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VW-Chef Müller: "Nicht mutig genug"

27.12.2017 09:57 Uhr
VW-Chef Müller: "Nicht mutig genug"
VW-Chef Müller geht mit dem Branchenverband VDA ins Gericht.
© Foto: VW

"Auch mal Klartext reden" will VW-Chef Matthias Müller in der Umweltdebatte der Autoindustrie. Sein Appell an die gesamte Branche: Die Hausaufgaben müssen jetzt gemacht werden, um die Autofahrer zum massenhaften Umstieg auf E-Autos zu bewegen.

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Volkswagen-Chef Matthias Müller geht in der Debatte über den Umweltschutz im Autoverkehr mit der eigenen Branche und ihrem Verband VDA kritisch ins Gericht. "Der VDA kann nur erklären, was von allen Mitgliedern mitgetragen wird. Manchmal braucht es aber eben Klarheit und nicht nur einen Minimalkonsens", sagte Müller der 'Welt am Sonntag'. "Um es etwas scharf zu formulieren: Wir waren nicht mutig genug, wir hätten früher agieren müssen." Die Verbandswelt werde sich zudem angesichts der öffentlichen Debatten "neu sortieren" müssen. "Die Kluft zwischen Unternehmen und Gesellschaft wächst", sagte Müller. "Wir in der Wirtschaft müssen die Zusammenhänge besser erklären." Der VDA wollte sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag zu Müllers Aussagen nicht äußern.

Beim nötigen "Systemwechsel" zur Elektromobilität mahnte Müller mehr Tempo an - sowie ein vereintes Vorgehen der gesamten Industrie und der Politik. "Allein werden wir den Systemwechsel nicht hinbekommen. Wir brauchen eine Partnerschaft für die Mobilität der Zukunft", verlangte der VW-Chef. "Da stehen auch andere Wirtschaftszweige in der Verantwortung, und natürlich ist auch die Politik in der Pflicht." Heute habe es die Autoindustrie mit vier bis fünf Ministerien zu tun, die oft konträre Auffassungen verträten. "Eine einheitliche Linie ist da eher die Ausnahme", kritisierte Müller. "Wir kommen also in kein konstruktives gemeinsames Gespräch."

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht die deutschen Hersteller nach früheren Aussagen seines Präsidenten Matthias Wissmann schon heute als einen der Leitanbieter und 2025 als möglichen Weltmarktführer für Elektromobilität. Wissmann steht seit zehn Jahren an der Spitze des Verbandes. Sein Vertrag war im November 2016 um zwei weitere Jahre verlängert worden, bis November 2018.

Bislang wenig Interesse an E-Autos

Bislang sind deutsche Autofahrer indes kaum an E-Autos interessiert - wenn auch die Tendenz zunimmt. In Deutschland waren laut Kraftfahrtbundesamt Anfang 2017 rund 45,8 Millionen Autos zugelassen, darunter 165.405 Hybridautos (0,36 Prozent) und 34.022 reine Elektroautos (0,07 Prozent). Die Branche hofft, das E-Autos - entweder als Hybrid- oder als reine E-Mobile - bis 2025 bei den Neuzulassungen auf einen Anteil von 15 bis 25 Prozent kommen. Davon ist sie allerdings noch weit entfernt: Nachdem der Anteil im vergangenen Jahr um die 1,7 Prozent betrug, waren in den ersten elf Monaten 2017 3,1 Prozent aller zugelassenen Autos Hybride oder E-Autos, wie aus den Zulassungsdaten des KBA hervorgeht.

Müller hatte erst vor zwei Wochen - ebenfalls in einem Interview - die bestehenden Steuervorteile für Dieselsprit in Zweifel gezogen. Seine Kernbotschaft: "Wenn der Umstieg auf umweltschonende E-Autos gelingen soll, kann der Verbrennungsmotor Diesel nicht auf alle Zeiten weiter wie bisher subventioniert werden." Konkret schlug Müller eine schrittweise Umschichtung der Steuererleichterungen vor. "Das Geld könnte sinnvoller in die Förderung umweltschonender Antriebstechniken investiert werden. "Abstriche bei den Dieselsubventionen, dafür Anreize für Elektroautos, wären das richtige Signal. Das würden wir aushalten, ohne gleich Existenzängste haben zu müssen."

