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Daimler: So will Konzernchef Källenius sparen

14.11.2019 09:29 Uhr
Daimler: So will Konzernchef Källenius sparen
Daimler-Boss Ola Källenius: Kosten runter, Investitionen kappen, Modellpalette straffen
© Foto: picture alliance / Uwe Anspach/dpa

Weiter wachsen, aber nicht um jeden Preis. Und sparen, wo es geht. Daimler-Chef Källenius hat seine Zukunftsstrategie vorgelegt – und darin intensiv den Rotstift angesetzt.

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Sechs Monate nach seinem Antritt bei Daimler ruft der neue Vorstandschef Ola Källenius einen rigiden Sparkurs bei dem Autobauer aus. Kosten runter, Investitionen kappen, Modellpalette straffen: Die Strategie, die der seit Mai amtierende Schwede am Donnerstag in London präsentierte, lässt nichts aus. Vor allem die strenger werdenden Vorgaben der EU für den Kohlendioxid-Ausstoß (CO2) der Neufahrzeuge setzen Daimler in den kommenden Jahren finanziell unter Druck - bei Pkw, Vans sowie Lastwagen und Bussen.

Das mache eine Steigerung der Effizienz in allen Bereichen des Unternehmens erforderlich, sagte Källenius. "Dazu gehören auch die Verschlankung unserer Prozesse und Strukturen." Allein beim Personal will der Autobauer in den kommenden drei Jahren konzernweit rund 1,4 Milliarden Euro einsparen und dazu unter anderem jede zehnte Stelle auf den Führungsebenen streichen. Auch in der Verwaltung sollen Arbeitsplätze wegfallen. Zudem will Källenius die Materialkosten senken, die allein im Pkw- und Van-Bereich rund 45 Milliarden Euro im Jahr ausmachen.

Der Betriebsrat reagierte alarmiert. "In der Automobilindustrie stehen wir vor schwierigen Zeiten", sagte Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht. "Wir müssen uns dieser Realität stellen, dürfen aber nicht an der Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens sparen." Brecht hatte einige Details der Sparpläne schon Ende vergangener Woche öffentlich gemacht und von 1100 zu streichenden Stellen im Management gesprochen. Källenius wollte zu absoluten Zahlen am Donnerstag auch auf Nachfrage nichts sagen.

Um die CO2-Vorgaben zu erreichen und Strafen zu vermeiden, muss Daimler den Anteil von Elektro- und Hybridfahrzeugen an seiner Neuwagenflotte deutlich erhöhen. Etwa zwei Prozent sind es bisher, kommendes Jahr sollen es neun sein, ein Jahr später dann bereits 15 Prozent. Das kostet viel Geld für Entwicklung und Produktion, bringt auf absehbare Zeit aber deutlich weniger ein. Hinzu kommen hohe Investitionen in Zukunftstechnologien wie das autonome Fahren oder milliardenschwere Altlasten wie die Diesel-Rückrufe.

Gut 100 Gramm CO2 pro Kilometer darf die Mercedes-Neuwagenflotte 2020 im Schnitt noch ausstoßen, 138 Gramm sind es nach dem älteren Messverfahren NEFZ derzeit. "Auch wenn es wie eine Herkulesaufgabe aussieht: Wir können das Ziel erreichen", sagte Källenius. Man müsse dazu aber im kommenden Jahr bereits die Sonderregeln wie die sogenannten Supercredits nutzen, die der Gesetzgeber zugesteht, um den Übergang zu erleichtern. Die Technologie habe man, sagte Källenius. Was man nur bedingt beeinflussen könne, sei das Kaufverhalten der Kunden.

"Wählerischer" bei Investitionen

Was die Investitionen angeht, will Källenius künftig "wählerischer" sein, sprich: Strikter überprüfen, wofür der Konzern Geld ausgibt und wofür nicht – auch bei Forschung und Entwicklung. Das aktuelle Niveau von 16 Milliarden Euro bleibt noch 2020, danach soll es wieder sinken. "Wir haben alles von allem", sagte der Schwede mit Blick auf die Motorvarianten, die Mercedes in seinen Fahrzeugen anbietet. Das werde es so auf lange Sicht nicht mehr geben.

Auch will Daimler künftig noch mehr aus dem lukrativen Geschäft mit AMG-Modellen, dem Maybach und den G-Klasse-Geländewagen herausholen und sich insgesamt in jedem Segment stärker auf die Fahrzeuge mit den höchsten Gewinnspannen konzentrieren. "Wir sollten wachsen, aber wir sollten profitabel wachsen", sagte Källenius. Die Frage sei, mit welchen Autos man das Geld verdiene.

Dass die Sparte damit schnell zurück zu alter Stärke und Profitabilität gelangt, glaubt auch Källenius selbst allerdings nicht. Mindestens sechs Prozent Umsatzrendite für Pkw und Vans erwartet er nun im besten Fall für das Jahr 2022. Ursprünglich war der Plan, mit dem Pkw-Geschäft schon 2021 zurück zum langfristigen Zielkorridor von acht bis zehn Prozent zu kommen.

