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Fahrbericht Porsche Panamera 4S E-Hybrid: Sparen oder spurten

30.07.2021 07:00 Uhr | Lesezeit: 6 min
Stärkere Batterie, mehr Reichweite. Porsche hat die Plug-in-Hybride seiner Panamera-Familie überarbeitet und schließt dabei mit dem 4S E-Hybrid eine Lücke.
© Foto: Porsche

Stärkere Batterie, mehr Reichweite. Porsche hat die Plug-in-Hybride seiner Panamera-Familie überarbeitet und schließt dabei mit dem 4S E-Hybrid eine Lücke. Nach gut 50 Kilometern rein elektrischem Fahren soll es auf längeren Strecken in Zukunft CO2-neutrales E-Fuel richten.

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Wo gehört so ein Porsche Panamera eigentlich hin: Eher auf Nizzas Prachtstraße "Promenade des Anglais" entlang der Luxushotels mit Meerblick? Oder vielleicht doch auf die zwei Stunden entfernte Formel-1-Strecke in Le Castellet, denn schließlich trägt er ja ein legendäres Sportsiegel mit sich herum. Schwer zu glauben, der noble Fünftürer stemmt beide Lebensräume souverän. Als geräumig-feine Limousine am roten Teppich und Sänfte auf der Langstrecke oder als Rabauke auf dem Rennkurs, auch wenn unterm Blech ein Plug-in-Hybrid samt schwerer Batterie um 15 Kurven gewuchtet werden muss. Gute fünf Runden weit könnte der neue Panamera 4S E-Hybrid in Le Castellet sogar rein elektrisch unter seinen Allradantrieb nehmen. Dann allerdings mit höchstens Tempo 140.

Über die Hälfte wählt die Versin mit den zwei Herzen

Das Gedankenspiel über die stets serienmäßigen Charaktere gehört zur DNA eines jeden Porsche, damit auch zu den drei Panamera-Hybriden und ihrer Wahl zwischen Coupé-Limousine oder Design-Kombi mit Namen Sport Turismo. Stets ist eine Kombination verschieden starker klassischer Benziner mit sechs oder acht Zylindern an Bord. Sie werden von einem im Getriebe versteckten Elektromotor unterstützt, der in allen drei Versionen 100 kW / 136 PS zum Antrieb beisteuert. 61 Prozent der bisherigen deutschen Käufer haben sich bislang für die Version mit den zwei Herzen entschieden. Grund genug, diese zumindest teilweise elektrischen Fünf-Meter-Schiffe gründlich zu überarbeiten. Die Batterie ist jetzt 30 Prozent potenter (17,9 kWh) und gut für eine Reichweite von etwas mehr als 50 Kilometer.Und da die Lücke zwischen dem normalen Panamera E-Hybrid (340 kW / 462 PS, ab 114.500 Euro) und dem Überflieger Turbo S (515 kW / 700 PS, ab 192.500 Euro) recht groß war, fährt Porsche jetzt mit dem 4S genannten und ab 131.500 Euro erhältlichen Modell vor, der mit 412 kW / 560 PS an der 300-km/h-Grenze kratzt.

Die ersten Erfahrungen mit dem Neuling auf dem Schauplatz des französischen Formel-1-Events oberhalb der Mittelmeerküste sind schnell erzählt. Der elektrische Gehilfe des Bi-Turbo hat in dieser Disziplin natürlich nichts mit Öko-Fahren am Hut, sondern sorgt für noch mehr Schub, noch mehr Drehmoment aus Kurven heraus, noch mehr souveränes Erleben scheinbar grenzenloser Kraft. Luftfederung, Superbremsen und Allradlenkung sind weitere Mittänzer beim Kurventwist. In Summe bleibt selbst für ambitionierte Normalfahrer die Erkenntnis, dass so ein Porsche stets mehr kann als 99 Prozent seiner künftigen Kunden, von denen sich wiederum die wenigsten je auf eine abgesperrte Strecke trauen werden.


Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid

Porsche Panamera Turbo S E-Hybrid Bildergalerie

Spaß mit Drehwurm statt Alltag im wirklichen Leben. Das ändert sich zwangsläufig vor den Portalen des Rennkurses. Schmale Bergstraßen abwärts in Richtung Küste, Trucks, die sich um Serpentinen quälen, wachsame Gendarmen mit Laserpistolen. Die 560 PS werden zur Nebensache, der sogenannte Hybridmodus ist gefragt. Hier entscheidet der Bordrechner, wie sich die beiden Triebwerke die gemeinsame Arbeit unter sich aufteilen. Entscheidend dabei ist der Vorwärtsdrang des Fahrers. Druck unter der Sohle weckt stets den Verbrenner. Beim Lupfen des Pedals zum Rollen und Segeln schalten sich die sechs Zylinder des Panamera 4S aus, die Energie fließt in die Batterie. Die gleiche "Rekuperation" passiert beim Bremsen. So ist das bei allen Plug-in-Hybriden und auch E-Autos.

Porsche nutzt bei seinen Luxuskarossen auch das vorausschauende Navi. Nach der Eingabe eines Ziels werden die Charakteristik des Geländes, kommende Kreisverkehre oder Kreuzungen und sonstige Besonderheiten an den elektronischen Entscheidungsträger gemeldet, der den Fahrstil anpasst. Soll rechtzeitig vor Erreichen des Ziels nur noch elektrisch gefahren werden, wird der Benziner angewiesen, die Batterie entsprechend in Form zu bringen. Der Motor wird zum Generator, der nur einen kleinen Teil seiner Gesamtpower für die Stromspende einsetzen muss. Vernünftiger ist die Stromzufuhr an der Steckdose daheim oder auch unterwegs. Der Panamera kann an Haushaltsstrom ebenso andocken wie an der stärkeren 7,3 kWh-Quelle.

Vorbereitet für E-Fuels

Da dieser Art von Autos wie allen Verbrennern das gesetzliche Ende drohen könnte, hat Porsche seine neuen Plug-in-Modelle für den Konsum des sogenannten E-Fuels vorbereitet. Der synthetische Kraftstoff, gewonnen aus Wasser und Kohlendioxid soll „klimaneutral“ werden, da er später im Auto bei herkömmlicher Verbrennung nur die Menge an CO2 erzeugt, die zuvor der Luft entnommen wurde. So ein Panamera wäre also ein doppelter Grüner – Strom und CO2-neutrales Benzin. Warum aber dann noch ein Hybrid, bei „sauberem“ Sprit könnte man sich Technik und Gewicht von Motor und Batterie doch gleich sparen. Auch für den Porsche-Überflieger ist die Geschichte des besten Antriebs der Zukunft noch nicht geschrieben.

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