Lob und Tadel

Müller hatte für seinen Vorstoß viel Zuspruch, aber auch heftige Kritik erhalten. FDP-Generalsekretärin Nicola Beer hatte ihn als "Diesel-Judas" attackiert und ihm "ungenierte Selbstbedienung zu Lasten der Dieselfahrer" vorgeworfen. In der 'Welt am Sonntag' sprach Müller von einer "trostlosen Diffamierung" und sagte: "Das ist unsachlich und spricht mehr für Polemik als für Sachverstand."

Der VW-Chef machte auch deutlich, dass der Dieselantrieb aller Kritik zum Trotz "eine Top-Technologie" sei und "auch auf mittlere Sicht weiter eine wichtige Rolle" spielen werde. Er wies aber auch auf künftige Emissionsvorgaben der EU zum Klimaschutz hin. "Wir müssen ab 2020 deutlich mehr, sehr viel mehr Elektrofahrzeuge verkaufen, sonst werden wir die CO2-Ziele verfehlen. Dann drohen gewaltige Strafzahlungen", sagte Müller. "Von den Arbeitsplätzen und der Zukunftsfähigkeit unserer Industrie ganz zu schweigen. Deswegen fordere ich dazu auf, dass jetzt alle ihre Hausaufgaben erledigen." (dpa)

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KOMMENTARE


Christian Elvers

27.12.2017 - 16:54 Uhr

"Wir in der Wirtschaft müssen die Zusammenhänge besser erklären." Eine neuerliche Unverschämtheit, die Wendehals Müller von sich gibt. Konnte er bis heute erklären, warum und welchem Ausmaß sein Konzern die Kunden betrogen hat? Steht er gar dazu und entschädigt seine betrogenen Käufer? Nichts von dem. Stattdessen Sprüche klopfen, die vom elektrischen Mainstream besoffenen Medien werden es abdrucken. Und ein paar spinnerte Grüne es dankbar aufnehmen.


Raven

27.12.2017 - 16:58 Uhr

Zeit den Diesel sauberer zu machen war da. Fuer einen Konzern von der Groesse VW's zu genüge. Die Autofahrer zu betrügen war aber Ertragsstaerker. Mueller wurde scheinbar nur Chef weil er gut heulen kann so scheint es. Jetzt sollte man diesen Konzern so mit Strafen belegen das die Broetchen mal kleiner werden. Aber Mueller kommt wie die Merkel aus dem Osten. Wie war das mit den Kraehen?


Ulrich-Helms Havemann

27.12.2017 - 18:47 Uhr

Müller soll nicht ablenken, er soll seine Kunden u Händler entschädigen für den unglaublichen Diesel-Abgasbetrug und seine Koffer packen, er lässt seine Mitarbeiter in den Knast gehen u selber keine Verantwortung übernimmt! Solche "Wirtschaftsführer" gehören zur Rechenschaft gezogen!!!


Mex

27.12.2017 - 19:22 Uhr

Es wäre einfach mal Demut angesagt in diesem Konzern.Zuerst die Kunden beschummelt (bescheisen) dann wieder auf Staatssubventionen hoffen was soll das Herr Müller.Eine Subvention für dieses gab und gibt es nicht bei Einführung dieses Gesetzes wurde die Kfz-Steuer für den Diesel erhöht und wegen des Tranportgewerbes die Mineralölsteuer für Dieselkraftstoff gesenkt das war die Erklärung der Parlamentarier


Jonas

27.12.2017 - 22:19 Uhr

Ich hätte mich gefreut, wenn Herrn Müller auch zum Thema Dieselskandal mutig gewesen wäre und Klartext gesprochen hätte. Leider habe ich das Gefühl, dass nach wie vor das Gegenteil der Fall ist. Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es fast amüsant zu nennen, dass Herr Müller eine Abkehr vom Diesel und Subventionen fordert, wo doch das E-Auto das erklärte Zukunftsthema des Konzernsund Gegenstand milliardenschwerer Investitionen ist. Es versteht sich wohl selbst, dass man mit dem Themen Diesel und Abgasreinigung keinen Blumentopf gewinnen kann. Unerträglich dieser Konzern.


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