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Dieselkrise: Merkel und die "Quadratur des Kreises"

21.03.2018 18:00 Uhr
Kanzlerin Angela Merkel (Archivbild) geht in ihre vierte Amtszeit. Die Dieselthematik wird sie noch einige Zeit begleiten.

In ihrer Regierungserklärung geht die Kanzlerin natürlich auch auf das Thema Diesel ein. Verschiedene Interessen sind unter einen Hut zu bringen. Das wird nicht einfach – ganz im Gegenteil.

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Von Andreas Hoenig, dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht auf Politik und Autoindustrie in der Dieselkrise und bei der Mobilität der Zukunft große Anstrengungen zukommen. Merkel sagte am Mittwoch im Bundestag in der ersten Regierungserklärung ihrer vierten Amtszeit: "Saubere Luft, intelligente innerstädtische Verkehrssysteme und Nutzung individueller Mobilität müssen in Einklang gebracht werden – und zwar so, dass Arbeitsplätze nicht in Gefahr geraten, die Käufer von Dieselautos nicht die Dummen sind und wir trotzdem Luft und Klima schützen." Merkel fügte hinzu: "Also im Grunde eine Quadratur des Kreises."

Als eine ihrer ersten Amtshandlungen werde die neue Bundesregierung eine Kommission zur Zukunft des Diesel und der Mobilität auf den Weg bringen, sagte Merkel. Dies war im Koalitionsvertrag vereinbart worden. Verbrennungsmotoren würden auf absehbare Zeit noch als "Brückentechnologie" gebraucht, die Zukunft aber gehöre alternativen Antrieben.

Die CDU-Chefin warnte die Autoindustrie indirekt davor, den Wandel der Branche nicht zügig genug anzugehen: "Fehler in einzelnen Branchen können sich sehr schnell zu systemischen Problemen entwickeln. Und wie schnell das gehen kann, sehen wir beim Dieselthema."

Im September 2015 war der VW-Abgasskandal ins Rollen gekommen. Damals hatte VW eingeräumt, bei Millionen von Dieselfahrzeugen bei Abgastests manipuliert zu haben. Volkswagen hatte dies in eine schwere Krise gestürzt, der Skandal hat den Konzern Milliarden gekostet. Auch bei anderen Autobauern wurden zum Teil drastische Abweichungen der Abgaswerte zwischen Prüfstand und Straße festgestellt. Die Neuzulassungen von Dieselfahrzeugen sind seit Monaten auf Talfahrt.

Merkel bekräftigte die Position der Bundesregierung in Sachen Fahrverboten für Dieselautos: "Flächendeckende Fahrverbote lehnen wir ab. Wir brauchen vielmehr maßgeschneiderte Lösungen für die von Grenzwertüberschreitung betroffenen Kommunen." Ähnlich hatte sie sich zum Beispiel beim Spitzentreffen mit Wirtschaftsverbänden vor knapp zwei Wochen in München geäußert.

Autoindustrie in der Pflicht

Die allermeisten betroffenen Städte würden Schadstoff-Grenzwerte sehr bald einhalten, sagte Merkel. Als Grund nannte sie die Kombination der Luftreinhaltepläne in den Kommunen, der Förderprogramme des Bundes und der "zwingend notwendigen Beiträge der Automobilindustrie". Zugleich sagte Merkel: "Einige wenige Städte werden besondere Lösungen brauchen. Und dabei nehmen wir die Automobilindustrie in die Pflicht. Für die eigenen Fehler müssen die Hersteller gerade stehen und wir müssen dafür sorgen, dass ausreichend in die Mobilität der Zukunft investiert wird."

Um Grenzwerte einzuhalten, sind etwa in vielen Städten Umrüstungen von Bussen geplant oder eine bessere Taktung des öffentlichen Nahverkehrs. Dazu kommen Software-Updates der Hersteller für ältere Diesel. Aufwendige Umbauten am Motor, die aus Sicht von Umweltverbänden wirksamer wären, lehnen die Herstellern bisher auch mit Verweis auf hohe Kosten ab.

FDP-Fraktionsvize Michael Theurer sagte nach den Aussagen der Kanzlerin, Merkel befürworte Fahrverbote für belastete Städte wie Stuttgart und Düsseldorf. "Die heutige Regierungserklärung darf man also als Einstieg in die kalte Enteignung von Millionen Dieselfahrern verstehen. Für Handwerker und Berufspendler ist das fatal."

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hatte Diesel-Fahrverbote für bessere Luft in Städten generell für zulässig erklärt, diese aber als letztes Mittel bezeichnet. Außerdem müsse die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Im vergangenen Jahr waren die Schadstoff-Belastungen zwar etwas gesunken, aber immer noch wurden die Grenzwerte in knapp 70 Städten nicht eingehalten – am stärksten war die Belastung in München, Stuttgart und Köln. Dieselfahrzeuge sind eine Hauptursache für die Schadstoff-Belastung.

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KOMMENTARE


Arno Bach

21.03.2018 - 22:31 Uhr

Frau Merkel hat das Problem garnicht verstanden und leider ist in der Groko auch niemand in der Lage es ihr zu erklären.... sie wartet wie immer, bis der letzte Ausweg „alternativlos“ ist....


