Volvo, der schwedisch-chinesische Automobilhersteller, erfindet sich komplett neu und wird ab 2030 ausschließlich Elektromobile verkaufen. Für diese kompromisslose Elektrifizierungsstrategie wird seit 2021 in jedem Jahr mindestens ein neuer Stromer präsentiert. C40 Recharge und XC40 Recharge machten den Anfang, jetzt wird der EX90 erstmals gezeigt, ein gewaltiges Luxus-SUV, über fünf Meter lang und mit Platz für bis zu sieben Passagiere.
Kaufinteressierte Kunden können diese drei Fahrzeuge nicht nur direkt beim Händler erwerben, neben der Online-Konfiguration gibt es einen Button – und mit einem Klick ist der E-Volvo gekauft. Auch das neue Elektro-Flaggschiff kann ab sofort geordert werden, ausgeliefert wird allerdings frühestens im ersten Halbjahr 2024, also in rund eineinhalb Jahren. Der zweite große Volvo, der XC90 Hybrid, ist nach wie vor bestell- und lieferbar, das soll auch vorerst so bleiben, solange die Kundschaft nachfragt.
Die in rund sieben Jahren angestrebte lokale Emissionsfreiheit gilt nicht nur für die hergestellten E-Autos, sondern auch für die beiden Produktionswerke des EX90 in Ridgeville (US-Bundesstaat South Carolina) und in Chengdu (China). Beide Werke sollen ab Mitte 2023 klimaneutral produzieren, rechtzeitig, wenn dann im Herbst 2023 die Montagebänder für den EX90 anlaufen.
"Form follows function" lautet auch bei den Göteborgern die Design-Philosophie. Die Formgebung ist in der Tat eine sehr moderne Interpretation des skandinavischen Gestaltungsstils. Beim gefälligen Heck und dem dazugehörigen LED-Rückleuchten-Design haben die Schweden wohl nach England geschaut, hier erkennt man Züge des aktuellen Range Rover. Die großflächige Fronthaube und die vier nicht minder beeindruckenden und nahezu schnörkellosen Seitentüren bestimmen hauptsächlich die Ästhetik dieses großzügigen Familien-SUV. "Der Volvo EX90 ist ein Statement dafür, wo wir stehen und wohin wir gehen", sagt dazu Firmenchef Jim Rowan.
Sensortechnik bildet unsichtbaren Schutzschild
Auch beim Thema Sicherheit soll der neueste Volvo für so ein beruhigendes Vertrauensgefühl sorgen, wie bereits in den 1970-Jahren der legendäre Schwedenstahl. Sensortechnik innen und außen kommt hier zum Einsatz und bildet einen unsichtbaren Schutzschild um das Fahrzeug. Bei Bedarf reagiert das System in Millisekunden auf Gefahren und verhindert im optimalen Fall folgenreiche Unfälle. Nvidia Drive nennt sich diese Kombination aus Kameras, Radar und Lidar (Light Detection and Ranging). Der Lidar-Sensor wurde in die Dachlinie integriert und kontrolliert die Straße, ganz gleich, ob es taghell ist oder stockdunkel. Auch die Geschwindigkeiten spielen hier keine Rolle, in der Spielstraße mit Schritttempo wird genauso zuverlässig überwacht, wie bei höheren Autobahngeschwindigkeiten, wobei Volvo ja seit geraumer Zeit bei Tempo 180 den Vortrieb elektronisch abregelt.
Volvo EX90 (2024)
BildergalerieDie Rundum-Überwachung in einem Volvo, der Hersteller gehört seit 2010 zum chinesischen Geely-Autokonzern, macht aber auch vor den Insassen, vor allem vor dem Fahrer nicht halt. Das im Innenraum verwendete Fahrer-Monitoring-System beobachtet mit speziellen Sensoren und Kameras die Person hinter dem Lenkrad und erkennt, wenn der Fahrer unkonzentriert, müde oder abgelenkt ist. Dann wird unverzüglich optisch und akustisch gewarnt, falls der Fahrer nicht darauf reagiert, weil er eventuell eingeschlafen oder ohnmächtig ist, wird der Volvo EX90 selbstständig das Kommando übernehmen und am rechten Fahrbahnrand anhalten und über das integrierte Telefon Hilfe alarmieren. Damit ist der EX90 der erste Volvo, der hardwareseitig auf das unüberwachte autonome Fahren der Zukunft vorbereitet ist.
