Mit einem klaren Dementi hat der VW-Konzern einen angeblich nahenden Stellen-Kahlschlag als falsch zurückgewiesen. Das "Manager Magazin" berichtete, der Autobauer wolle seinen Sparkurs noch verschärfen. Damit stünden "weit mehr als 10.000" Arbeitsplätze auf dem Spiel. Schon bis zur Jahresmitte wolle das VW-Management bei der ertragsschwachen Pkw-Kernmarke "massiv" an die Jobs heran. Der Konzern teilte dazu am Donnerstag mit: "Wir weisen diese Meldung strikt zurück. Wir stehen fest zu unserer Stammbelegschaft." Auch VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh zog eine rote Linie: Voraussetzung für Teamwork beim gewünschten Sparkurs sei "die Garantie des Unternehmens, dass die Beschäftigung sicher ist und bleibt".
Bei der Volkswagen-Mutter genießen rund 120.000 Menschen einen Haustarifvertrag. Es gilt eine Beschäftigungssicherung, die sich bisher automatisch verlängert. Theoretisch könnte sie von der Arbeitgeberseite aufgekündigt werden. Das jedoch würde Vorlaufzeiten mit Kündigungsfristen benötigen. Es ist zudem davon auszugehen, dass eine solche Kündigung - so sie denn überhaupt käme - zu erheblichem Unfrieden in der Belegschaft führen würde. Für diesen Frühling steht die nächste Verhandlung um den neuen Haustarif an, der noch bis Ende Mai läuft. Dann endet auch die Friedenspflicht.
Die 120.000 VW-Mitarbeiter arbeiten an den Standorten Wolfsburg, Hannover, Salzgitter, Braunschweig, Emden und Kassel. Die IG Metall hat eine gewaltige Organisationsstärke in der VW-Belegschaft.
Sparkurs soll verschärft werden
Laut "Manager Magazin" verschärft der neue VW-Markenchef Herbert Diess seinen Sparkurs weiter und peilt schon für 2016 deutliche Sprünge bei der renditeschwachen Pkw-Kernmarke an. Das Blatt schrieb, Diess wolle daher spätestens im Frühsommer "auch massiv an die Arbeitsplätze herangehen". Dabei werde es keinesfalls reichen, die Axt nur bei den etwa 7000 Leiharbeitern der Volkswagen AG anzusetzen. Es gehe auch um fest beschäftigte Mitarbeiter der Stammbelegschaft. Die Rede sei intern "von weit mehr als 10.000 gefährdeten Jobs".
Mitte November hatte Diess der Deutschen Presse-Agentur gesagt: "Ich sehe keine Bedrohung für die Stammbelegschaft." Er kündigte aber an, die Leiharbeit auf den Prüfstand zu stellen. Mitte Dezember hatte das in Sachsen erste Folgen: Die Verträge von 600 Leiharbeitern am Standort Zwickau sollen 2016 in zwei Stufen auslaufen. Alternativen für sie im Konzern sollen gesucht werden, etwa bei den Konzernschwestermarken Audi oder Porsche.
Osterloh sagte der dpa am Donnerstag: "Wirtschaftlichkeit und Beschäftigung sind bei Volkswagen gleichrangige Unternehmensziele. Das heißt für uns: Wir und die Belegschaften beteiligen uns aktiv an der Steigerung der Produktivität." Voraussetzung dafür sei neben realistischen Zielen aber auch die Garantie des Unternehmens, dass die Jobs sicher sind und es auch bleiben. "Einen anderen Weg werden wir im Sinne der Beschäftigten nicht unterstützen."
Aus VW-Aufsichtsratskreisen verlautete am Donnerstag, ein Jobabbau in der genannten Dimension sei überhaupt kein Thema. Dafür müssten dem Autobauer schon Großteile seiner Produktion wegbrechen. Trotz des Abgas-Skandals hat VW bisher beim Verkauf noch keine erheblichen "Diesel-Effekte" oder Vertrauensverluste zu spüren bekommen. Allerdings ist die bei VW hohe Fertigungstiefe seit langem umstritten. Der Autobauer macht viele klassische Zuliefereraufgaben in Eigenregie. Der Betriebsrat betont aber, das sei wettbewerbsfähig und könne sich mit den Zulieferern messen.
New Mexico verklagt VW, Audi und Porsche
Weiteres Ungemach droht VW in den USA. Nach der Regierung in Washington und zahlreichen Privatleuten hat nun auch der US-Bundesstaat New Mexico Volkswagen wegen der Abgas-Manipulationen verklagt. Die Klage richte sich gegen Volkswagen, Audi, Porsche sowie die US-Niederlassungen, teilte der Generalstaatsanwalt in Santa Fe mit. Die Autobauer hätten gegen die Gesetze zur Luftreinhaltung verstoßen. VW habe die Manipulation an seiner Software zugegeben und in Werbekampagnen falsche Angaben über die Umweltfreundlichkeit seiner Fahrzeuge gemacht.
"Es ist ungesetzlich, Profite zu machen und dabei das Vertrauen der Verbraucher in New Mexico zu brechen", heißt es in der Mitteilung. Volkswagen, Audi und Porsche würden jetzt für ihre Täuschungen zur Verantwortung gezogen. "Volkswagen hat hart arbeitende Menschen in New Mexico ausgebeutet, die die Umwelt schützen oder Treibstoff sparen wollten." Nun werde versucht, "das Maximale für den Steuerzahler herauszuholen."
Es soll zu einem Verfahren vor einer Geschworenen-Jury kommen. Die Klage war am Vortag bei einem Gericht in Santa Fe eingereicht worden. (dpa)
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Michael Kühn
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