Auf der Autobahn 5 werden erstmals Lastwagen mit Stromabnehmern im realen Verkehr getestet. Die Teststrecke in Hessen ist Angaben des Bundesumweltministeriums zufolge die erste auf öffentlicher Straße in Deutschland. 2018 wird der sogenannte "eHighway" gebaut, 2019 sollen die ersten Spezial-Lastwagen mit Strom aus Oberleitungen fahren. Hessens grüner Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir gab am Montag in Frankfurt den symbolischen Startschuss.
Die Teststrecke entsteht zwischen den Anschlussstellen Langen/Mörfelden und Weiterstadt. Sie ist rund fünf Kilometer lang und wird im kommenden Jahr in beiden Richtungen elektrifiziert. Finanziert wird das Pilotprojekt vom Bundesumweltministerium, das die Kosten von knapp 15 Millionen Euro komplett übernimmt.
Die Technik wurde von Siemens entwickelt und auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz in Brandenburg erprobt. Laut Bundesumweltministerium entstehen außerhalb Hessens noch zwei weitere Teststrecken: auf der Autobahn 1 bei Lübeck und auf einer Bundesstraße in Baden-Württemberg. Nach Angaben der Verkehrsbehörde Hessen mobil sind drei Speditionen bereit, die Strecke mit je einem Lkw zu testen, mit zwei weiteren Unternehmen liefen Gespräche.
Ausfahrbare Abnehmer spenden Strom
Doch wie funktioniert der eHighway? Wie auf Bahnstrecken müssen entlang der Straße Strommasten aufgestellt werden. Erkennen die Sensoren im Dach des Lastwagens eine Oberleitung, werden die Abnehmer ausgefahren. Der Elektromotor wird mit Strom gespeist und zugleich die Batterie aufgeladen. Damit kann der Lkw nach dem Abdocken elektrisch weiterfahren. Ist der Akku erschöpft, kann der Hybridmotor mit Diesel weiterfahren.
"Ziel ist es, den Lieferverkehr umweltfreundlicher zu gestalten", sagt Gertrud Sahler aus dem Bundesumweltministerium. "Es reicht nicht aus, den Individualverkehr zu elektrifizieren." Neben der Strategie, möglichst viel Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern, müsse auch der Güterverkehr auf der Straße so klimaneutral wie möglich werden.
"Ob der Oberleitungs-Lkw die Zukunft ist, ist völlig offen", sagt Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbands. Zu viele Fragen seien offen, zum Beispiel, wie dicht das Oberleitungsnetz wäre und ob die Anschaffung der Lkw sich wirtschaftlich rechnen würde. Der Verband habe keine Präferenz für eine bestimmte Technik, würde aber "einen völlig emissionsfreien Lkw lieber heute als morgen einsetzen." (dpa)
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