Mitten im Abgas-Skandal soll der Stahl-Manager Karlheinz Blessing neuer Personalvorstand von Volkswagen werden. Eine entsprechender Bericht des "Tagesspiegels" wurde der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in Konzernkreisen bestätigt. Blessing soll am kommenden Mittwoch vom VW-Aufsichtsrat zum neuen VW-Personalchef ernannt werden. Ein Unternehmenssprecher in Wolfsburg wollte sich zu dem Bericht nicht äußern.
Der 58-jährige Blessing ist derzeit Vorstandsvorsitzender der Stahlherstellers Dillinger Hütte. Blessing war Büroleiter des damaligen IG Metall-Vorsitzenden Franz Steinkühler und Anfang der 1990er Jahre Bundesgeschäftsführer der SPD. 1993 ersetzte er als Arbeitsdirektor bei der Dillinger Hütte Peter Hartz, der damals zu VW nach Wolfsburg ging. Seit 2011 ist der Vorstandschef der Dillinger Hütte.
Blessing sei gut in der IG Metall vernetzt, habe aber auch unternehmerische Erfahrung, hieß es in den Konzernkreisen. "Das passt." Das Vorschlagsrecht für den Personalchef hat die IG Metall. Der bisherige VW-Personalvorstand Horst Neumann war vor kurzem in den Ruhestand getreten. Als Favorit auf den Posten galt lange der mächtige VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Doch Osterloh verzichtete, weil er in der derzeitigen Krise seine Kollegen "nicht allein" lassen wollte.
Die Position des Personalchefs ist eine Schlüsselposition bei Europas größtem Autobauer. Der Skandal um manipulierte Abgastests für Dieselfahrzeuge sowie falsche CO2-Angaben hatte VW in eine schwere Krise gestürzt. VW hatte den Sparkurs verschärft und will alles auf den Prüfstand stellen.
Dabei geht es auch um die Zukunft von Jobs. Die VW-Spitze hat auch unter Druck der Arbeitnehmervertreter der Stammbelegschaft eine Jobgarantie gegeben. Leidtragende dürften in erster Linie Leiharbeiter sein, deren Perspektive bei VW unsicher ist. Jüngst machte die Meldung die Runde, dass Ende Januar im VW-Nutzfahrzeugwerk in Hannover rund 300 Verträge auslaufen und weitere 500 zunächst nur um drei Monate verlängert werden sollen. Allein bei der Kernmarke VW sind 7.000 Leiharbeiter unter Vertrag. (dpa)