Zulieferer sollen mitentwickeln

Was der Betriebsrat gar nicht gerne hören dürfte: Källenius will auch Zulieferer stärker in Entwicklungen einbeziehen. "Wir haben durchaus unseren Ingenieursstolz", sagte er. "Aber in manchen Fällen könnte etwas, das sie haben, das weniger komplex ist und weniger kostet, den selben Zweck erfüllen."

Im Motorenwerk in Untertürkheim wird gerade hart darüber verhandelt, ob Mercedes die Antriebe für die nächste Elektroauto-Generation von den eigenen Leuten bauen lässt oder – wie bisher – extern einkauft. "Unser Weg muss sein, an erster Stelle Prozesse und Fremdvergaben auf den Prüfstand zu stellen", mahnte Gesamtbetriebsrats-Vize Ergun Lümali. "Wir fordern das Insourcing von ausgelagerten Tätigkeiten."

Betriebsbedingte Kündigungen hat Daimler bis 2030 ausgeschlossen, auch Abfindungsprogramme oder ähnliches soll es nicht geben – was nicht ausschließt, dass der Konzern zum Beispiel freiwerdende Stellen nicht nachbesetzt. Was individuelle Ausscheidungsvereinbarungen angeht, würde der Betriebsrat mit sich reden lassen – sofern es punktuell und freiwillig bleibt. Auch eine Ausweitung der Altersteilzeit zum Beispiel wird gerade diskutiert. Einen Verzicht auf kommende Tariferhöhungen hingegen lehnen die Vertreter der Arbeitnehmer kategorisch ab.

Källenius betonte, man werde sozial und verantwortungsvoll vorgehen. "Dass eine solche Initiative keinen Applaus bekommt, dürfte klar sein", sagte er. "Aber wir sitzen im selben Boot."

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KOMMENTARE


Eckart Ramthun

14.11.2019 - 18:32 Uhr

Die Investoren glauben ihm nicht, weil er ja kein neuer Vorstand ist, und er alles vorher mit Dr. Zetsche gemeinsam eingefädelt hatte. Der große Gewinner ist der Gesamtbetriebsratsvorsitzende, Michael Brecht, der klug eine Beschäftigungsgarantie für die Belegschaft bis 2029 ausgehandelt hatte. Aber nun nimmt das Unheil seinen Lauf. Frage: Wo war eigentlich die ganze Zeit der langjährige AR Vorsitzende, Dr. Manfred Bischoff??? Hat er nicht die Entwicklung gesehen?


Luggi

14.11.2019 - 19:11 Uhr

Wieso sitzt Herr Källenius mit den Arbeitnehmern, von denen man sich trennen wird(muß?) in einem Boot? Da hätte ich mir ein souveräneres Auftreten vorgestellt und etwas mehr soziale Kompetenz.


Alter Zausel

15.11.2019 - 12:11 Uhr

Autonomes Fahren erfordert Milliardeninvestitionen - nur wer will wirklich autonom unterwegs sein ? Elektromobilität ebenfalls - weil die Politik es fordert - ungeachtet dessen, dass es eine unbrauchbare, unpraktische u. nur lokal umweltfreundliche Mobilität zur Folge hat. Und - hoffentlich spart er dadurch nicht noch mehr an der Qualität der Fahrzeuge wie der verstärkte Einsatz von Hartplastik in den Pkw schon vermuten lässt. Auch der frei vor dem Armaturenbrett sehende - statt eingefasste Monitor - bei der neuen A-Klasse Generation sieht ja wohl unmöglich aus ! Der Stern ist sehr kostbar - das wurde in Stuttgart schon häufiger vergessen !! Aber sie sollten sich auch nicht von Politikern u. "Öko-Terroristen" am "Ring in der Nase" durch die Manege ziehen u. sich öffentlich vorführen lassen ! Sondern mal kräftig auf den Tisch hauen u. klar sagen was technisch möglich u. bezahlbar ist - ohne das es Millionen Arbeitslose zur Folge hat. Und das es ohne saubere Verbrenner nicht geht - gerade bei Daimler nicht - mit den vielen Fuhrpark- u. Nutzfahrzeugkunden !!


pietro

16.11.2019 - 10:51 Uhr

eien saubere langfristige strategische Unternehmens-Planung mit kontinuerlichem Kostencontrolling würde dies Hauruckaktionen verhindern, macht man nicht, solange der ROCE noch eingermaßen io ist. Daimler hat in den letzten 20 Jahren min. 5 solcher Optimierungsrunden gedreht.Offensichtlich nichts dazu gelernt. Wenn man die unzähligen Fahrzeug-Derivate und die Kanibalisierung der Produkte registriert , muss man sich nicht wundern, warum die Deckungsbeiträge nicht mehr stimmen. Bei einigen Führunsgkräften, die nicht mehr "benötigt" werden, dürften diese neuen Frührentner schon in den Startlöchern stehen und ihre Spezial-Abfindungen ausrechnen. Man kann nur hoffen, daß nicht, wie in alten Zeiten, die hochkarätigen Experten nach Hause geschickt werden. Die werden dann von den Asiaten angeheuert und machen dort noch gute Jobs für die Konkurrenz.


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