Der VW-Bus ist der Urvater aller Reisemobile und auch gut 70 Jahre nach seiner Geburt das Maß aller Dinge in seiner Klasse. Zwar wurde mit der Einführung des vollelektrischen ID.Buzz im vergangenen Jahr ein erster Schritt in die Zukunft der E-Mobilität vollzogen, allerdings nur mit der Pkw- und Cargo-Variante des neuzeitlichen Bullis. Für den rein elektrisch fahrenden Nachfolger des Californias muss die emotional angetriggerte Fangemeinde noch eine gehörige Portion Geduld aufbringen. Volkswagen Nutzfahrzeuge will die Wohnmobil-Variante des ID.Buzz erst 2025 an den Start bringen, wenn die Langversion des Bulli-Stromers verfügbar sein wird.
Wer nicht so lange warten will, findet jetzt erstmals eine Alternative: Auf der Stuttgarter Freizeitmesse CMT (Caravaning, Motor, Touristik) feiert ein erster Camper-Ausbau für den ID.Buzz Premiere. Alpinecamper, ein kleiner Hersteller und Spezialist für Mini-Camper, verwandelt den E-Bulli in ein hippes Fahrzeug für das boomende "Vanlife" – allerdings zu stattlichen Preisen.
Alpinecamper ID.Buzz
Bildergalerie"Für mich ist der ID.Buzz derzeit der einzige Van, der sich für einen Ausbau zum Elektro-Camper eignet", erklärt Firmenchef Michael Zaiser, weil seiner Meinung nach realistische 300 bis 350 Kilometer Reichweite wenigstens für einen halbwegs akzeptablen Aktionsradius sorgen und eine 80-Prozent-Ladung am Gleichstrom-Schnelllader mit maximal 170 kW in 30 Minuten erledigt sein soll. Nach WLTP-Angaben ergäbe sich aus dem kombinierten Normverbrauch von knapp über 20 kWh / 100 km theoretisch eine Reichweite von rund 400 Kilometern.
Die 77-kW-Batterie (brutto 82 kW) ruht gut geschützt im Unterboden. Der VW-Stromer hat einen 150 kW / 204 PS starken Elektromotor mit einem Drehmoment-Maximum von 310 Nm an Bord, der die Hinterräder antreibt und eine Spitzengeschwindigkeit von 145 km/h ermöglicht.
Klar ist aber auch, dass die aktuell allein angebotene Variante mit kurzem Radstand, 4,71 Meter Gesamtlänge und insgesamt geringeren Abmessungen bestenfalls die Reisebedürfnisse von zwei Personen erfüllt. Die Messlatte eines California-Ausbaus kann hier also keinesfalls angelegt werden.
VW ID.Buzz (Fahrbericht)
BildergalerieDer Alpinecamper-Ausbau basiert auf der Cargo-Variante des ID.Buzz, bietet also vorn mit der Zweiter-Sitzbank neben dem Fahrersitz Platz für drei Mitfahrer. Dahinter befindet sich auf der linken Seite eine Längssitzbank, die sich in der Schlafkonfiguration zu einem 1,95x1,20 Meter großen Längsdoppelbett erweitern lässt. Der Bankunterbau wird für drei Schubladen genutzt. Eine davon beherbergt eine 20-Liter-Kompressor-Kühlbox, die anderen beiden dienen als Stauraum.
Auf der rechten Fahrzeugseite des Prototypen ist eine kleine Küchenzeile eingebaut mit einem Induktionskochfeld, einem Mini-Waschbecken samt Frisch- und Abwasserkanistern von je 12 Litern Volumen und Staufächern für Küchenutensilien. Ein kleines, rechteckiges Hubdach von Reimo garantiert in diesem Bereich immerhin Stehhöhe.
Erster E-Auto-Ausbau
Einen konkreten Komplettpreis nennt Zaiser für den erst unmittelbar vor der Stuttgarter Messe fertig gewordenen ID.Buzz-Ausbau nicht. Mit einem Tarif deutlich jenseits der 80.000 Euro sei allerdings schon zu rechnen, da ja allein der VW-Van mit über 64.000 Euro zu veranschlagen sei.
Für Alpinecamper ist der ID.Buzz der erste E-Auto-Ausbau. In diesem Jahr will Zaiser ein weiteres Elektro-Projekt vollenden, das die zum chinesischen Geely-Konzern gehörende Marke LEVC (London Electric Vehicle Company) einst zwar vollmundig angekündigt hatte, dann aber doch dem Rotstift zum Opfer fiel: ein Wohnmobil auf Basis eines elektrifizierten London-Taxi. Das ist zwar ausschließlich mit E-Antrieb unterwegs, hat im Gegensatz zum ID.Buzz aber als Range Extender noch einen Verbrenner an Bord. Kultcharakter ist hier aber gewiss auch im Spiel.