Bis 14. Februar noch dauert der aktuelle Lockdown an. Angesichts sinkender Corona-Infektionszahlen besteht dieses Mal sogar Hoffnung, dass die harten Maßnahmen nicht noch weiter verlängert oder gar verschärft werden. Dafür spricht auch, dass Bund und Länder mittlerweile in einer Arbeitsgruppe eine Öffnungsstrategie vorbereiten, die auf der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz beschlossen werden könnte. Damit dabei auch eine Öffnung des Automobilhandels zur Sprache kommt, hat sich das Kfz-Gewerbe Baden-Württemberg in einem Brief an Staatssekretär Florian Stegmann gewandt, der für Baden-Württemberg in der Arbeitsgruppe sitzt. Das Schreiben liegt der Redaktion von AUTOHAUS vor.
Darin werben Präsident Michael Ziegler und Hauptgeschäftsführer Carsten Beuß eindringlich für eine zügige Öffnung des Handels. Dazu legen die Branchenvertreter ausführlich dar, dass die Autohäuser in der Lage seien, Mitarbeiter und Kunden mit Hygienekonzepten zu schützen und Ansteckungen zu verhindern. Beispielsweise lasse sich die Kundenfrequenz im Showroom mittels Terminvergabe steuern und von der Beratung über die Probefahrt bis hin zur Fahrzeugübergabe fast der gesamte Kaufprozess kontaktlos abwickeln. Schon jetzt gelinge es beispielsweise im Werkstattbereich, Hygienekonzepte umzusetzen, obwohl dieser im Vergleich zum Handelsbereich mit seinen weitläufigen Ausstellungsflächen wesentlich stärker frequentiert sei. "Der Komplett-Lockdown im Kfz-Handel bringt nach unserer Einschätzung daher keinen Nutzen unter Infektionsschutzgesichtspunkten, aber eine im Frühjahr schnell steigende Insolvenzgefahr vieler Unternehmen", sind Ziegler und Beuß überzeugt. Die beiden fordern daher: "Wir brauchen dringend eine Öffnungsperspektive."
Hintergrund: Im Februar beginnt für viele Betriebe eine der umsatzstärksten Perioden des Jahres. Falle diese aus, steige die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenzwelle. "Der Kfz-Handel benötigt dringend Liquidität, denn wegen der ohnehin geringen Rendite befinden sich viele Betriebe aufgrund des letzten Lockdowns im Frühjahr 2020 bereits in der Verlustzone", heißt es dazu in dem Schreiben.
Daneben weist der Verband darauf hin, dass viele Händler an Liefervereinbarungen mit den Herstellern gebunden sind und daher auf massenweise Neuwagen sitzen. Zudem hätten viele Betriebe massiv in die E-Mobilität investiert. Durch den Lockdown könnten sich diese Investitionen nun aber nicht mehr amortisieren. "Kreditlinien und damit die Liquidität vieler Betriebe sind in Gefahr. Sollte dieser Zustand nicht kurzfristig beendet werden, droht dem ausschließlich klein- und mittelständisch organisiertem Autohandel das Aus", warnen Ziegler und Beuß. Verhindern lasse sich all das nur durch eine Öffnung des Handels unter Auflagen ab dem 15. Februar. Diese sei insofern "Hilfe zur Selbsthilfe". (aw)
Di Leonardo