Vor Beginn der Messe IAA Mobility hat Greenpeace am Messegelände in München mit versenkten Autodächern protestiert. Aktivisten der Organisation stiegen am Montag in eine Wasserfläche vor dem Haupteingang und hielte Transparente mit Aufschriften wie "Autoindustrie versenkt Klimaschutz" oder "Shrink now or sink later" in die Höhe. Dabei führten sie Karosserieteile von drei Autos mit sich, die den Eindruck von unterschiedlich tief versenkten Fahrzeugen vermittelten.
Mit der Aktion will Greenpeace gegen "maßlose Verschwendung durch Autobauer" protestieren. Die versenkten Karosserieteile sollten dabei auf die durch den Klimawandel zunehmenden Extremwetterereignisse wie Starkregen hinweisen.
"Die deutsche Autoindustrie prasst, als gäbe es kein Morgen", kritisierte Greenpeace-Verkehrsexpertin Marissa Reiserer. "Der enorme Energieverbrauch ihrer Autos treibt die Klimakrise, das hohe Gewicht steigert die Ausbeutung von Rohstoffen. Damit diese Verschwendung aufhört, brauchen wir eine Verkehrspolitik, die Mobilität nicht länger mit dem eigenen Auto gleichsetzt. Eine verlässliche Bahn wie etwa in der Schweiz und ein gut ausgebauter ÖPNV sind die Voraussetzung für eine Mobilität, die nicht länger Klima und Natur versenkt."
Mittlere Ring teilweise gesperrt
Mit einer Abseilaktion über dem Mittleren Ring in München haben Aktivisten der Organisation Extinction-Rebellion am Montag Staus ausgelöst. Am späten Vormittag seilten sich zwei Menschen von einer direkt neben der BMW-Zentrale über die zentrale Straßenverkehrsader führenden Brücke ab. Die Polizei ließ sie bei der angekündigten Aktion gewähren. In beiden Richtungen wurde der Mittlere Ring teilweise gesperrt, was zu Behinderungen führte. Auf einem Transparent forderten die Aktivisten, die von einer kleinen Gruppe Demonstrierender auf der Brücke begleitet wurden, "Klimaschutz statt IAA - Geld für Öffis, nicht für Autobahnen".
Die IAA wird am Dienstag eröffnet und geht bis zum kommenden Wochenende. Am Montag, dem sogenannten Pressetag, gab es bereits zahlreiche Präsentationen für die Medien. Die IAA findet dieses Jahr zum zweiten Mal in München statt. Die Messe ist umstritten und hatte bereits 2021 zahlreiche Proteste angezogen.
Für die Anti-IAA-Demonstration am kommenden Sonntag erwarten die Veranstalter eher weniger Teilnehmer als vor zwei Jahren. Eine Sprecherin der Veranstalter begründete das am Montag mit den Zusammenstößen, die es damals mit der Polizei gegeben habe. Angesichts der "Prügelorgien" beim letzten Mal sei manchen Menschen "das Demonstrieren vergangen". Eine Vertreterin des Mobilitätswendecamps sagte, sie rechne mit weniger aber nicht viel weniger Protest. Die Situation sei dieses Jahr anders als vor zwei Jahren. Damals habe es eine breitere gesellschaftliche Debatte darüber gegeben, ob die IAA noch zeitgemäß sei.
Weg vom Individualverkehr
Mehrere IAA-kritische Organisationen hatten am Montag zu einer Informationsveranstaltung zur Messe eingeladen. Dort betonten Sie ihre Kritik an Autoindustrie und der IAA, die sie als "Greenwashing-Veranstaltung" sehen. Die von ihnen geforderte Mobilitätswende weg vom Individualverkehr könne nur gegen die Interessen der Autoindustrie gelingen. Gleichzeitig betonten sie, dass es nicht darum gehe, das Auto zu verbieten. Vielmehr müssten Alternativen wie der öffentliche Nahverkehr auch auf dem Land so gut ausgebaut werden, dass man es nicht mehr brauche.
Zu den Kritikpunkten der IAA-Gegner gehören unter anderem die Auswirkungen des Autoverkehrs auf das Klima, der Ressourcenverbrauch durch den Autobau, die sozialen Auswirkungen in den Ländern, in denen Rohstoffe abgebaut werden, aber auch die Belegung des öffentlichen Raums in München durch die Messe.