Die Berliner Gebrauchtwagen-Plattform Auto1 mit Marken wie wirkaufendeinauto.de bekommt eine wuchtige Finanzspritze von 460 Millionen Euro. Geldgeber ist der "Vision"-Investitionsfonds des japanischen Technologiekonzerns Softbank. Auto1 werde bei dem Deal insgesamt mit 2,9 Milliarden Euro bewertet, teilten die Unternehmen am Montag mit. Damit stärkt Auto1 die Position als das Start-up mit der zweithöchsten Bewertung in Europa nach dem Musik-Streamingdienst Spotify.
Das frische Geld solle in weiteres Wachstum und die internationale Expansion fließen, hieß es. Die 2012 gegründete Firma ist bisher in über 30 Ländern aktiv und verkauft nach eigenen Angaben mehr als 40.000 Fahrzeuge pro Monat.
Es ist die erste Investition aus dem rund 93 Milliarden Dollar schweren "Vision"-Topf in Deutschland. Softbank-Gründer Masayoshi Son hatte den Fonds aufgesetzt, um in zukunftsträchtige Technologien und Unternehmen zu investieren. Das Geld kommt allerdings zu großen Teilen aus Saudi-Arabien und Abu Dhabi.
Zu den bisherigen Schwerpunkten der "Vision"-Investitionen gehörten Robotik und Mobilitätsdienste wie zuletzt Uber. Auto1 passe in diese Strategie, sagte Mitgründer und Co-Chef Hakan Koc. Die deutsche Firma habe eine effiziente datengestützte Plattform für den stark fragmentierten Gebrauchtwagenmarkt entwickelt, betonte Softbank-Manager Akshay Naheta. Er wird in den Aufsichtsrat der Auto1 Group einziehen. Auto1 arbeitet mit mehr als 35.000 Handelspartnern zusammen.
30.000 Fahrzeuge in 30 Ländern im Angebot
Wirkaufendeinauto.de und ähnliche Ableger in acht weiteren Ländern kaufen Fahrzeuge über 350 Partnerfilialen auf. Zugleich gehören zur Gruppe Handelsplätze für den Verkauf von Gebrauchtwagen: Auto1.com für professionelle Kunden und AutoHero für Verbraucher. Bei Auto1.com kommen nach Angaben des Unternehmens täglich mehr als 3.000 Fahrzeuge hinzu. Im Angebot seien 30.000 Fahrzeuge in 30 Ländern.
Als zweit-wertvollstes Start-up Europas galt Auto1 bereits seit einer Finanzierungsrunde im vergangenen Jahr, die der Firma 360 Millionen Euro einbrachte. Damals soll das Unternehmen insgesamt mit 2,5 Milliarden Dollar bewertet worden sein. Jetzt werden für etwa die Hälfte des Investments neue Aktien ausgegeben, der Deal soll dem "Vision"-Fonds am Ende einen Anteil von rund 20 Prozent bringen. Koc und der zweite Mitgründer und Co-Chef Christian Bertermann wollten einen Anteil von 30 Prozent behalten, schrieb die "Financial Times".
Bei Bewertungen in Finanzierungsrunden geht es letztlich darum, welchen Anteil an einer Firma die Geldgeber bekommen. Der Unternehmenswert nach einem Börsengang kann in beide Richtungen davon abweichen. So war Spotify zuletzt in einer Finanzierungsrunde im Sommer 2015 mit rund neun Milliarden Dollar bewertet worden. Der in Stockholm beheimatete Musikdienst plant nun einen Börsengang, bei dem ein Unternehmenswert um die 20 Milliarden Dollar erwartet wird. Bei Uber hingegen fiel die Bewertung beim jüngsten Einstieg des Softbank-Fonds von den rund 70 Milliarden Dollar in früheren Finanzierungsrunden an die Marke von 50 Milliarden. (dpa)
Olaf Dicker