Die Elektrifizierung des Straßenverkehrs könnte in den kommenden zwei Jahrzehnten bis zu eine halbe Million Arbeitsplätze in der europäischen Autoindustrie kosten. Das zumindest prognostiziert eine Studie der Beratungsagentur PwC Strategy& im Auftrag des europäischen Zuliefererverbands CLEPA. Demnach kann auch die Entstehung neuer Betätigungsfelder den Abbau nicht ausgleichen: Der Nettoverlust wird mit 275.000 angegeben. Allein in Deutschland wären 121.000 Stellen betroffen.
Grundlage der Berechnung ist die Annahme, dass die EU ab 2035 nur noch die Zulassung emissionsfreier Fahrzeuge erlaubt. Als Beschäftigtenzahl in Europa werden 7,3 Millionen Personen zugrunde gelegt. Knapp drei Millionen davon arbeiten bei Autohersteller und direkten Zulieferern, weitere 1,21 Millionen in angelagerten Branchen wie der Reifenherstellung. Der Rest entfällt auf unterstützende Dienstleistungen wie Kfz-Werkstätten, Tankstellen oder Straßenbau.
Neben dem 100-Prozent-Elektro-Szenario haben die Berater auch andere mögliche Entwicklungen durchgerechnet. Würde die Politik auf einen "technologisch gemixten" Ansatz setzen, könnten netto 200.000 neue Stellen entstehen. Der CO2-Ausstoß eines durchschnittlichen Autos würde in diesem Fall bis 2040 von derzeit 95 Gramm auf 20 Gramm sinken. Darüber hinaus ließe der "radikale" Ansatz eines Verbrenner-Verbots ab 2030 sogar rund 360.000 Arbeitsplätze verschwinden.
Die Studie des Zulieferer-Verbands ist bei weitem nicht die einzige aktuelle Untersuchung zu den Folgen der Elektrifizierung des Autoverkehrs für den Arbeitsmarkt. Die Ergebnisse fallen stark unterschiedlich aus. Zuletzt etwa hatten die Denkfabrik Agora Verkehrswende und die Boston Consulting Group sogar ein kleines Netto-Plus bei den Arbeitsplätzen errechnet.
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