Der Volkswagen-Konzern will trotz der hohen Unsicherheit durch die Corona-Krise seine Investitionen in den kommenden fünf Jahren stabil halten. Gleichzeitig steckt der größte Autohersteller der Welt knapp die Hälfte der geplanten Gesamtausgaben von etwa 150 Milliarden Euro bis einschließlich zum Jahr 2025 in Zukunftstechnologien wie alternative Antriebe und Digitalisierung.
Bedeutend mehr Mittel fließen vor allem in die Software. Wie das Unternehmen am Freitag nach einer Aufsichtsratssitzung zur Fünfjahresplanung in Wolfsburg mitteilte, sind insgesamt 73 Milliarden Euro für den Ausbau von Elektromobilität, Hybridtechnik und Digitalem geplant. Das ist deutlich mehr als im letzten Fünfjahresplan mit etwa 60 Milliarden Euro für diese Bereiche.
27 Milliarden Euro für Software und Vernetzung
Vor allem leitet Konzernchef Herbert Diess nun mehr Geld in die Entwicklung von Software und Vernetzung. Der Betrag wächst hier mit 27 Milliarden Euro auf etwa das Doppelte. Diess hat schon häufiger betont, dass nach dem Umbruch zu Elektroantrieben insbesondere die Vernetzung und die Steuerung per Software an vorderster Stelle stehe.
"In den nächsten Jahren wird es darauf ankommen, auch bei der Software im Fahrzeug eine Spitzenposition einzunehmen", sagte er. Für E-Antriebe veranschlagt der VW-Konzern mit 35 Milliarden Euro rund 2 Milliarden Euro mehr als bei der letzten Planung Ende 2019.
Die Gesamtsumme (150 Mrd Euro) bleibt im Vorjahresvergleich so gut wie unverändert, obwohl die Aussichten für die Autobranche wegen der pandemiebedingten Konjunkturkrise und des harten Umbruchs bei den Antriebstechnologien alles andere als sicher sind. Am Montag will VW Investoren und Analysten seinen finanziellen Ausblick erläutern - dann dürfte sich auch zeigen, wann VW wieder mit einer Normalisierung der Lage rechnet. Bisher hatte Diess immer klargemacht, dass die Krise mindestens bis 2022 die Geschäfte belasten wird.
Der Konzern sieht seine Investitionsplanung unter der Voraussetzung eines "moderaten Wachstums" der Weltwirtschaft und der wichtigsten Märkte über die bevorstehenden fünf Jahre - "mit regionalen Unterschieden". Außerdem sollen in der VW-Gruppe noch mehr Prozesse verschlankt und weniger nachgefragte Modelle gestrichen werden. Die chinesischen Gemeinschaftsunternehmen sind in den Kalkulationen für die Ausgaben noch nicht eingeschlossen.
Produktion des Passat geht nach Bratislava
VW verteilt mit der neuen Fünfjahresplanung auch Geld und Modelle auf die Werke um. So geht die Produktion des Mittelklassemodells Passat wie erwartet ab 2023 ins slowakische Bratislava. Dort soll der Passat zusammen mit der Superb-Familie der tschechischen Tochter Skoda gefertigt werden - was Kosten sparen soll. Der angestammte Passat-Standort Emden bekommt dafür nach dem ID.4 ein weiteres vollelektrisches Modell mit dem viertürigen Aero. Unter anderem dafür steckt Volkswagen eine Milliarde Euro in das Werk an der Nordseeküste.
Die deutschen VW-Standorte bekommen über die nächsten fünf Jahre rund 20 Milliarden Euro, mehrere neue Modelle gehen ins Heimatland. Nach Angaben des Betriebsrats fließen allein ins Stammwerk Wolfsburg mehr als drei Milliarden Euro. Hier sollen unter anderem ein Nachfolger für den kleinen SUV Tiguan sowie ein neuer Groß-SUV ähnlich dem in China hergestellten Modell Tayron angesiedelt werden. VW zieht auch sämtliche Varianten des Kernmodells Golf in der Zentrale zusammen.
Für die sächsischen Standorte in Zwickau, Dresden und Chemnitz sind 1,2 Milliarden Euro vorgesehen. Der Standort Hannover, an dem die kleineren VW-Nutzfahrzeuge zu Hause sind, wird zum Mehrmarkenwerk. Zur Fertigung eines neuen Elektro-Oberklassewagens (D-SUV) in drei verschiedenen Varianten für andere Konzernmarken werden in Hannover rund 680 Millionen Euro reserviert. Die Transportertochter VWN erhält insgesamt - auch für andere Standorte - knapp 4,5 Milliarden Euro. (dpa)