Zwei Amerikaner, die dem früheren Autoboss Carlos Ghosn zu seiner spektakulären Flucht aus Japan verholfen haben, müssen in Japan ins Gefängnis. Das Bezirksgericht in Tokio verurteilte den 60 Jahre alten früheren Elite-Soldaten Michael Taylor zu zwei Jahren Haft. Sein Sohn Peter (28) muss für ein Jahr und acht Monate hinter Gitter. Die beiden hatten sich schuldig bekannt. Hilfe für einen Kriminellen kann in Japan mit bis zu drei Jahren geahndet werden. Die Verteidigung hatte Bewährungsstrafen für die beiden Männer gefordert.
Ghosn, ehemaliger Vorstandschef des französisch-japanischen Autobündnisses Renault-Nissan-Mitsubishi, war am 19. November 2018 in Tokio unter anderem wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Im April 2019 kam er unter strengen Auflagen auf Kaution aus der Untersuchungshaft. Im Dezember verließ Ghosn sein Haus in Tokio und nahm den Hochgeschwindigkeitszug nach Osaka. In einem Hotel dort versteckte er sich in einer großen Kiste, die für Audio-Ausrüstung vorgesehen ist. Um atmen zu können, wurden Löcher hineingebohrt. Am Flughafen wurde die Kiste nicht durchleuchtet.
In einem Privatjet wurde Ghosn außer Landes gebracht. Zunächst folg er in die Türkei und dann in den Libanon. Ghosn hat neben der französischen auch die libanesische sowie die brasilianische Staatsbürgerschaft. Am 31. Dezember äußerte sich Ghosn vom Libanon aus und geißelte Japan in einer Wutrede. Er wies alle Vorwürfe zurück und sprach von einer Verschwörung gegen ihn. Japan bemühte sich um seine Auslieferung - doch hat es mit dem Libanon kein Auslieferungsabkommen. Wegen der Flucht gebe es keine Aussicht, dass Ghosn in Japan der Prozess gemacht werden könne, befand das Gericht.
Seine beiden Fluchthelfer waren im Mai vergangenen Jahres im US-Bundesstaat Massachusetts verhaftet und im März ausgeliefert worden. Während ihres für japanische Verhältnisse kurzen Prozesses hatten sie sich entschuldigt. Ghosn habe sie hinsichtlich des japanischen Justizsystems getäuscht, hieß es. Sie widersprachen, dass sie finanziell von ihrer Fluchthilfe profitiert hätten. Die rund 1,3 Millionen Dollar, die sie laut der Staatsanwaltschaft von Ghosn erhalten hatten, hätten gerade mal die Kosten für die Aktion gedeckt. Das Gericht befand jedoch, sie hätten aus finanziellen Motiven gehandelt. Sie können das Urteil innerhalb von zwei Wochen anfechten.