Dongfeng, einer der Top 5 der chinesischen Autohersteller, setzt zum Sprung nach Deutschland an. Mit zwei neuen E-Modellen will der Konzern auf dem hiesigen Automarkt Fuß fassen – und das an völlig unterschiedlichen Enden des Spektrums. Während der Dongfeng Box mit knuffigem Design als Preiskracher den Volumenmarkt erobern soll, hat es der Voyah Courage unter einem ganz anderen Label auf eine kaufkräftigere Premiumklientel abgesehen.
Noch hält sich Dongfeng mit Preisen bedeckt. Doch abhängig von der Höhe der ab Ende Oktober drohenden Strafzölle, dürfte der Einstiegspreis für den Box bei ca. 22.500 Euro liegen, während für den Courage mindestens 45.000 Euro fällig werden. Klar ist hingegen: Auf den Markt kommen beide im Frühjahr 2025, ein Schiff mit rund 2.000 Fahrzeugen ist auch schon auf den Weg.
Dongfeng Box / Voyah Courage (Fahrbericht)
BildergalerieDongfeng Box bringt eine frische Brise
Mit einem überzeugenden Raumkonzept und ansprechender Optik bringt der Dongfeng Box eine frische Brise in die noch überschaubare Riege an Elektro-Kleinwagen. Das Vier-Meter-Stadtauto basiert auf der neuen technischen Quantum-Basis Dongfengs, die sich durch eine kompakte und leichte Bauweise auszeichnet. Dank kurzer Überhänge und eines vergleichsweisen langen Radstands von 2,66 Metern haben die Chinesen eine großzügige Kabine realisiert, in dem sich auch Großgewachsene auf der Rückbank wohl fühlen.
Dongfeng Box
BildergalerieDas Interieur ist mit Leder gepolstert und weist ein Armaturenbrett ohne physische Bedienelemente auf. Auf ihm ruht ein großer zentraler 12,8-Zoll-Touchscreen, der durch ein Fünf-Zoll-Display hinter dem Lenkrad für die wichtigsten Fahrinformationen ergänzt wird. Außerdem gibt es eine Beifahrerkonsole mit versteckter Schublade und eine Mittelarmlehne mit Ablagefach. Ungewöhnlich für ein Auto dieser Klasse sind rahmenlose Türfenster, die Möglichkeit, Drittgeräte zu Laden sowie ein automatisches Einparksystem und Level-2-Fahrer-Assistenzsysteme.
Dongfeng Box: nur ein einphasiges Ladegerät an Bord,
Der modulare Kofferraum hat ein Fassungsvermögen von mindestens 326 Litern, die vorderen Rückenlehnen lassen sich komplett zur Liegefläche umlegen. Ein Feature, dass sich spätestens an der Ladesäule bewähren dürfte. In den Box packt Dongfeng ein Lithium-Eisenphosphat-Akku (LFP) – entweder mit 32,6 kWh oder 42,3 kWh Kapazität. Damit sollen Reichweite von bis zu 230 bzw. 310 Kilometern möglich sein. In der Praxis dürfte der Verbrauch dann bei rund 15 kWh pro 100 Kilometer liegen, was für die meisten Alltagsfahrten völlig ausreicht.
Besuch bei Dongfeng
BildergalerieManko: Zur Einführung des Modells ist nur ein einphasiges Ladegerät an Bord, das beim kleinen Akku gerade einmal 3,3 kW Ladeleistung erlaubt. Auch Dongfeng weiß, das ist Technik von gestern. Schon zur Mitte kommenden Jahres verspricht die Marke Besserung und kündigt ein 11 kW-Ladegerät an. Etwas besser klappt es mit dem DC-Schnellladen: 50 Prozent des Akkus sind im optimalen Fall (30 bis 80 Prozent) in 30 Minuten nachgeladen.
Dongefeng Box nur für kurze Autobahn-Fahrten geeignet
Bei einer kurzen Testfahrt offenbart sich dann auch der urbane Charakter des Dongfeng Box. Unter der Haube arbeitet ein kompakter Elektromotor mit einer Leistung von 70 kW / 95 PS, der mit einem maximalen Drehmoment von 160 Nm zwar für einen flotten Ampelantritt sorgt. Jenseits der 50 km/h geht dem Kleinen dann dich schnell die Puste aus und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h ist der Box nur für kurze Autobahn-Fahrten geeignet.
Voyah Courage bietet 2,3 Tonnen auf
Deutlich souveräner beherrscht der vornehme Verwandte Voyah Courage die Dynamik-Disziplinen. Den potenziellen Tesla Model Y Konkurrenten gibt es mit Heckantrieb und maximal 215 kW / 292 PS Leistung, der das 2,2-Tonnen-Auto in 6,8 Sekunden von Null auf Tempo 100 und bis mehr 200 km/h beschleunigen kann. Alternativ wird es zudem eine Allrad-Variante mit zwei Motoren mit je 160 kW / 218 PS Leistung geben.
Voyah Free
BildergalerieDie Energie beider Antriebsalternativen wird in einer 80 kWh LFP-Batterie gespeichert, die Laden mit elf kW an Wechselstrom- bzw. bis zu 200 kW an Gleichstrom-Punkten unterstützt und für Distanzen von bis zu 470 Kilometer gut ist. Noch etwas Feinschliff für europäische Schlaglöcher verträgt dabei das aktive Fahrwerk, das kurze Stöße ungefiltert in die Kabine trägt. Ansonsten fährt sich der 4,73 Meter lange Courage unaufgeregt und komfortabel.
Voyah Courage: hochwertig, schlicht und geradlinig
Das Design hat zweifellos einen Hightech-Touch, doch im Gedränge zahlloser Wettbewerbsmodelle sticht der Voyah Courage eben auch nicht wirklich heraus. Luftkanäle an der Front sowie ein interaktiver, beleuchteter Kühlergrill vermitteln ansatzweise eine Eigenständigkeit. Keinen Mut für optische Experimente auch im Interieur: Das Design wirkt zwar hochwertig, bleibt dabei schlicht und geradlinig.
Voyah Courage
BildergalerieDer schmale Digitaltacho wird serienmäßig durch ein Head-Up-Display komplementiert und die meisten Funktionen werden über das System angesteuert. Zu den optischen Highlights im Innenraum des chinesischen Premium-Anwärters gehören vor allem der zentrale LED-Bildschirm, der auf Knopfdruck von einer zentralen Position vor den Beifahrer gleitet, sowie die hälftig durchsichtigen Sonnenblenden. Und das alles in einer Kabine, die von einem großzügigen Radstand von 2,90 Metern profitiert.
Fazit: Dongfeng Box und Voyah Courage
Die Einführung von Dongfeng Box und Voyah Courage Anfang 2025 markiert den ersten Schritt des chinesischen Staatskonzern, sich auf dem europäischen Markt zu etablieren. Beide Modelle bieten für ihre Klassen solide E-Autotechnik, glänzen mit gefälliger Optik und überraschen mit ein paar cleveren Ideen.
Ganz ohne Patzer bleiben diese beiden Vorzeigemodelle nicht. So wird ein Erfolg nicht zuletzt vom Preis abhängen, wobei Dongfeng wie alle andere Marken aus China auch mit den Herausforderungen der anstehenden Importzölle kämpfen muss.