Carlos Ghosn schuf einst das Auto-Bündnis von Renault, Nissan und Mitsubishi – über dessen Zukunft entscheiden nun andere. So ist für das Auto-Bündnis ein neues Führungsgremium geplant. Die Zusammenarbeit der Hersteller aus Frankreich und Japan könne damit gestärkt werden, teilte Renault am Montag in Boulogne-Billancourt bei Paris mit. Eine endgültige Abmachung gebe es bisher nicht.
Wie gleichzeitig bekannt wurde, muss Carlos Ghosn einer Vorstandssitzung des japanischen Nissan-Konzerns fernbleiben. Der 65-Jährige, der weiterhin Direktor bei Nissan ist, wollte an dem Toptreffen an diesem Dienstag teilnehmen. Das Bezirksgericht in Tokio lehnte jedoch nach eigenen Angaben vom Montag einen entsprechenden Antrag Ghosns ab. Er war früher Verwaltungsratschef des japanischen Renault-Partners Nissan gewesen.
Ghosn war in Japan wegen angeblichen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen worden und in der vergangenen Woche nach mehrmonatiger Untersuchungshaft gegen Kaution freigekommen. Ghosn war als Renault-Konzernchef zurückgetreten, hat aber in dem Unternehmen noch Ämter inne.
Gerade in Frankreich gab es nach den Enthüllungen über Ghosn immer wieder Befürchtungen, dass die von ihm lange mit eiserner Hand geführte Auto-Allianz nun ins Wanken geraten könnte. Wie Renault mitteilte, soll sich an der grundlegenden Abmachung über das Bündnis und den Überkreuz-Beteiligungen der Unternehmen nichts ändern.
Renault hält 43,4 Prozent der Anteile an Nissan, der japanische Hersteller ist seinerseits zu 15 Prozent an Renault beteiligt, hat aber dabei keine Stimmrechte.
Untersuchungen auch bei der Tochtergesellschaft
Bisher gibt es in Amsterdam ein Gemeinschaftsunternehmen von Renault und Nissan, die Renault-Nissan BV. Renault-Chef Thierry Bolloré hatte im vergangenen Monat angekündigt, dass auch bei dieser Tochtergesellschaft Untersuchungen zu möglichen Unregelmäßigkeiten laufen. Bei Renault gibt es im Zusammenhang mit Ghosn bisher einen konkreten Vorwurf, er betrifft das Schloss Versailles bei Paris. Der einst mächtige Konzernchef soll dabei persönlich von einem Sponsoring-Vertrag mit dem Barockschloss profitiert haben, es ging dabei um eine Summe von 50.000 Euro. (dpa)