Angesichts des Skandals um manipulierte Abgaswerte kündigt die Autobranche ein prinzipielles Umdenken an. "Hersteller und Zulieferer werden künftig ihr Augenmerk noch mehr auf die Unternehmenskultur legen", versprach Matthias Wissmann, der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" (Donnerstag). "Sie muss durch Offenheit und eine von Werten geprägte Diskussions- und Widerspruchsfähigkeit bestimmt sein."
Mechanismen zur Überwachung von Regeltreue müssten im Einzelfall gestärkt werden, etwa indem die interne Kontrolle stärker mit den technischen Disziplinen verzahnt werde. "Gerade im Produktentstehungsprozess ist kritische Kontrolle gefragt", sagte Wissmann. Notwendig seien aber auch präzise gesetzliche Vorgaben ohne Interpretationsspielräume.
Die EU peilt striktere Tests für Spritverbrauch und Kohlenstoffdioxid-Emissionen von Autos an, darauf verständigten sich Experten der EU-Staaten am Mittwochabend in Brüssel. Dabei soll vor allem die Diskrepanz von Testergebnissen im Labor und beim realen Verbrauch im Straßenverkehr beseitigt werden. Der Vorschlag soll nun dem Europaparlament und den EU-Staaten vorgelegt werden, die neuen Regelungen könnten ab September 2017 schrittweise eingeführt werden.
Für den Verkehrsclub Deutschland (VCD) ist die geplante Brüsseler Reform nur ein erster Schritt, weil die Tests weiter im Labor stattfinden. "Der Verbrauch von Pkw und der damit verbundene CO2-Ausstoß muss zusätzlich durch Tests auf der Straße überprüft werden", forderte der Verein.
Kohlendioxid (CO2) zählt zu den für den Klimawandel verantwortlichen Treibhausgasen. Im Abgas-Skandal geht es um Stickoxid-Emissionen von Diesel-Fahrzeugen. Diese sind nicht klimarelevant, aber gesundheitsschädlich. (dpa)