Trotz der Verschiebung der Entscheidung über ein neues VW-Werk in der Türkei gibt es türkischen Quellen zufolge weiter Gespräche zwischen dem deutschen Autobauer und der türkischen Automobilindustrie sowie der Regierung. Der Chef des Exporteure-Verbandes der türkischen Automobilindustrie (OIB), Baran Celik, sagte vor dem Wochenende, "ich weiß, dass die Regierung mit VW in Kontakt ist." Man warte nun auf das Resultat. Industrieminister Mustafa Varank bestätigte bei einem Gespräch in Ankara, "wir reden immer mit der deutschen Seite. ... Unsere Aufgabe ist es, mit dem Investor zu sprechen, mit Volkswagen zu sprechen."
Dem Chef des Zuliefererverbandes der Automobilindustrie, Alper Kanca, zufolge setzt Volkswagen zudem Gespräche mit Zulieferern fort. "VW hat vor ein paar Monaten angefangen, Zulieferer zu organisieren und sich an Firmen ranzutasten. Sie hatten konkrete Fragen. Die Kommunikation über diese Anfragen geht weiter", sagte Kanca.
Volkswagen hatte angesichts einer international massiv kritisierten Militäroffensive der Türkei in Nordsyrien Mitte Oktober den Beschluss für ein neues Werk nahe Izmir verschoben. Zuvor hatte vieles daraufhin gedeutet, dass sich die Türkei als Standort etwa gegen Bulgarien durchsetzen würde. Der schwächelnden türkischen Wirtschaft wäre die große Investition äußerst willkommen. Wirtschaftsvertreter äußerten Unverständnis über die Begründung der Entscheidung. Die Türkei erwarte von Volkswagen, "dass sie keine politische, sondern eine wirtschaftliche Entscheidung" treffe, sagte Varank.
Der Minister bestätigte auch, dass es Gespräche zwischen türkischen und deutschen Gewerkschaftern gebe. "Ich weiß, dass es Kontakte zwischen unseren und den dortigen Gewerkschaften gibt", sagte er.
Exporteure-Verbands-Chef Celik sagte: "Wir haben der Gewerkschaft, die die türkische Automobilindustrie abdeckt, vorgeschlagen, informell mit der VW-Gewerkschaft zu sprechen, da wir gehört haben, dass diese nicht möchte, dass VW in die Türkei geht." (dpa)