon überzeugt, dass nicht alle verantwortlichen Köpfe derartiges Gedankengut ausführen und leben; es sind aber leider nicht nur wenige dabei, die sich diesem verantwortungslosen Handeln verschrieben haben. Daher hoffe auf ein allgemeines Umdenken und "träume so weiter vor mich hin"....... (Die Titanic wurde damls für unsinkbar gehalten und was passierte? dieselbe Mentalität hat auch heute noch (leider) Bestand und wird gelebt...) Abschließend möchte ich zu bedenken geben, dass die momentane u. allgemeine "IAA-Euphorie" meines Erachtens besser in eine gedämpfte Zuversicht geändert werden sollte, sonst wird wieder nix hinzugelernt. ...Und alles bleibt beim "Alten" Es ist nicht alleine die Technik, die überdacht werden muß, sondern auch die, heute bereits erkennbaren und zukünftigen Veränderungen, im Kundenverhalten und deren veränderten Prioritäten.


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