Noch weitere Technik von morgen findet sich im Innenraum. Auf den Bildschirmen findet man gestochen scharfe und fotorealistische Echtzeit-Grafikdarstellungen, auch im polychromen Head-up-Display. Ein 14,5-Zoll-Touchscreen dominiert das Cockpitdesign, hier erfüllen die Google-Services, wie der Navigationsdienst Google Maps und der Spracherkenner Google Assistent nahezu sämtliche Wünsche des Fahrers. Technische Basis ist hier die Snapdragon-Plattform von Qualcomm. Auch Apps können heruntergeladen werden, dafür ist der Play Store zuständig. Musik-Streaming ist ebenso möglich, das Bowers & Wilkins Premium-Audiosystem, sowie Dolby-Atmos-Technik und in sämtliche Kopfstützen integrierte Lautsprecher verwandeln den EX90 inklusive Subwoofer zum Konzertsaal.
Um das Öffnen und Schließen des 2,8-Tonners kümmert sich serienmäßig das Smartphone. "Phone Key"-Technik lautet das Zauberwort für den Fahrzeugschlüssel-Ersatz, auch das Starten des E-Auto-Systems ist hiermit möglich. Der Volvo EX90 erkennt dann den Fahrer, und das vorher individuell abgespeicherte Fahrprofil wird automatisch heruntergeladen, sobald auf dem Fahrersitz Platz genommen wird. Der Fahrzeugschlüssel kann somit nicht mehr liegengelassen oder verloren werden, da er zu Hause in der Schublade verweilt. Auch das Aufladen kann über das Smartphone abgewickelt werden. Mit der Volvo-Cars-App findet man weltweit hunderttausende öffentliche Ladestationen, die Verfügbarkeit wird in Echtzeit dargestellt und auch der Ladevorgang wird per Smartphone kontrolliert und dann auch gleich per Abbuchung bezahlt.
Auch Leder muss nicht zwingend für einen luxuriösen und eleganten Innenraum sorgen. Volvo verwendet "Nordico", ein natürliches Kunstprodukt, dass aus Vinyl, recycelten PET-Flaschen und Weinkorkenresten hergestellt wird. Drei Farben, Hellgrau, Anthrazit und Kardamom, stehen zur Wahl und selbst das Sportlenkrad ist zu 100 Prozent lederfrei. Recycling wird auch bei der Außenhaut groß geschrieben, selbst die Aluminiumbleche finden hier ihren zweiten Lebenszyklus.
Zwei Allradversionen – bis zu 517 PS
Zum Marktstart stehen zwei Allradversionen mit jeweils einem Elektromotor an jeder Achse zur Wahl. Die Leistung beträgt 300 kW / 408 PS bzw. 380 kW / 517 PS und das maximale Drehmoment 770 Newtonmeter bzw. 910 Newtonmeter. Die Reichweite liegt mit vollgeladenen Akkus nach WLTP bei bis zu 600 Kilometern bei der schwächeren Variante und bis zu 590 Kilometer bei der Performance-Version. Mit der Schnellladefunktion wird die 111 kWh große Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie mit prismatischen Zellen (650 Kilogramm schwer) innerhalb von einer halben Stunde von zehn auf 80 Prozent geladen.
Auch bidirektionales Smart-Charging ist erstmals bei Volvo möglich. Dadurch wird der Super-SUV zum rollenden Energiespeicher für elektrische Geräte, sei es eine Espressomaschine, das E-Bike oder sogar das Eigenheim. Auch andere E-Autos können so vom EX90 geladen werden. In Deutschland kann diese Funktion allerdings erst freigeschaltet werden, wenn der Gesetzgeber mitspielt.
Die Preisliste beginnt bei 105.550 Euro für den EX90 Twin Motor AWD mit 408 PS. Der Twin Performance AWD ist ab 110.650 Euro zu haben.