Von Wolfgang Schäffer/SP-X
So stark war ein Serien-Seat noch nie. 221 kW (300 PS) leistet der überarbeitete Leon Cupra, übertrifft damit den Vorgänger um zehn PS. Für die sportlich ambitionierte Fahrt aber ist das um 30 auf nun 380 Newtonmeter gewachsene Drehmoment noch entscheidender. Das Plus an Durchzugskraft trägt dazu bei, dass der Kompaktwagen in allen Tempobereichen nochmals mächtig zulegen kann. Angeboten wird der feurige Spanier sowohl als dreitüriger SC, als Fünftürer und als ST (Kombi). Die Preisliste startet bei 34.280 Euro für den SC. An der Spitze steht der ST, der mit Allradantrieb und Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) zu haben ist, dann aber mindestens 39.480 Euro kostet.
Auch wenn die unbändige Kraft des Triebwerks über die manuelle Sechsgang-Schaltung lediglich auf die Vorderachse gelenkt wird, zeigt der Cupra eine beeindruckende Spurtreue. Zwar ist bei zügiger Hatz um die Kurven das für einen Fronttriebler durchaus bekannte Untersteuern zu spüren. Dies ist aber ist kein wirkliches Problem und hat man das schon nach wenigen Kilometern bestens im Griff. Ein wesentlicher Grund dafür, dass der Wagen exakt den Lenkbefehlen des Fahrers folgt, ist unter anderem das elektronisch gesteuerte Differenzialgetriebe. Mit Hilfe der ESP-Sensoren kann das System direkt auf jedes einzelne Rad einwirken. Soll heißen: Bei Kurvenfahren wird ein wenig mehr Leistung auf die äußeren Räder geleitet, die innenliegenden bekommen ein bisschen weniger. Das komplette Drehmoment kann dabei im Bedarfsfall sogar nur auf ein einzelnes Rad gebracht werden, wenn es der Fahrstabilität dient. So wird das Handling extrem präzise und der Cupra bleibt genau in der gewünschten Linie. Die Progressivlenkung sowie die im Vergleich zum Vorgänger nochmals verbesserte adaptive Fahrwerksregelung tragen ebenfalls dazu bei, dass der Cupra derart agil und dynamisch zu fahren ist.
Während die Versionen mit Frontantrieb den Standardsprint auf Tempo 100 zwischen 5,5 und 5,9 Sekunden absolvieren, legt der immer mit einem Sechsgang-DSG-Getriebe kombinierte Allradler diesen Spurt in 4,9 Sekunden hin. Anders als beim Fronttriebler, der beim harten Tritt aufs Gaspedal durchaus schon mal Gummi auf der Straße lässt, behindert hier kein Schlupf den vehementen Vortrieb der kernig röhrenden 300-PS-Maschine. Zudem macht sich die Verteilung der Leistung auf alle vier Räder auch beim Beschleunigen nach engen Serpentinen bemerkbar. Aus denen schießt der Cupra bei entsprechend eingesetztem Gasfuß wuchtig heraus. Das DSG-Getriebe wechselt dabei sehr schnell und ohne die geringste Zugkraftunterbrechung die Fahrstufen.
Seat Leon Cupra (2017)
BildergalerieEs geht auch sanft
Getriebe, Fahrwerk, Lenkung und Differenzial können mit vier unterschiedlichen Modi – Comfort, Sport, Individual und Cupra – den jeweiligen Bedürfnissen des Fahrers angepasst werden. Dabei ist "Cupra" die Alternative, bei der alles besonders sportlich und damit auf puren Fahrspaß abgestimmt ist. Der aber kann sich ebenfalls einstellen, wenn es eher ruhig über die Landstraßen geht und die Kurven mit sanftem Schwung genommen werden. Dann verbindet der Wagen den Spaß am Fahren mit souveräner Gelassenheit.
Die stellt sich vor allem beim ST zudem in der täglichen Praxis ein. Mit einem Kofferraumvolumen von knapp 590 Litern, das mit wenigen Handgriffen bis auf 1.470 Litern zu erweitern ist, schafft der Leon Cupra den Spagat zwischen sportlich ambitioniert und familientauglich. Der Großeinkauf im Gartencenter kann somit ebenso problemlos in Angriff genommen werden wie die Fahrt zu viert in den Urlaub. Denn nicht nur das Gepäckabteil, sondern auch der mit wertigen Materialien bestückte Innenraum ist recht großzügig bemessen. Selbst Mitfahrer mit einer Körperlänge von 1,85 Metern können auf der Rückbank noch durchaus bequem reisen. Bein- und Kopffreiheit sind gut.
Eine Note, die auch die Serienausstattung verdient. Voll-LED-Scheinwerfer, Alcantara- und Kunstlederbezüge, rote Bremssättel mit Cupra-Logo, Alu-Pedalerie, hochwertige Audioanlage, elektrische Feststellbremse oder Achtzoll-Bildschirm sind so wie einige Assistenzsysteme im Basispreis enthalten. Das dürfte dem ohnehin starken Auftritt der leistungsstarken Cupra-Varianten – immerhin zehn Prozent der Leon-Verkäufe – weiteren Aufwind bescheren.