Wolf 1952

21.03.2018 - 22:51 Uhr

Die selben Politiker die heute generellen Rufmord am Dieselmotor begehen, haben vor weit über 10 Jahren die bekannten heutigen Abgasgrenzwerte auch für Euro 4, 5 und 6 auf dem NORMIERTEN Rollenprüfstand beschlossen, die bis auf den VW-Konzern, von 90% aller Autohersteller, bezogen auf das jeweilige Erstzulassungsdatum, auch heute noch von den Dieselfahrzeugen gerichtsfest korrekt eingehalten werden!! Für alle auch mittlerweile ältere Fahrzeuge gilt generell lebenslanger Bestandsschutz! Im tatsächlichen Straßenbetrieb brauchen erst jetzt in 2018 erstmals zugelassene Fahrzeuge die nur für Euro6 gültigen zusätzlichen Straßenwerte einhalten! Für alle anderen Fahrzeuge mit Euro0 bis 5 sind nur die Rollenprüfstandswerte maßgebend, die außer von VW-Konzernfahrzeugen, von allen anderen Herstellern sicher eingehalten werden. Diese Autos sind legal zugelassen und werden zu Unrecht von Politikern und Presseleuten als manipuliert und grenzwertüberschreitend gebrandmarkt.Die Hersteller generell (außer VW-Konzern) zu irgendwelchen Nachrüstungen verpflichten zu wollen, ist Irreführung der Bürger und Erzeugung eines in die zigmilliarden gehenden volkswirtschaftlichen Schadens. Die Verursacher dieses Schadens sind die beteiligten Politiker und Presseleute und NICHT die schuldlosen Fahrzeughersteller!! Politiker und Presseleute bitte diese Schäden auch beim Bürger übernehmen. Und bitte intensivst gegen VW-Abgasbetrüger in Wolfsburg u.Ingolstadt vorgehen, die den Diesel generell schon seit 2015 bis heute immer noch weiter in Verruf bringen!!


egonsamu

22.03.2018 - 10:04 Uhr

Schon die ohne Hirn und Verstand grundlos aus heiterem Himmel durchgedrückte "Energiewende" zeigte, was diese "Füsikerin" kann: Emmissionswerte sind schlimmer als vorher, weil die dreckschleudernden Kohlekraftwerke weiter laufen müssen. Dafür werden die Bürger mit horrenden ideologisch motivierten Abgaben abgezockt. Die Verteufelung des Diesels und aller Verbrenner gleich mit soll ein neues Geschäftsmodell für die geschäftsführende Zivilverwaltung eröffnen und den Bürgern weitere Belastungen aufbürden. Wohl wissend, daß die Köterrasse zwar murren, aber niemals zubeißen wird...


Fahrvergnüger

22.03.2018 - 10:50 Uhr

@Wolf 1952: Das nicht nur Fahrzeuge vom VW-Konzern NICHT die vorgegebenen Rollenprüfstandswerte einhalten, sollte seit dem letztes Jahr beschlossenen "freiwilligen" KBA-Rückruf für Fahrzeuge u.a. von Opel, MB und anderen auch dem letzten Branchenkenner (außer anscheinend Ihnen) klar sein.Falls Sie es noch mal nachlesen wollen:https://www.auto-motor-und-sport.de/news/dieselabgasskandal-kba-erlaubt-rueckrufe/https://www.n-tv.de/wirtschaft/KBA-leitet-Abgasnachbesserungen-ein-article19704426.html


peter

22.03.2018 - 11:50 Uhr

...was meint unsere Bundeskanzlerin mit:"Flächendeckende Fahrverbote lehnen wir ab" Das ist doch windelweich und lässt Fahrverbote in Innenstädten durchaus zu, so lange noch in der Provinz gefahren werden kann.Nach wie vor, werden Dreckschleudern mit EURO 6b (z.B. Ford, Renault, Fiat) neu in den Verkehr gebracht; und das sogar mit Stillegungsprämien. Wie wird das enden??


M.Deser

22.03.2018 - 12:06 Uhr

@ Wolf 1952. In welcher Zeit leben Sie den? Haben Sie kein Fernsehen, Internet usw... Oder glauben Sie wirklich was Sie schreiben, wenn ja dann kann man nur lachen. Lesen Sie bitte was "Fahrvergnüger" geschrieben hat. Er hat recht.


Wolf 1952

22.03.2018 - 16:12 Uhr

@Fahrvergnüger: VW ist der einzige Konzern, der absichtlich falsche Angaben eingestanden hat und dem das auch nachgewiesen wurde. Bei einigen wenigen anderen Herstellern konnte für im VW-.Vergleich nur wenigen Fahrzeuge mit nur knapper Nichterfüllung der jeweiligen Abgasnorm Vorsatz nicht nachgewiesen werden. Da wohl inzwischen diese meisten Rückrufe durchgeführt worden sind, erfüllen diese Fahrzeuge damit jetzt auch sicher die jeweils aktuelle Abgasnorm. Andernfalls wären ihnen die Zulassung wohl schon bis dato entzogen worden. Und somit besteht nach erfolgtem Softwareupdate für diese Hersteller und auch VW-Konzern keinerlei rechtliche Verpflichtung, Hardwarenachrüstungen vornehmen zu müssen, da alle Grenzwerte somit jetzt eingehalten sind!


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