In einem Jahr voller Unsicherheiten und Krisen holt Volkswagen zur Attacke aus. Während wichtige Automärkte wie Russland oder Brasilien am Boden liegen und die Branche nur noch auf wenige Wachstumstreiber vertrauen kann, macht VW-Chef Martin Winterkorn eine Kampfansage in Richtung des Erzrivalen Toyota: "Der Volkswagen-Konzern erhöht die Schlagzahl", sagte er am Donnerstag zur Bilanzvorlage in Berlin. "Wir setzen jetzt zum Überholmanöver an."
Und damit meint er nicht nur den nahen Sprung auf den Absatz-Thron der Autowelt. Dieses Jahr dürften die Wolfsburger bei den Verkäufen Toyota überholen und zur Nummer eins der Autobauer aufsteigen. Auch unter dem Strich will VW den Ton angeben. Die außerhalb von China schwächelnde Hausmarke Volkswagen-Pkw soll dieses Jahr mindestens die erste von insgesamt fünf Milliarden Euro Kostenersparnis einfahren. Für die anderen Marken gelten laut Winterkorn ähnliche Sparpläne. "Wir haben schon viel entschieden", sagte er, ohne Details zu nennen.
"Große Fragezeichen"
Dabei gibt es auf den Märkten viele Probleme. "Über dem Autojahr 2015 stehen große Fragezeichen", betonte Winterkorn. Neben den Markteinbrüchen in Brasilien und Russland kosten neue Technologien zur CO2-Reduzierung und für vernetzte Autos viel Geld. Trotzdem sollen Umsatz und operativer Gewinn die Rekorde aus dem vergangenen Jahr erneut übertreffen. Das verspricht VW trotz aller Vorsicht.
Großer Hebel bleibt die Baukastenstrategie namens MQB. Sieben Millionen Autos sollen 2018 auf dieser modularen Architektur fußen, weit mehr als doppelt so viele wie in diesem Jahr. Luft nach oben hat vor allem VW-Pkw: Während bei der Hausmarke erst 15 Prozent der Neuwagen auf MQB-Basis entstehen, ist es bei Skoda schon jeder dritte. "Das lässt sich auch im Ergebnis ablesen", sagte Winterkorn. Die tschechische Tochter kam 2014 auf sieben Prozent operative Rendite – dahin soll es bei VW-Pkw von zuletzt nur 2,5 Prozent auch gehen.
Langfristiger Führungsanspruch
Konzernweit hatte Volkswagen vergangenes Jahr den Umsatz auf 202,5 Milliarden Euro gesteigert und dabei vor Zinsen und Steuern (Ebit) 12,7 Milliarden Euro verdient. Unter dem Strich blieben 10,9 Milliarden Euro. Und bei Blick in die Zukunft soll es auch nur eine Richtung geben: "Unser Anspruch ist es, auch in fünf, zehn und fünfzehn Jahren an der Spitze der Automobilindustrie zu stehen", sagte Winterkorn.
Diese Ansage gilt nicht nur für den Pkw-Bereich zwischen VW Up und Porsche Panamera. Auch die Lkw-Sparte mit MAN und Scania soll in allen Bereichen am Branchenprimus Daimler vorbeifahren. Winterkorn: "Langfristig wollen wir der beste und profitabelste Truck-Anbieter der Welt werden." Auf lange Sicht soll die Nutzfahrzeug-Allianz mindestens 850 Millionen Euro einsparen und mit einem Baukastensystem nach Vorbild der Pkw-Sparte produzieren.
Dazu muss aber noch einiges geschehen: "Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten alle notwendigen Entscheidungen treffen sowie die organisatorischen und personellen Voraussetzungen dafür schaffen, um unsere Ziele zu erreichen", sagte der Konzernboss.
Hochrentable Premium-Töchter
Gewinntreiber im Konzern waren 2014 erneut die Premiumtöchter Audi und Porsche, die zusammen auf 7,9 Milliarden Euro operativen Gewinn kamen – fast zwei Drittel des konzernweiten Ebits. Außerdem steigerte das China-Geschäft sein Ergebnis um ein Fünftel auf 5,2 Milliarden Euro. Dort macht der Konzern bereits ein gutes Drittel vom Absatz.
Die guten Zahlen des vergangenen Jahres machen sich für einen Großteil der Belegschaft mit einem Extra-Bonus bemerkbar: VW zahlt 5.900 Euro Prämie an seine rund 115.000 Haustarif-Mitarbeiter. Der Bruttobetrag für den Erfolg im vergangenen Jahr ist für jeden Beschäftigten gleich hoch. Die Gesamtsumme bleibt mit fast 700 Millionen Euro konstant. Doch der Bonus fällt pro Kopf 300 Euro kleiner aus als vor einem Jahr, da 5.500 neue Mitarbeiter profitieren.
Bestbezahlter Chef eines Dax-Konzerns
Das Erfolgsjahr 2014 lässt auch bei Winterkorn die Kasse klingeln. Der Vorstandsvorsitzende des Zwölf-Marken-Konzerns mit seinen fast 600.000 Mitarbeitern bekommt für das Geschäftsjahr rund 15,9 Millionen Euro Salär und ist damit weiter bestbezahlter Chef im Dax.
Die Börse zeigte sich von der VW-Bilanz, deren Eckdaten schon bekannt waren, am Donnerstag relativ unbeeindruckt. Die Vorzugsaktien der Wolfsburger bewegten sich im Dax-Fahrwasser. Die Papiere haben seit Herbst um mehr als 50 Prozent zugelegt und stehen bei gut 230 Euro. (dpa)
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