Angesichts der guten Auslastung seiner deutschen Standorte ist Europas größter Autobauer Volkswagen wegen der Übernahme weiterer Leiharbeiter im Gespräch mit dem Betriebsrat. Ein Konzernsprecher bestätigte am Montag entsprechende Kontakte. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh hatte in einem Interview des "Handelsblatt" (Montagsausgabe) erklärt: "Mit dem Unternehmen sprechen wir darüber, auch alle Zeitarbeiter an den deutschen Standorten einzustellen, die in den kommenden drei Monaten länger als 36 Monate bei VW sind." Betroffen wären mehrere hundert Mitarbeiter.
Das Unternehmen habe innerhalb von zwei Jahren 3.000 Leiharbeiter angestellt. Nach Unternehmensangaben ist geplant, mittelfristig die Quote der Leiharbeiter an der Stammbelegschaft von zur Zeit rund zehn Prozent zu halbieren.
Volkswagen hat in seinen deutschen Werken insgesamt gut 100.000 Tarifbeschäftigte – bei allen Marken zusammen genommen sind es in Deutschland konzernweit 249.000 Mitarbeiter. Volkswagen nutzt die Zeitarbeit traditionell nicht nur zur Abdeckung von Spitzen in der Produktion, sondern auch zur Qualifikation für die spätere Übernahme in die Stammbelegschaft. Logistikdienste lagert VW nach den Angaben allerdings an preiswerte Subunternehmen aus.
Bewegung zeichnet sich im schwelenden Streit um einen Betriebsrat am US-Standort Chattanooga ab. Nach "Handelsblatt"-Informationen verhandelt die US-Autogewerkschaft United Auto Workers (UAW) seit Freitag mit dem Volkswagen-Konzern. Bestätigt wurden diese Gespräche allerdings weder vom Unternehmen selbst noch vom Betriebsrat.
Mitbestimmung nach deutschem Vorbild
Volkswagen will in seinem US-Werk auch auf Druck deutscher Gewerkschafter gegen den Willen konservativer US-Politiker eine Mitbestimmung nach deutschem Vorbild durchsetzen. Nach Betriebsrats-Darstellung haben alle 100 VW-Produktionsstandorte weltweit Arbeitnehmervertretungen - nur der bisher einzige US-Standort Chattanooga nicht. Er liegt im konservativen Südstaat Tennessee, wo die Republikaner dominieren. (dpa)