Von Peter Eck/SP-X
Selbst ein Klassenprimus wie der Passat (über 30 Millionen verkaufte Fahrzeuge) hat es heute nicht mehr ganz so leicht. Wo Dienstwagenberechtigte früher wie selbstverständlich die VW-Mittelklasse orderten, lockt heute nicht selten das vermeintlich sportlichere und bequemere SUV – auch anderer Marken. Zum finanziellen Erfolg der Wolfsburger leistet der Passat aber immer noch einen erklecklichen Beitrag. Daher war es höchste Zeit, dass man viereinhalb Jahre nach dem Marktstart der aktuellen Generation Kombi und Limousine eine umfangreichere Überarbeitung zukommen ließ. Damit einher geht eine leichte Preiserhöhung: Vorläufig günstige Art, den Passat zu fahren ist der Diesel mit 88 kW / 120 PS ab 34.720 Euro (Limousine) bzw. 35.825 Euro (Variant). Die Limousine mit 140 kW / 190 PS starkem Benziner wird ab 38.750 Euro starten; Der Variant steht ab 39.825 Euro in der Preisliste. Bestellbar sind die Fahrzeuge ab sofort, ausgeliefert wird ab September.
Da tiefere Eingriffe ins Blech zu teuer sind, beließ VW es optisch bei den für solche Facelifts typischen Veränderungen: Es gibt neue Stoßfänger vorn und hinten und LED-Scheinwerfer leuchten nun serienmäßig – das passt. Optisch, war's aber auch schon. Vom Innenraum und dem Infotainment, den Assistenten und den Antrieben gibt's dagegen deutlich mehr zu berichten.
Neben den eher als normal einzustufenden Dingen wie einem neuen, berührungsempfindlichen Lenkrad und veränderten Instrumenten gibt es wichtigere Änderungen wie die neueste Infotainment-Generation MIB3 im Radio Composition, mit der – bei einem Fahrzeug dieser Größen- und Preisklasse kaum zu glauben – erst jetzt auch eine optionale SIM-Karte für Online-Dienstleistungen an Bord kommt. Zur Serienausstattung zählen nun auch mehr Assistenten, immer dabei ist etwa das automatische Bremssystem "Front Assist" mit Fußgängererkennung, die Distanzregelung "ACC" und der Spurhalteassistent "Lane Assist". Je nach Motor- oder Ausstattungsversion ist auch die Dämpferregelung "DCC" an Bord, die sich nun stufenlos und – ein echter Fortschritt - über einen größeren Bereich einstellen lässt. Zudem kann der Passat als erster VW mit dem Assistenzsystem "Travel Assist" bis zu einer Geschwindigkeit von 210 km/h teilautomatisiert fahren.
VW Passat Facelift (2020)
BildergalerieNamenskosmetik betreibt Volkswagen bei den Ausstattungslinien. Von den jahrelang genutzten Namen "Trendline", "Comfortline" und "Highline" verabschieden sich die Wolfsburger, wir müssen uns an "Passat" (Basis), "Business" (mittlere Linie) und "Elegance" (Top-Ausstattung) gewöhnen. Zur "Passat"-Ausstattung zählen die wichtigsten Assistenzsysteme, LED-Scheinwerfer und das Radio Composition. "Business" (Aufpreis: circa 2.400 Euro) bietet neben 16-Zoll-Leichtmetallrädern unter anderem bessere Sitze, Regen- und Lichtsensor, Lederlenkrad und etwas Chrom-Zierrat. In der höchsten Ausstattungsstufe "Elegance" (Aufpreis: circa 6.500 Euro) hat der Passat 17-Zoll-Räder, LED-Matrixscheinwerfer, beheizbare Komfort-Sportsitze und eine Dreizonen-Klimaautomatik an Bord. Die beiden höheren Ausstattungsstufen können zudem mit den sportlichen R-Line-Paketen inklusive einer Differentialsperre (XDS) und Progressivlenkung individualisiert werden. Allradantrieb ist immer in Verbindung mit dem stärksten Benziner (272 PS) und dem stärksten Diesel (240 PS) verfügbar. Beim mittleren Diesel (190 PS) ist 4Motion optional erhältlich.
Immer mit Allrad sowie etwas höhergelegt und mit Beplankungen leicht in Richtung SUV tendierend fährt die Variante "Alltrack" vor, die mit den beiden stärksten Dieseln und dem stärksten Benziner kombiniert werden kann. Zudem erwarten wir ab Spätsommer den eine Sonderrolle einnehmenden GTE, mit dem 160 kW/218 PS leistenden Plug-in-Hybridantrieb. Dessen rein elektrische Reichweite wurde dank einer größeren, auf 13 kWh gewachsenen Batterie um 20 auf rund 70 Kilometer (nach NEFZ) gesteigert, das sind nach dem strengeren WLTP-Zyklus rund 55 (Variant) beziehungsweise 57 Kilometer (Limousine). Damit erfüllt der GTE schon die Anforderungen der ab 2021 geltenden Abgasnorm Euro 6d sowie die Voraussetzungen für die Umweltprämie und eine 0,5-Prozent-Dienstwagenversteuerung. Sein Preis wird vermutlich bei etwa 45.000 Euro liegen.
Fünf bekannte Motorisierungen zum Marktstart
Zum Marktstart jetzt stehen zunächst aber nur fünf bekannte Motorisierungen bereit. Es gibt zwei 2,0-Liter-Benzier mit 140 kW / 190 PS und 200 kW / 272 PS. Dazu kommen drei Diesel, ein 1,6-Liter mit 88 kW / 120 PS und zwei 2,0-Liter mit 140 kW / 190 PS sowie 176 kW / 240 PS. Es handelt sich immer um Vierzylinder, die zudem stets an das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt sind und ausnahmslos, also inklusive der Ottomotoren, über einen Partikelfilter verfügen.
Die zwei neuen Basismotoren werden ab August bestellbar sein und die Einstiegspreise für den Passat senken. Es handelt sich um einen 1,5-Liter-Benziner mit 110 kW / 150 PS, der vermutlich rund 32.000 Euro kosten wird, sowie um einen 2,0-Liter-Diesel gleicher Leistung. Der Selbstzünder gilt mit seinem Zwei-Kat-SCR-System und zweifacher AdBlue-Dosierung als Vorreiter einer neuen Dieselmotoren-Generation im Konzern, die mit besonders geringem Verbrauch und CO2-Ausstoß punkten soll.
Insgesamt hat Volkswagen den Passat sinnvoll überarbeitet. Vor allem im Innenraum, bei den Assistenten und beim Infotainment wurde die Wolfsburger Mittelklasse auf den neuesten Stand gebracht. Andererseits ist dem Passat manchmal sein Alter auch anzumerken, etwa wenn die Informationen des Head-up-Displays schnöde und einem schon an der Premiumklasse kratzenden Fahrzeug völlig unangemessen auf eine Plexiglasscheibe anstatt direkt auf die Windschutzscheibe projiziert wird. Und motorseitig wird es erst richtig interessant, wenn VW in einigen Monaten den Plug-in-Hybriden GTE sowie die beiden Basismotoren (Diesel und Benziner) nachschiebt.
Carajan