Die Mobilität wird nur dann aus Kosten- und Umweltperspektive tragfähig, wenn bestehende und künftige Angebote miteinander ausgeklügelt vernetzt werden. In Deutschland besteht diesbezüglich noch erheblicher Spielraum zur Optimierung. Zu diesem Ergebnis kam die rund zweistündige "Profi Runde" zum Start des "Automobilsommers Geislingen 2015" am vergangenen Mittwoch. Bei der Podiumsdiskussion beleuchteten sechs Referenten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft vor mehr als 250 Besuchern aktuelle Mobilitätstrends und -entwicklungen.
Die Teilnehmer waren sich darin einig, dass neue Konzepte wie Carsharing und Elektromobilität, vor allem in strukturschwachen Regionen, noch zu wenig in den Köpfen der Menschen verankert seien. Das will die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) ändern und hat deshalb mit den Dienstleistern CC Unirent und Heldele ein Projekt für E-Carsharing initiiert (wir berichteten). Die Kooperation umfasse "eine Stromtankstelle, die für die Ladeinfrastruktur verantwortlich ist, und zwei Elektrofahrzeuge, um E-Mobiliy-Konzepte stärker in das Bewusstsein der Autofahrer zu bringen", sagte Prof. Stefan Reindl.
Dass Deutschland das von der Bundesregierung für 2020 ausgerufene Ziel von einer Million Elektrofahrzeuge erreicht, daran glauben nur Berufsoptimisten. "Wir sind aber dazu angehalten, alle Verkehrsarten und -formen im Blick zu behalten", erklärte die CDU-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Arbeitskreises Verkehr und Infrastruktur, Nicole Razavi. Dies gelte auch dann, wenn einige öffentliche Verkehrsbereiche bezuschusst werden müssten, betonte der Präsident des Landesverbands "Pro Bürgerbus", Sascha Binder, ebenfalls Landtagsabgeordneter und medienpolitischer Sprecher der SPD.
Gerade die finanziellen Defizite riefen Werner Söcker, Geschäftsführer der BMW-Gruppe B&K, auf den Plan: "Carsharing sowie neue Mobilitätskonzepte der Automobilhersteller sind heute eher ein Marketing-Instrument, die zu neuen Leistungsangeboten führen können. Gewinnbringend sind solche Angebote – vor allem für Autohausunternehmen – allerdings nicht." Dagegen zeigten sich Hannes Beyer, Bereichsleiter Carsharing von CC Unirent, sowie Stefan Herzog, Vertriebsleiter vom TÜV Süd, überzeugt, dass neuen Ansätzen im "Mobilitätsverbund" die Zukunft gehöre.
Die Gesellschaft weist den "richtigen Weg"
Anders geht der neue HfWU-Professor für "Nachhaltige Mobilität" im automobilwirtschaftlichen Studiengang, Dr. Sven Kesselring, an das Thema heran: "Die Menschen werden lernen, mit neuen Konzepten und der nötigen Vernetzung umzugehen, sie werden ihre Mobilität selbst gestalten", sagte er. Mobilitätskunden würden künftig durch Inanspruchnahme, aber auch durch Ablehnung den "richtigen Weg" bei der Umsetzung neuer Angebote aufzeigen. Kesselring: "Gesellschaft ist fortschrittlicher als Politik und Wirtschaft zusammengenommen."
Nicht zuletzt dieser Themenkomplex bildet einen Schwerpunkt des diesjährigen Automobilsommers Geislingen. Die Eckdaten 2015: zwölf Einzelveranstaltungen, eine Vielzahl an Referenten, rund 200 Fahrzeuge sowie bis zu 14.000 Besucher an sieben Veranstaltungstagen. In den Folgeveranstaltungen werden Rechte und Pflichten beim Autover- und ankauf sowie die Zulieferindustrie thematisiert. Im "Werkstattforum" können Besucher zudem selbst Hand am Fahrzeug anzulegen.
Das Highlight bildet – wie in den vergangenen Jahren auch – die Geislinger Autoshow. An diesem Wochenende (13. und 14. Juni 2015) präsentieren zum 13. Mal Unternehmen der Region die Modelle von 25 Automobilmarken. Mit Kartrennen, Kinderhochschule und Live-Musik gehört die Veranstaltung mittlerweile zu den führenden "Outdoor-Messen" in Süddeutschland. Weitere Infos unter www.automobilsommer-geislingen.de und www.autoshow-geislingen.de (rp)
"Profi-Runde 2015"
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