Das batterieelektrische Auto (BEV) ist in den großen Märkten Europas weiter auf dem Vormarsch. Wie Branchenexperte Detlef Borscheid in einer aktuellen Analyse schreibt, ist mittlerweile fast jeder zehnte Neuwagen ein reiner Stromer (9,8 Prozent). Im Juli 2022 seien 59.561 neue BEV in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und UK zugelassen worden – das war ein Plus von 17,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Allerdings: Das Wachstum fiel in der ersten sieben Monaten mit 24,5 Prozent noch deutlicher aus.
Dagegen hat sich die Talfahrt der Plug-in-Hybridfahrzeuge (PHEV) beschleunigt. Im Juli wurden laut Borscheid in den "Big-5"-Ländern nur 46.234 PHEV-Neuzulassungen registriert, fast ein Viertel weniger als im Vorjahr. Nach der ersten sieben Monaten beläuft sich der Rückgang auf 12,6 Prozent. Der Marktanteil der Plug-in-Hybride liegt aktuell bei 7,6 Prozent.
"Ein Grund für die dynamischere Entwicklung der BEV liegt an der deutlich höheren staatlichen Förderung", so der Experte. Weiterhin spielten auch die sich verschärfenden CO2-Flottenziele eine Rolle, die einen immer größer werdenden Anteil von reinen Elektroautos bedingen würden. Dazu kämen das stark wachsende Modellangebot der Hersteller in fast allen Marktsegmenten und der zunehmende Ausbau der Ladeinfrastruktur.
Lange Lieferzeiten
Borscheid geht davon aus, dass das Elektroauto-Wachstum noch stärker gewesen wäre, wenn die Autobauer nicht mit den bekannten Lieferschwierigkeiten zu kämpfen hätten. "Lieferzeiten für BEV, die bis ins nächste Jahr gehen, sind keine Seltenheit", erklärte er.
Den Angaben zufolge unterscheiden sich die Kaufanreize für BEV- und PHEV-Fahrzeuge innerhalb der fünf Länder stark – sowohl was die Art der Incentives (z.B. direkte Unterstützung beim Kauf, Reduzierung der Kfz-Steuer bei Kauf bzw. Nutzung des Fahrzeugs, Reduzierung der Firmenwagensteuer) als auch ihren monetären Wert angeht. Dementsprechend unterschiedlich fällt auch die Marktanteilsentwicklung der BEV- und PHEV Fahrzeuge in den einzelnen Ländern aus:
Borscheid prognostiziert, dass sich die BEV-Neuzulassungen auch in den kommenden Monaten positiv entwickeln werden. Eine andere Richtung werden aus seiner Sicht die PHEV nehmen. "Insbesondere die Spreizung der staatlichen Förderung wird einen wesentlichen Beitrag zu dieser Entwicklung beitragen. Hinzu kommt das immer dichter werdende Netz von Ladestationen, die die Reichweitenangst den potenziellen Elektroauto-Käufern nimmt." Ein weiterer Punkt sei der technische Fortschritt, so würden künftige Stromer-Modelle höhere Reichweiten und kürzere Ladezeiten ausfweisen.